Wenn Jüngerschaft irgendwie in den Hintergrund rückt…

Manchmal sind es die guten Dinge, die noch Wichtigeres verdrängen. Markus fragt sich, warum das bei Jüngerschaft so oft der Fall ist.
Wenn Jüngerschaft irgendwie in den Hintergrund rückt…

Jesus sagt: Macht alle Menschen zu Jüngern und lehrt sie…

Wie wurden Jesus Jünger ausgebildet? Wie wurden sie echte Nachfolger von ihm? Dadurch, dass sie ihn begleitet haben, er sie direkt am Leben teil nehmen ließ und sich Zeit nahm, ihnen viel zu erklären und sie zu reflektieren. Er hat sich immer mehr Zeit für seine Jünger genommen, als für andere Leute. So wurden die Schüler von Jesus zu echten Freunden, die auch wieder andere zu Jüngern machen sollten.

Ich habe mir die letzten Wochen sehr viel Gedanken gemacht, was bei mir falsch läuft. Klar, ich habe privat viel mit der Familie zu tun und wenig Zeit für Hobbys. Und ja, mein Job bringt viel Organisation und Vorbereitung mit sich. Aber ich bin sogar einen Teil meiner Arbeitszeit für Gemeinde freigestellt und doch nutze ich diesen Teil zu wenig für Jüngerschaft, glaube ich jedenfalls. Ich hatte schon intensive Jüngerschaftsbeziehungen und darf jetzt die Früchte sehen, sowohl bei den jungen Männern, die ich geprägt haben, als auch an mir selbst, weil ich gut gefördert wurde. Aber in den letzten Jahren hat sich mein Leben irgendwie geändert. Ich bin froh, wenn ich es schaffe, meine To-Do`s zu erledigen, und irgendwie klar zu kommen mit meiner Familie und meiner Gemeinde. Irgendwie war Corona auch so ein Schnitt. Man hat sich mehr um seine häuslichen Dinge gekümmert und sich weniger mit Menschen getroffen oder? Für Zweierschaften, Coaching, Gespräche und persönliche Treffen, bleibt eben keine Zeit mehr übrig. So lautete mein Fazit die letzten Wochen. Und ich glaube das ist fatal. Vielleicht kennst du auch das Gefühl, dass du viel in Gemeinde machst, aber es tut sich nicht viel. Wir Westeuropäer sind längst Eventchristen geworden. Wir besuchen und organisieren immer mehr Veranstaltungen. Wir machen immer mehr Schulungen und Teamtreffen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Jüngerschaft in den Hintergrund rückt. Jüngerschaft bedeutet für mich, Menschen in eine lebendige Nachfolge zu führen und zu begleiten, sodass sie reife Christen werden. Irgendwo habe ich gelesen, dass junge Menschen eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit haben, langfristig im Glauben zu bleiben, wenn sie 5 erwachsene Vorbilder haben, die sie in ihrem Christsein begleiten. Das heißt, es reichen nicht nur die Eltern. Wir Jugendmitarbeiter müssen Mentoren unserer Jugendlichen werden und sie im Glauben begleiten. Manche brauchen eine stärkere Betreuung, anderen reicht auch die Andacht in der Gruppe oder ein gutes Gespräch auf einer Freizeit. Deswegen will ich auch gar nichts gegen unsere guten Veranstaltungen sagen. Wir brauchen Gruppen-,Team- und Gemeindetreffen. Wir brauchen auch Aktionen, wo wir zusammenwachsen und wo unsere Jugendlichen ihre Gaben ausprobieren und wo sich dann gute Gespräche ergeben. Alles abschaffen ist also keine Lösung. Aber stimmen unsere Prioritäten? Natürlich können wir uns nicht zerreißen. Unsere Aufgaben müssen auch erledigt werden. Genau deswegen müssen wir uns fragen, in wen investieren wir uns? In wen multiplizieren wir unsere Erfahrungen als Jünger Jesu? Wo liegen unsere Prioritäten falsch? Wo erstellen wir zu viele Konzepte, Grafiken, Predigtreihen und organisieren Treffen, Gruppenstunden, Freizeiten - statt in den Glauben unserer Jugendliche zu investieren? Wie können wir in der Jugend ein Mentoring-Konzept aufbauen? Wie können wir uns als Leitungsteam aufteilen? Kann ich während meiner Fahrt zur Arbeit nicht ein Zweierschaftstelefonat einbauen oder mir abends Zeit nehmen auf Social Media meine Jugendlichen anzuschreiben, statt Netflix zu schauen oder zu zocken? Oder man zockt sogar mal mit seinen Jugendlichen mit und führt tiefe Gespräche über Discord bis tief in die Nacht. Wenn du - so wie ich - Vater bzw. Mutter bist, ist deine erste Priorität natürlich, dass du gute Gespräche mit deinen Kids führst und sie zu Jüngern Jesu werden. Und dass du genügend Zeit mit deinem Ehepartner verbringst. Aber was machst du mit deiner freien Zeit? Wäre da nicht noch mehr Jüngerschaft drin? Ich mache mich jedenfalls auf den Weg und werde das Thema Jüngerschaft zu meinem Jahresmotto 2023 machen. Du vielleicht auch?