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Moderne Apologetik

Mehr als Worte: Wenn dein Leben lauter spricht

Wie können wir die beste Botschaft der Welt weitersagen? Dabei helfen uns die 3 W´s eines Jesus-Nachfolgers: Wesen, Weisheit und Wissen.

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17. Oktober
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Zac Durant  6 Hz P U9 Hyfg Unsplash

Der aktuell wohl angesagteste Apologet ist Wes Huff. Vielleicht hast du seine Gespräche (oder Ausschnitte davon) mit Billy Carson oder Joe Rogan gesehen und denkst dir: „Mensch, wenn ich so viel wüsste wie Wes, dann würde es mir auch leichter fallen, für meinen Glauben einzustehen.“ Und ja, es ist schon beeindruckend, wenn man einfach mal einen Nachdruck eines 1500 Jahre alten griechischen Manuskripts aus dem Regal ziehen kann und dann auch noch wirklich weiß, was darin steht. Was aber, wenn ich dir sage, dass auch du ein ähnlich guter Botschafter für Jesus und das Evangelium sein kannst wie Wes, ohne dafür erst Griechisch lernen und ein nerdiger Gelehrter werden zu müssen? (Und glücklicherweise müssen wir nicht ähnlich durchtrainiert sein wie er)

Denn einfach nur unglaublich schlau zu sein, hat nicht zu Huffs Bekannt- und Beliebtheit geführt. Sein Wissen rund um alte Manuskripte und Textüberlieferung hilft ihm zwar, auf Fragen einzugehen und Irrtümer zu erkennen und richtigzustellen. Würde er dabei jedoch unsensibel und stolz auftreten, seinen Gesprächspartnern dauernd ins Wort fallen und sie mit ihren Fehlern demütigen, dann würde er ziemlich schnell ziemlich unbeliebt sein. Fachlich zwar unglaublich kompetent, aber menschlich einfach eine Katastrophe.

Worauf kommt es also an, wenn wir gute Botschafter für Jesus im 21. Jahrhundert sein wollen? Was wir brauchen, sind die 3 W‘s eines Botschafters von Jesus: Wesen, Weisheit und Wissen. Und zwar in dieser Reihenfolge! Als Botschafter von Jesus ist es am wichtigsten, wie wir sind (Wesen) und wie wir reden (Weisheit). Erst dann kommt auch wirklich an, was wir sagen (Wissen). Dieses Konzept finden wir auch schon in der Bibel, in 1 Petr 3,15–16, dem „Standardtext“ für Apologetik:

Lasst vielmehr Christus, den Herrn, die Mitte eures Lebens sein! Und wenn man euch nach eurer Hoffnung fragt, seid immer zur Rechenschaft bereit! Doch antwortet freundlich und mit dem gebotenen Respekt. Bewahrt euch ein reines Gewissen! Wenn die Leute euch dann etwas Böses nachsagen, werden sie beschämt, weil euer vorbildliches Leben mit Christus sie Lügen straft.

Wesen: wie Jesus leben

Unser Fokus im Gespräch mit unseren nichtchristlichen Freunden liegt oft zuerst darauf, was wir ihnen denn sagen sollen. Schließlich sagt Petrus ja, wir sollen zur „Rechenschaft“ über unseren Glauben bereit sein. Wenn wir uns jedoch die beiden Verse komplett ansehen, fällt auf, dass diese Aufforderung zur Verantwortung eingebettet ist in die Aufforderung zu einem christuszentrierten Leben. Jesus soll die „Mitte unseres Lebens sein“, wir sollen ein „reines Gewissen“ haben. Petrus schrieb das an Christen, die für ihren Glauben verfolgt wurden und leiden mussten. Und er rief sie zuerst zu einem heiligen, gottgefälligen Leben auf. Auch unser oberstes Ziel sollte ein heiliges Wesen sein.

