Warum Leiter sich fokussieren müssen

5 Tipps um zu entscheiden wofür du wirklich Verantwortung und Zeit investierst.
Warum Leiter sich fokussieren müssen

Umso mehr Verantwortung du übernimmst, desto mehr Anfragen bekommst du. Neben Jugendmitarbeit könntest du doch noch in der Kinderstunde oder im Technikteam mitarbeiten. Du kannst bei der Band mitspielen, weil du musikalisch bist oder noch die Homepage aufbauen. Du kannst bei Freizeiten mitarbeiten, auf Einsätze mitfahren, am Gemeindehaus mitbauen, jede Woche Kuchen backen und trotzdem noch nebenher arbeiten/studieren. Wenn man alleinstehend ist oder noch keine Kinder hat, mag das funktionieren, aber jeder kommt irgendwann an dem Punkt, an dem ich mich seit zwei Jahren immer wieder befinde: Wie soll ich das alles unter einen Hut bekommen? Wo soll ich nein zu sagen? Was kann ich alles machen? Und wann wird es zu viel? Wer sagt mir, dass es zu viel wird? Woran erkenne ich das? Es ist wirklich ein Dilemma: Man ist von Gott begabt und wird in der Mitarbeit geschätzt, aber man wird seinen Aufgaben nicht mehr gerecht, wenn man alles macht. Wir brauchen unbedingt mehr Fokus. In unserem Leben, in unseren Aufgaben, und ich glaube auch in unseren Gemeinden.

Als ich zum ersten Mal gelesen habe in welcher Situation sich Jesus radikal fokussiert, hat mich das umgehauen:

📖 Markus 1,35 Früh am Morgen, als es noch völlig dunkel war, stand Jesus auf, verließ das Haus und ging an einen einsamen Ort, um dort zu beten. 36 Simon und die, die bei ihm waren, eilten ihm nach, 37 und als sie ihn gefunden hatten, sagten sie zu ihm: »Alle fragen nach dir.« 38 Er aber erwiderte: »Lasst uns von hier weggehen in die umliegenden Ortschaften, damit ich auch dort die Botschaft vom Reich Gottes verkünden kann; denn dazu bin ich gekommen.« 39 So zog er durch ganz Galiläa, verkündete in den Synagogen die Botschaft vom Reich Gottes und trieb die Dämonen aus.

Alle frag nach Jesus. Alle wollen etwas von ihm. Er ist jetzt eine Berühmtheit geworden. Er wird von allen verlangt, weil er es drauf hat. Und was macht er? Er sagt zu seinen Jüngern: "Lasst uns von hier weggehen, in die umliegenden Ortschaften, damit ich auch dort die Botschaft vom Reich Gottes verkündigen kann, denn dazu bin ich gekommen" Sein Auftrag war sein Fokus: Das Reich Gottes verkündigen. Die Leute wollten einen Landarzt, zu dem sie jetzt ständig alle Kranken hinbringen konnten. Aber Heilungswunder und Dämonenaustreibung waren nur die Begleiterscheinungen. Dafür war Jesus nicht gekommen. Er war gekommen, um das Reich Gottes zu verkündigen. Davon hat er sich nicht abhalten lassen. Obwohl alle etwas von ihm wollten, blieb er fokussiert. Weil er wusste, dass er ansonsten seinen eigentlichen Auftrag nicht mehr vernünftig nachkommen kann.

Meine Tipps, um sich zu fokussieren:

  1. God first: Wenn du so viel zu tun hast, dass deine Beziehung zu Gott leidet, stimmt irgendetwas nicht. Jesus hat sich Zeit zum Beten genommen, bevor er los gelegt hat (s.o). Dafür hat er sich extra verzogen. Er hat aus der Stille mit seinem Vater die Kraft für seinen Auftrag gezogen. Wenn du diese Auftankzeiten nicht mehr hast, wirst du rastlos und unfokussiert, weil Gott nicht mehr zu dir sprechen kann.

  2. Family first: Wenn du verheiratet bist oder sogar Kinder hast, sagt die Bibel, dass wir uns erst vorbildlich um unsere Familie kümmern müssen, bevor wir Verantwortung in seinem Reich übernehmen können (1. Timotheus 3,5). Wenn sich dein Partner vernachlässigt fühlt oder deine Kinder den Eindruck haben, du nimmst dir keine Zeit für sie, ist es höchste Zeit, etwas zu reduzieren in deinem Leben. Deine Familie ist deine Base. Wenn du sie aufs Spiel setzt, setzt du alles aufs Spiel. Das bringt dem Reich Gottes auch nichts.

