Rhythmus: Damit unser Leben nicht aus dem Takt gerät 

Gott hat Rhythmen geschaffen. Für uns. Diese sind gut, damit wir nicht ausbrennen. Lukas zeigt dir, wie gute Rhythmen dein Leben mit Jesus bereichern können.
Rhythmus: Damit unser Leben nicht aus dem Takt gerät 

Spielst du ein Instrument? 

Ich habe Gitarre gespielt. Lange – eigentlich viel zu lange. Ich habe nicht Gitarre gespielt, sondern Gitarre gearbeitet. Warum? Weil ich ähnlich viel Taktgefühl habe, wie ein Nilpferd. Da hilft alles zählen, klopfen und klatschen nichts. Ich bin immer aus dem Takt geraten und so ist mir auch der Spaß am Gitarre spielen abhanden gekommen. 

Wenn ein Musiker aus dem Takt gerät, klingt es schräg. Wenn ein Leben aus dem Takt gerät, dann wird es schwierig. 

Bei vielen von uns ist das immer wieder der Fall. 

Wir leben in einer unfassbar schnellen Zeit. Durch die Erfindungen und Entwicklungen der letzten Jahrhunderte – von der Glühbirne bis zum iPhone – ist unser Dasein beschleunigt worden. Obwohl diese Erfindungen uns eigentlich viel Zeit sparen, haben wir nicht mehr Zeit. Wir sind abgelenkter, beschäftigter und überlasteter als jemals zuvor. 

Das ist ein Problem. Wie Corrie ten Boom es ausgedrückt hat: „Wenn der Teufel uns nicht dazu bringen kann zu sündigen, bringt er uns dazu beschäftigt zu sein.“ 

Wie können wir in so einer schnellen Zeit nicht nur überleben, sondern leben? Wie können wir mit einer hohen Geschwindigkeit laufen, ohne die Richtung, in die wir unterwegs sind zu vernachlässigen? 

Das Geheimnis ist der Rhythmus.

Gott hat Rhythmus geschaffen 

Am Anfang schuf Gott den Rhythmus. Also nicht ganz am Anfang, aber schon ziemlich am Anfang. Gott schenkt der Schöpfung einen festen Rhythmus. Alles beginnt mit der Erschaffung des Wechsels von hell und dunkel, also mit dem Rhythmus von Tag und Nacht. Später garantiert Gott, dass diese grundlegenden Rhythmen, die er erschaffen hat, nie aufhören werden: „Solange die Erde besteht, wird es Saat und Ernte geben, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (NLG; 1. Mose 8,22) 

Dann schenkt Gott dem Menschen einen weiteren lebensnotwendigen Rhythmus: Den Rhythmus von Arbeit und Ruhe. Nach sechs Schöpfungstagen legt Gott einen Ruhetag ein. Der erste Tag seines Ebenbildes auf der Erde. Braucht Gott diesen Tag? Wohl kaum. Stattdessen hat er diesen Tag eingelegt, um den Menschen vor einem schrägen Leben zu bewahren. Ruhe ohne Arbeit ist unmenschlich. Wir sind dazu geschaffen, zu gestalten, zu kreieren, Verantwortung zu übernehmen. Arbeit ohne Ruhe ist auch unmenschlich. Unser Leben braucht den Rhythmus beider Aspekte. 

Genauso trägt auch unser Körper viele Rhythmen in sich, die Gott geschaffen hat. Zum Beispiel unser Herzschlag, der unser Leben lang den Takt unseres Lebens vorgibt. Dann ist da der Rhythmus des Atems: Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Ein Leben lang. Oder der Rhythmus des Schlafes. Einige Stunden arbeiten, aktiv sein und dann einige Stunden in eine tiefe, erholende Passivität verfallen. Ohne diesen Rhythmus können wir nicht dauerhaft wach und leistungsfähig sein. 

Gott hat alles mit lebensspendenden Rhythmen geschaffen. 

Die Sünde hat den Rhythmus zerstört 

Bekanntlich kam dann alles etwas anders. Durch die Sünde kommt Maßlosigkeit in unser Leben. Wir haben kein Maß mehr. Wir haben keinen Rhythmus mehr. Unser Leben gerät aus dem Takt. 