Petrus geht davon aus, dass ein heiliges Leben, ein vom Evangelium veränderter Charakter, auffallen wird. Wir werden belächelt, gedemütigt, benachteiligt – bleiben aber dennoch ruhig und freundlich? Das fällt auf! Denn typischerweise reagieren Menschen ganz anders: mit Zorn, Vergeltung, Zurückschlagen. Da fragen Leute schon mal nach, was denn bei uns „verkehrt“ läuft, dass wir das auf uns sitzen lassen und sogar immer noch für das Wohl unserer Peiniger bitten. Ein von Jesus verändertes Leben ist ein unglaublich starker Hinweis für die Vertrauenswürdigkeit deiner Botschaft. Denn das Evangelium sagt ja letztlich genau das aus: „Komm zu Jesus und er macht dein Leben komplett neu.“ Wenn das die Botschaft ist, die wir verkünden, sollten unsere Zuhörer nichts anderes in unserem Charakter und Verhalten erwarten.

Ein vom Evangelium verändertes Wesen entkräftet das größte Vorurteil gegen den christlichen Glauben. Die Menschen heute sehen, wie damals zur Zeit von Petrus, den christlichen Glauben als schlecht oder sogar gefährlich. Ihnen ist es egal, ob das Evangelium denn wirklich wahr ist, weil sie nicht glauben, dass es gut und schön ist. Und damit ticken die Menschen ganz anders als viele Christen. Wenn du, so wie ich, christlich aufgewachsen bist, funktioniert für dich vielleicht die Begründung deines Glaubens ungefähr so: „Was Jesus sagt, ist wirklich wahr, deshalb glaube ich daran und deshalb lebe ich danach.“ So gehen aber die meisten Menschen nicht mehr an den Glauben heran. Unsere Erfahrungen sind heute ausschlaggebend. „Was Jesus sagt, funktioniert. Also kann ich es glauben. Also muss es wahr sein.“ Wenn sie also sehen, dass wir wie Jesus leben, ist also schon die erste Hürde überwunden und sie müssen anerkennen, dass der Glaube funktioniert.

Leider ist aber auch genau das Gegenteil der Fall. Der Hauptgrund, warum sich Menschen vom christlichen Glauben abkehren oder sich nicht damit befassen wollen, sind Christen, bei denen Leben und Reden überhaupt nicht zusammenpassen. Solche Christen sind ein gefundenes Fressen für Nichtchristen. Denn sie bestätigen den Stereotypen eines heuchlerischen Christen und geben ihnen damit eine Begründung, warum sie sich nicht weiter mit dem christlichen Glauben befassen müssen, denn offensichtlich funktioniert er nicht. Denn „die Christen“ sind auch nicht besser; reden viel, aber tun wenig und sind dabei noch intolerant gegenüber anderen Menschen und schränken die persönliche Freiheit viel zu sehr ein. Das heißt nicht, dass wir die perfekten Leben führen müssten! Aber wir dürfen nicht etwas vorgeben zu sein, was wir gar nicht sind.

Wie Jesus leben, heißt, demütig und mitfühlend zu sein (Mt 11,29). Das Evangelium macht uns demütig, sodass wir mutig den Anspruch von Jesus auf unsere Leben verkündigen, und gleichzeitig auch unsere eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten zugeben können. Und das Evangelium macht uns mitfühlend, dass wir die Menschen mit den Augen von Jesus sehen: dass sie wie verlorene Schafe ohne Hirten sind, von Lasten geplagt und fast erdrückt. Dann sehen wir sie nicht als Bekehrungsobjekte, sondern als von Gott geschaffene und geliebte Personen. Nur dann entwickeln wir auch ein ehrliches Interesse an ihnen. Und wir können hinter ihre Ablehnung und vielleicht sogar Feindschaft gegen das Evangelium sehen: Sie sind nicht unsere Feinde, sondern selbst Opfer des Feindes; gefangen in der Finsternis und unfähig, sich selbst zu retten. Wie Jesus zu leben und die Menschen mit den Augen von Jesus zu sehen hilft uns, auch weise im Gespräch mit ihnen vorzugehen.

Weisheit: Wie Jesus reden

Grundsätzlich gilt für die Art und Weise, wie wir mit Nichtchristen reden, wie in allen anderen Bereichen die „Goldene Regel“ von Jesus: „Behandle die anderen so, wie du auch selbst behandelt werden willst.“ Petrus sagt, wir sollen „freundlich und mit dem gebotenen Respekt“ reden. Ebenso schreibt Paulus in Kol 4,5–6:

Verhaltet euch klug im Umgang mit denen, die nicht zur Gemeinde gehören. Wenn sich euch eine Gelegenheit bietet, euren Glauben zu bezeugen, dann macht davon Gebrauch. Eure Worte sollen immer freundlich und mit dem Salz der Weisheit gewürzt sein. Dann werdet ihr es auch verstehen, jedem, der mit euch redet, eine angemessene Antwort zu geben.