  3. Reflektiere und priorisiere deine Aufgaben. Durch folgendes Tool habe ich herausgefunden, was mein Fokus in meinem Leben sein sollte:

    Erstelle eine Tabelle, wo du in der ersten Spalte alle deine Aufgabenbereiche in deinem Leben aufschreibst. Auch jede kleine regelmäßige Aufgabe in Gemeinde gehört dazu. Dann vergibst Punkte von 1-3 in den drei Kategorien (jede bekommt eine Spalte). 1= trifft nur gering zu. 3= trifft stark zu.

    1. Requirement: Dinge die nicht an andere delegiert werden können. Nur ich kann das durchziehen.

    2. Return: Wo bist du wirklich begabt drin? Was bringt beim Investieren den meisten Ertrag? Wofür bekommst du Komplimente? Was bringt dich/andere langfristig weiter?

    3. Reward: Was macht dir wirklich Freude? Wofür schlägt dein Herz? Was würdest du tun auch ohne Anerkennung zu bekommen? Ohne dafür bezahlt zu werden?

    Aufgabe

    Requirement

    Return

    Reward

    Gesamtpunkte

    Jugendleitung

    2

    3

    3

    8

    Uni-Studium

    3

    3

    1

    7

    Technikmitarbeiter

    3

    2

    1

    6

    Mitsingen im Chor

    1

    1

    3

    5

    Dann rechnest du pro Aufgabe die Punkte der drei Bereiche zusammen. Welche Aufgaben insgesamt am meisten Punkte von dir bekommen haben, sollten deinen Fokus bilden. Jetzt musst du dein Ergebnis mit der Realität abgleichen. Abgesehen von Zeit mit Gott und mit deiner Familie - bekommen deine Top-Aufgaben auch die höchste Aufmerksamkeit und Kraft von dir? Wenn nicht, woran liegt das? Was kannst du verändern? Und noch wichtiger: Die Aufgaben, die am wenigsten Punkte haben: Wie viel Zeit und Kraft kosten sie? Kannst du die Aufgaben kurz- oder mittelfristig loswerden, um für deine wichtigeren Aufgaben Zeiträume zu gewinnen? Fang an zu delegieren und Aufgaben abzugeben, für die andere viel begabter sind. Natürlich solltest du bei der Methode berücksichtigen, ob Gott dir gerade deutlich macht, dass eine Aufgabe trotzdem dran ist - auch wenn sie eine niedrige Punktzahl erhalten hat.

  4. Nein sagen lernen. Es ist schwer zu netten Anfragen von lieben Leuten nein zu sagen. Man vertröstet diejenigen lieber. Aber das hilft nichts. Dann wird man nämlich wieder angefragt. Besser ist es begründet und wertschätzend nein zu sagen. Mir helfen da folgende Formulierungen:

    1. Falls du weißt, dass das eigentlich gar nicht rein passt: Hey danke für deine Anfrage. Ich finde die Idee/die Arbeit richtig gut. Ich freue mich, dass du dabei an mich gedacht hast. Leider muss ich dir grundsätzlich absagen, weil das einfach zu viel für mich werden würde. Ich habe aber eine gute Idee, wen du anstelle von mir anfragen kannst.

    2. Falls du dir unsicher bist: Das hört sich echt cool an. Starke Idee. Ich denke darüber nach und muss prüfen, ob ich das leisten kann. Bis wann soll ich mich bei dir melden?

  5. Phasiere und strukturiere deinen Alltag entsprechend deinem Fokus

    Man kann als Leiter nicht verhindern, dass man an verschiedenen Stellen eigentlichverantwortlich ist. Man wird nicht mehr an alles erinnert, sondern von dir und mir wird erwartet, dass man seine Lebensbereiche selbstständig und ausgewogenen managt. Um ein gutes Zeitmanagement und effektive Tools, wie To-Do-Apps o.ä. kommst du nicht herum. Fang damit rechtzeitig an, gute Tools zu nutzen. Strukturiere deine Woche. Wann willst du deine wichtigsten Aufgabenbereiche in der Woche voranbringen/bedienen? Trag dir feste Zeiten in den Kalender ein, wo du Zeit mit Gott, deinem Partner und deiner Familie verbringst. Diese Zeiten sind konkurrenzlos. Wenn du in deinen freien Zeiträumen nichts planst, machst du häufig irgendetwas dringliches oder profanes, statt Wichtiges zu erledigen, was deinem Fokus entspricht. Dadurch läufts du Gefahr, deine Arbeitsbereiche nicht mehr voranzubringen.