Es gibt in der Bibel Beispiele von Männern und Frauen Gottes, deren Leben aus dem Takt gerät. Eines der prägnantesten Beispiele ist Elia. In 1. Könige 19 wird erzählt, wie er völlig eingeschüchtert und ernüchtert unter einem Ginsterstrauch liegt, im Selbstmitleid versinkt und nur noch sterben will. Was ist passiert? Elia sagt es selbst: „Ich habe sehr geeifert für den Herrn“ (1. Könige 19,10). Ja, das kann doch nicht das Problem sein? Oder doch? Scheinbar schon. Im hebräischen Text wird zweimal hintereinander das Wort „Eifer“ verwendet. Man könnte also behaupten, Elia hat es vielleicht ein bisschen übertreiben und zu viel geeifert. Wenn du das Kapitel vorher liest, dann scheint das diese These zu unterstützen. 

Wie auch immer – spannend, fast spektakulär ist, die Hilfe Gottes. Er schickt einen Engel. Einen Engel, der ihm erstmal einige Psalmen vorliest und kräftig in ein Schofar-Horn bläst. Nein, der Engel kümmert sich erstmal komplett um den äußeren Menschen. Er lässt Elia essen, trinken und schlafen und dann wiederholt er das Ganze, um ihn anschließend auf eine lange Wanderung zu schicken. Am Ende dieser Wanderung hat Elia eine Gottesbegegnung und Gott kümmert sich um den inneren Menschen. 

Prinzipien für ein Leben im Rhythmus 

An dieser Stelle möchte ich dir einige Gewohnheiten und Verhaltensweisen weitergeben, die mir helfen im Rhythmus zu bleiben und auch in Zeiten hoher Geschwindigkeit nicht in eine Schieflage zu geraten. Ich verstehe das nicht als vollständige Auflistung, sondern als Inspiration für dich aus meiner persönlichen Erfahrung. 

Für den äußeren Menschen 

Während die Gesellschaft den Körper vergöttert, neigen viele Christen dazu, körperfeindlich zu sein. Aber es gibt keinen geistlichen Dienst ohne einen biologischen Körper. Gott hat uns ganzheitlich geschaffen – unser Körper gehört zu unserem Menschsein dazu. Wenn unser Leben aus dem Takt gerät, merken wir das an unserem inneren Menschen, wobei die Taktlosigkeit oft bei unserem äußeren Menschen beginnt. 

Als mir das bewusst wurde habe ich mich gefragt: Was braucht mein Körper, um leistungsfähig zu sein? Ich bei drei Basics gelandet: Seitdem achte ich darauf, dass ich ausreichend schlafe, ich treibe mindestens dreimal in der Woche Sport und trinke viel Wasser. 

Das ist echt basic, oder? Aber damit fängt es an. 

Deshalb möchte ich dich ermutigen über diese drei Bereich nachzudenken: Bewegung, Schlaf, Ernährung. 

Warum Bewegung? Gott hat uns nicht als Bürowesen geschaffen. Viele von uns haben Jobs die hauptsächlich Finger- und Pupillenbewegungen erfordern. Für deinen Körper ist das ein bisschen wenig. Also, wie kannst du Bewegung in deinen Alltag einbauen? Egal ob ein Spaziergang am Abend, eine Jogging-Runde am Morgen oder Volleyball in einer Freizeitmannschaft. Dein Körper braucht das. 

Warum Schlaf? Wir sagen: „Den seinen gibt’s der Herr im Schlaf.“ Ja genau, macht er auch. Was denn? Neue Kraft, neue Energie, neuen Tatendrang. Wenn unser Leben unrhythmisch daherkommt, dann ist Schlafmangel häufig die Ursache. Versuche herauszufinden wie viel Schlaf du brauchst. Und dann achte darauf dir diese Zeit zu nehmen. 

Warum Ernährung? Keine Angst ich will hier nicht auf den Ernährung-ist-unfassbar-wichtig-und-mein-ganzes-Leben-dreht-sich-nur-um-meine-Ernährungs-Zug aufspringen. Trotzdem spielt es eine Rolle wie ich mich ernähre. Es geht darum, zu überlegen, was mein Körper braucht, um leistungsfähig zu sein. Deshalb kannst du überlegen, welche Nahrungsmittel dein körperliches Wohlbefinden und deine körperliche Leistungsfähigkeit steigern – und welche nicht. Ich sage gerne: Die Grundlage von gesunder Ernährung ist genug Wasser zu trinken. 