Wie hören uns die Menschen gern zu? Indem wir wie Jesus reden: klug, freundlich und weise.

Wir verhalten uns klug im Gespräch, wenn wir an unsere Verantwortung als Botschafter von Jesus denken und sich bietende Gelegenheiten für das Evangelium nutzen. Es wäre aber nicht klug, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Ich dachte lange Zeit, dass ich nur dann jemandem das Evangelium gesagt habe, wenn ich das ganze Evangelium weitergegeben habe. Also einmal von Schöpfung und Sündenfall über Jesus, Kreuz und Auferstehung bis hin zur persönlichen Herausforderung, ob man das glauben will. Kein Wunder, dass „evangelisieren“ für mich nichts war. Denn oft hat einfach die Zeit gefehlt, um alles zu erzählen. Und ich war auch oft einfach überfordert von der schieren Menge an Informationen, die ich weitergeben wollte. (Und die andere Person wahrscheinlich auch.) Die Aufgabe erschien mir einfach zu groß, zu schwer und zu verantwortungsvoll. Dabei ist es doch aber Gott, der dafür zuständig ist, tote Herzen lebendig zu machen, nicht ich! Und außerdem ist Evangelisation Teamarbeit! In den meisten Fällen haben Ungläubige mit mehreren Christen Kontakt, bevor sie sich für Jesus entscheiden. Deshalb reicht es aus, deinem Gesprächspartner eine Sache zum Nachdenken mitzugeben. Platziere einen kleinen gedanklichen „Stein in seinem Schuh“, der ihn weiter beschäftigt.

Wir verhalten uns freundlich im Gespräch, wenn wir alles für ein angenehmes Miteinander tun. Das Letzte, was wir wollen ist, dass entweder die andere Person oder wir ärgerlich werden. Wenn einer ärgerlich oder wütend wird, sind immer wir die Verlierer! Denn wenn unser Gesprächspartner ärgerlich wird, blockt er innerlich ab. Unsere Worte stoßen dann auf taube Ohren. Genauso gut könnten wir auch mit einer Wand reden. Und wenn wir ärgerlich werden, dann verhalten wir uns nicht mehr weise. Die Gefahr ist dann groß, dass wir am Ende nur noch die Diskussion gewinnen wollen, aber nicht mehr die Person an sich. Deshalb müssen wir alles in unserer Macht Stehende tun, dass wir mit allen Menschen in Frieden reden. Und dennoch kann es geschehen, dass trotz all unserer Bemühungen um ein freundliches Gespräch die andere Person ärgerlich wird. Dagegen können wir wahrscheinlich nichts machen. Paulus sagt, dass das Evangelium ein Ärgernis, ein Stolperstein ist. Manche stoßen sich an den Aussagen von Jesus und wollen deshalb nichts weiter von ihm wissen. Unsere Aufgabe ist es nur dafür zu sorgen, dass der Stolperstein der Leute tatsächlich das Evangelium ist und nicht die Art, wie wir mit ihnen gesprochen haben oder irgendwelche Fragen, Zweifel oder Vorurteile, die sie an den christlichen Glauben haben.

Und schließlich verhalten wir uns weise im Gespräch, wenn wir uns ganz auf die individuelle Person vor uns einlassen und entsprechend unsere Vorgehensweise anpassen. Jeder Mensch und jede Lebenssituation ist anders. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen, wenn wir wirklich an der Person interessiert sind. Es kann zum Beispiel sein, dass zwei Personen uns die gleiche Frage stellen: „Warum lässt Gott Leid zu?“ Die eine Person hat vor Kurzem eine Doku über den Bürgerkrieg im Sudan gesehen. Die andere hat vor drei Monaten ihre Oma wegen Krebs verloren. Als weise Botschafter von Jesus können wir diesen beiden Personen nicht die gleiche Antwort geben! Denn für die erste ist die Frage ein eher theoretisches, entferntes Problem; die andere jedoch ist selbst existenziell betroffen. Wie können wir weise darauf reagieren? Indem wir Fragen stellen! Durch Fragen lernen wir die andere Person besser kennen und sammeln Informationen. Und so können wir auf sanfte Weise das Gespräch von oberflächlichen zu tieferliegenden Themen, wie Werte, Glaube und Weltanschauung, lenken. Versuchen wir, proaktiv das Gespräch auf geistliche Dinge zu lenken, kann das schnell hölzern wirken und dem Gespräch einen Bruch geben. Durch Fragen können wir das vermeiden, weil sich unser Gesprächspartner selbst entscheiden kann, ob er uns auf diese tiefere Ebene folgt oder nicht. (Sara hat übrigens zum Thema „Gute Fragen stellen“ eine hervorragende vierteilige Reihe geschrieben!)

