Teamkultur mit dem Evangelium prägen
Es ist 19:00 Uhr, ein Abend in einer vollen Woche, Jugendleitungssitzung. Du kommst aus ein paar anstrengenden Tagen, in denen du gefühlt jede freie Minute …
Es ist 19:00 Uhr, ein Abend in einer vollen Woche, Jugendleitungssitzung. Du kommst aus ein paar anstrengenden Tagen, in denen du gefühlt jede freie Minute in deine Jugendgruppe investiert hast. Gerade wertet ihr die letzten Treffen aus. Johanna kritisiert den letzten Samstag. Für diesen Tag hattest du die Verantwortung und musstest alles allein machen – keiner der anderen hatte nachgefragt, ob er helfen kann. Auch Johanna nicht. „Wahrscheinlich“, denkst du dir, „hatte sie an dem Tag frei und hat irgendetwas Schönes gemacht, während ich mich abgerackert habe. Wie immer.“ Und jetzt kritisiert sie alles. „Hallo? Bin ich im falschen Film?“
Sicher kennst du Situationen wie diese. Unabhängig von der Art unserer Arbeit oder der konkreten Situation kommen wir als Team immer wieder in Situationen, in denen wir uns gegenseitig verletzen, uns Unrecht tun, verurteilen und aneinander schuldig werden. Man könnte fragen: „Und wer hat hier recht? Wer ist schuld?“ Aber selbst wenn wir das alles wissen, es bringt uns beim Kernproblem nicht weiter: Menschen werden aneinander schuldig. Christliche Teams sind keine problemfreien Zonen. Das weißt du selbst. Aber wie können wir damit umgehen?
Die Antwort ist: Durch Gnade. In Kolosser 3,12-13 sagt Paulus: „Weil Gott euch nun auserwählt hat, zu seinen Heiligen und Geliebten zu gehören, bekleidet euch mit barmherziger Zuneigung, mit Güte, Demut, Milde und Geduld! Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, müsst auch ihr vergeben!“
Paulus redet in diesem Abschnitt von einer neue Umgangskultur der Christen untereinander. Das, was durch den Herrn Jesus Christus in ihrem Leben geschehen ist, soll ihren Umgang miteinander revolutionieren! Aber wie? Ich habe für dich sechs Auswirkungen zusammengefasst:
Ich weiß wer ich bin
Das Evangelium macht uns deutlich, dass wir viel schlechter und sündiger sind, als wir es uns eingestehen wollen. Es hält uns den Spiegel vor, der uns klar macht: ich brauche Gnade! Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Das Evangelium hat genau diese Gnade. In Jesus Christus ist dir wirklich vergeben. Deine Schuld ist bezahlt. Es gibt nichts mehr hinzuzufügen. Aber nicht nur das: Wer an Jesus glaubt, ist ein Kind Gottes geworden. Nicht einfach ein frei gelassener Sünder, sondern ein geadeltes Kind des Königs. Erbberechtigt. Das macht dich frei, deinen Wert, deine Annahme, deine Sicherheit, deine Bedeutung nicht mehr selbst schaffen zu müssen. Du darfst dein Kreuz auf dich nehmen und dich selbst verleugnen, dich selbst einfach nicht wichtig nehmen – weil Jesus dein Kreuz getragen hat und deinen Wert definiert.
Ich weiß wer der andere ist
Haben die anderen Fehler? Ja! Mit Sicherheit! Aber wenn Gott dir gnädig war, warum solltest du dann den anderen ihre Fehler immer wieder vorhalten? Für die anderen gilt das gleiche wie für dich: Wir sind zu jeder Sünde fähig. Aber: Gottes Gnade ist größer. Die Mitarbeiter in deinem Team sind deine Geschwister: Schwestern und Brüder, für die Jesus sich nicht schämt! (vgl. Hebräer 2,11) Schau mit diesem Blick auf die anderen Mitarbeiter. Der Andere ist in Jesu Augen genauso wertvoll wie du. Nicht wegen dem was er leistet, sondern wegen dem wer er in Jesus ist.
Ich nehme Konflikten ihre Macht
Die Macht von Konflikten ist es, dass sie unter der Oberfläche gehren und irgendwann mit explosionsartiger Gewalt hervorbrechen. Sie vergiften Herzen, zerstören Beziehungen. Wie nimmst du ihnen diese Macht? Indem du sie ernst nimmst. Der erste Schritt dazu ist, zu vergeben. Dein vermeintliches Recht auf Zorn aufzugeben. Auch gegen dein Gefühl zu handeln! Neil T. Anderson sagte es treffend: „Wir werden nicht heil, um vergeben zu können. Wir vergeben, um heil zu werden.“ Der zweite Schritt ist Frieden zu suchen. Wir reden oft mit Dritten über Andere. Aber zu selten suchen wir ehrliche, barmherzige Gespräche. Kläre das, was du anderen vorzuwerfen hast.
Ich ändere meinen Blick
Gnade gibt mir einen Blick für Menschen. Es geht nicht mehr in erster Linie um Programme, Zahlen, Erfolge, Likes, … Ich darf die Zeit mit anderen schätzen und Menschen im Blick haben. Es geht um Beziehungen. Wenn du dir eine Jugendarbeit wünschst, in der sich junge Leute wohlfühlen, dann kann das nur aus einem Team kommen, in dem Annahme und Gnade so gelebt werden, dass sich jeder wohlfüllt.
Ich werde anspruchsvoll
Wir messen unsere Arbeit nicht mehr an den gerade beschriebenen Dingen. Wir messen sie daran, ob die Gnade und das Evangelium sichtbar geworden sind. Deswegen müssen wir Fehler nicht verschleiern, sondern dürfen brutal ehrlich werden. Wir können Gott die Ehre für sein Wirken nehmen, indem wir so tun, als wären wir die besonders tollen Leiter. Mach Gott Ehre, indem du Menschen sehen lässt, wie seine Gnade dein Leben und deine Arbeit prägt. Da sollten wir wirklich anspruchsvoll sein!
Ich werde gelassen
Gnade macht mich gelassen. Wenn Gott mich retten konnte, was soll ihm dann unmöglich sein? Ich darf sicher sein, er kommt an sein Ziel. Auch mit unseren Fehlern. Darum darf ich auch meine Mitstreiter im Team gelassen annehmen. Ich darf für uns beten, ich darf staunen was Gott trotz unserer Fehler wirkt. Ich darf mich schleifen lassen – der erste der es nötig hat verändert zu werden bin ich. Gott hat sich entschlossen sein Reich mit Menschen zu bauen. Menschen mit Fehlern. Menschen, die er durch seine Gnade zu seinen Kindern gemacht hat. Menschen, mit Hoffnung.