Für den inneren Menschen 

Welche Verhaltensweisen helfen mir, meinen inneren Menschen zu pflegen und in Kontakt mit Gott und meiner Seele zu sein. Ganz abgesehen von den klassischen geistlichen Disziplinen, möchte ich dir drei Routinen vorstellen, mit denen ich in den letzten Jahren etwas experimentiert haben: Rückzug, Ruhetag und Inspiration. 

Warum Rückzug? Weil Jesus sich auch immer wieder zurückgezogen hat, um allein zu sein. Wann hat Jesus die Stille der Einsamkeit gesucht? Regelmäßig, vor und nach besonderen Situationen und zwischendurch. Also eigentlich immer. Wenn der Sohn Gottes das braucht, dann ich schon lange. Zum Beispiel in Markus 6,31-32 kannst du lesen, wie Jesus in einer Stresssituation mit seinen Azubis an einen einsamen, stillen, verlassenen Ort geht. Ich bin überzeugt, je voller, komplexer und anspruchsvoller dein Leben wird, desto mehr brauchst du das. Also was ist dein einsamer Ort? Mein einsamer Ort sind meine Joggingschuhe oder eine Wanderung durch ein Naturschutzgebiet. Henri Nouwen drückt es drastisch aus: „Ohne bewusste Einsamkeit ist es quasi unmöglich ein geistliches Leben zu führen. Wir nehmen unser geistliches Leben nicht ernst, wenn wir uns keine Zeit freihalten, um allein mit Gott zu sein und ihn zu hören.“ 

Warum Ruhetag? Weil Gott uns mit dem Sabbatgebot ein geniales Angebot macht. Der erste Tag der Menschheit war ein Ruhetag. Gott arbeitet und ruht dann. Adam ruht und arbeitet dann. Wir versuchen oft Gott zu sein und arbeiten, ohne zu ruhen. Das geht schief. Jesus macht das unmissverständlich klar: Der Ruhetag ist für den Menschen da (Markus 2,27). Sabbat bedeutet „stoppen und freuen“. Also experimentiere mal mit diesem Prinzip. Wie kannst du einen Tag dafür nutzen, um Dinge zu tun, die dich erfüllen, auffüllen und Gott dabei ehren? Also Zeit mit Freunden und Familie verbringen, dein Herz auf Gott ausrichten, gutes Essen genießen und Spaß haben im Angesicht Gottes. Das ist ein Tag Widerstand gegen die Leistungsgesellschaft und unseren inneren Drang nach mehr. Persönlich genieße ich es diesen Tag zu nutzen, um mein Smartphone einfach mal komplett auszuschalten. 

Warum Inspiration? Wenn sich mein innerer Mensch vertrocknet anfühlt und meine Seele so staubig daherkommt, bemerke ich häufig einen Mangel an Inspiration. Ich habe mein Denken eben nicht mit schönen, ermutigenden, inspirierenden Dingen gefüllt (Philipper 4,8). Deshalb achte ich darauf möglichst in jeden Tag Momente einzubauen, in denen ich mich mit inspirierenden Inhalten fülle. Das kann geistlich sein, oder profan. Egal ob ein starkes Buch, ein kluger Podcast oder eine interessante Dokumentation. Inspiration ist überall. Also überlege dir, wie du inspiriert bleiben kannst. 

Gitarre spielen ohne Rhythmus macht keinen Spaß. Leben ohne Rhythmus ist viel schlimmer. 

Deshalb versuche ich die natürlichen Rhythmen des Lebens zu nutzen, um zu spüren, ob mein Leben noch im Takt ist. Jeden neuen Tag, jeden neuen Monat, jedes neue (Lebens-) Jahr reflektiere ich meine Rhythmus-Gewohnheiten. Warum? Weil ich die Lust am Leben für Gott nicht verlieren möchte, so wie ich die Lust am Gitarre spielen verloren habe