Wenn wir leben wie Jesus und reden wie Jesus, haben wir die besten Voraussetzungen, dass sich die Leute auch anhören, was wir ihnen denn zu sagen haben.

Wissen: von Jesus reden

Auch wenn das Wissen erst am Ende der „3 W‘s“ kommt, ist es dennoch nicht unwichtig. Schließlich sagt Petrus ja, dass wir „immer zur Rechenschaft bereit“ sein sollen über unsere Hoffnung. Und als Botschafter von Jesus müssen wir zwingend die Botschaft von Jesus (also das Evangelium) kennen. Dieses Wissen ist nicht verhandelbar! Wir müssen wissen, was das Evangelium ist. Und wir sollten es von unbedingt von seinen zwei Erzfeinden unterscheiden können: Der Gesetzlichkeit, die uns auf unsere eigenen Leistungen vertrauen lässt, und der Gesetzlosigkeit, die keine Veränderung von uns fordert. Das ist deshalb so wichtig, weil beide Feinde uns immer wieder in unserer Gesellschaft und in Gesprächen begegnen.

Petrus fordert uns auf, immer zur Rechenschaft über unsere Hoffnung bereit zu sein. Sind wir es auch? Was würdest du jemandem antworten, der dich fragt, warum du Christ bist? Wie würde deine kurze 1-Minuten-Antwort (ca. 100 Wörter) ohne Verwendung von christlichen Fachbegriffen aussehen? Wir sollten so eine Antwort im Kopf abrufbereit haben, um unserer Verantwortung als Botschafter nachkommen zu können.

Weiteres Wissen über die Glaubwürdigkeit der Bibel, Weltreligionen, gesellschaftliche Strömungen usw. sind zwar unglaublich hilfreich, können sich aber auch situationsbezogen angeeignet werden. Wir merken uns Dinge viel besser, wenn wir einen konkreten Anwendungsfall für sie haben, statt uns theoretisch damit zu befassen. Und außerdem ist es liebevoller unseren anders- oder nichtglaubenden Gesprächspartnern gegenüber, wenn wir sie nicht in unsere mentale Schablone von ihrer Weltanschauung hineinpressen. Statt also zuerst Bücher über den Islam zu lesen, um unserem muslimischen Freunden zu begegnen, könnten wir sie doch einfach fragen, worum es im Islam geht und was sie selbst denn glauben. Das bewahrt uns auch davor, gegen Ansichten zu argumentieren, die der andere selbst gar nicht vertritt.

Und schließlich müssen wir uns von dem Druck befreien, alles wissen zu müssen. „Das weiß ich nicht“ ist wahrscheinlich der wichtigste Satz, den wir als Botschafter von Jesus lernen müssen. Wenn wir wie Jesus leben und wie Jesus reden, ist es nicht schlimm, wenn wir manche Fragen einfach nicht beantworten können. Es ist sogar ein Zeichen von Demut, wenn wir unser Unwissen zugeben können und nicht versuchen, ein Wissen vorzutäuschen, das wir gar nicht haben. John Newton hat vor ungefähr 250 Jahren einem Kollegen, der sich auf eine Diskussion einlassen wollte, einen guten Rat gegeben. Den sollten wir uns auch unbedingt zu Herzen nehmen.

Was nützt es einem Menschen, sein Argument zu gewinnen und seinen Gegner zum Schweigen zu bringen, wenn er aber dabei die demütige und sanftmütige Geisteshaltung verliert, die den Herrn so erfreut und für die er das Versprechen seiner Gegenwart gegeben hat?