Hast du einen Plan

Vom Körnerpicken zur ausgewogenen Vollwertkost. Wer Jugendliche für das Leben fit machen will, braucht eine langfristige Themenplanung.
Hast du einen Plan

Stell dir vor, du möchtest endlich legal Auto fahren und meldest dich bei einer Fahrschule an. Zunächst kommen sechs Wochen theoretischer Unterricht auf dich zu. In der ersten Unterrichtsstunde referiert der Fahrlehrer über die Bremsen: Wie sie funktionieren, wann sie zum Einsatz kommen, wodurch sie verschleißen usw. Als nächstes folgt eine Stunde zum rechten Blinker. Nach zwei Wochen beginnt der Lehrer seinen Unterricht mit den Worten: „Mir ist noch einmal etwas zum Thema Bremsen wichtig geworden.“ Und er spricht 60 Minuten über die Bremsflüssigkeit. Im Laufe des Kurses gibt es noch Informationen über den Erste Hilfe-Kasten, die Scheibenwischer und das Rückwärtseinparken. Nach sechs Woche geht es schließlich auf die Straße. Einige Bauteile an deinem Auto kennst du in- und auswendig. Aber die Vorfahrtsregeln wurden nie erwähnt…

Wenn es um die Nachfolge, das Leben mit Jesus ging, hatte der Apostel Paulus eine andere Strategie. Bei seinem Abschied von den Ältesten der Gemeinde in Ephesus beteuert er: „Ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt.“ (Apostelgeschichte 20,27). Paulus war es offensichtlich wichtig, dass die Christen in Ephesus nicht nur das ABC, sondern dass A bis Z des christlichen Glaubens lernen, um wirklich fit zu sein für ihr Leben im Alltag.

Fit machen für das Leben als Christ im Alltag, das ist heute Aufgabe der Gemeinde. Und weil die Teenager- und Jugendgruppe Teil der Gemeinde ist, sollte sie auch einen Beitrag für dieses Ziel leisten.  Fit machen für das Leben als Christ im Alltag  Zur Verantwortung der Leiter und Mitarbeiter einer Gruppe gehört deshalb die Reflexion und Planung der Themen, über die in den Gruppenstunden gesprochen wird. Sie müssen dafür sorgen, dass sich die Jugendlichen wirklich mit den Themen beschäftigen, die für sie wichtig sind.

Manchmal gleicht die Teenager- und Jugendarbeit einem Hühnerhof: Heute wird hier ein wenig gepickt, nächste Woche an einer ganz anderen Ecke – Hauptsache man findet ein Korn.

Sicher, das können inhaltsreiche und interessante Gruppenstunden sein, schließlich kann man aus jedem Bibeltext eine ableiten. Doch besteht die  Gefahr, dass wichtige Themen vernachlässigt werden bzw. dass man sich um unbequeme und komplizierte Fragen herumdrückt.

Themenplanung bedeutet dabei nicht, wie in der Schule einen Lehrplan aufzustellen und diesen dann stur abzuarbeiten. Es sollte immer Raum sein für Themen, die den Teenager und Jugendlichen jetzt, in diesem Moment, auf dem Herzen brennen. Auch auf aktuelle Ereignisse oder Entwicklungen in der Gruppe sollte man möglichst zeitnah eingehen. Trotzdem ist eine langfristige Rahmenplanung sinnvoll, um grundlegende Themen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wie stellt man so einen Themenplan zusammen?

Wenn ihr als Mitarbeiterteam zusammensitzt um zu planen, solltet ihr zunächst eure eigene Gruppensituation analysieren:

  • Wer besucht unsere Gruppenstunden?
  • Wie lange sind die Teenager oder Jugendlichen (in der Regel) in unserer Gruppe?
  • Was bekommen sie in dieser Zeit mit?

Überlegt dabei ganz konkret:

  • Welche Themen wurden in den letzten 12 Monaten im Rahmen der Gruppenstunden behandelt?

Nach dieser Analyse stellt sich dann die Frage:

  • Was sollten die Teenager und Jugendlichen in dieser Zeit mitbekommen?

Jetzt kann das Sammeln von Themenvorschlägen beginnen. Behaltet dabei immer das Kriterium im Hinterkopf, nach dem der Apostel Paulus seine Themen auswählte: „Ihr wisst, dass ich euch nichts von dem verschwiegen habe, was wichtig für euch ist.“ (Apostelgeschichte 20,20)

Was ist wirklich wichtig?

Wichtig sind Themen,

  • die den Teenagern und Jugendlichen helfen, sich den gegenwärtigen Herausforderungen in ihrer Lebenswelt zu stellen.
  • die ihnen Hilfestellung geben für Entscheidungen, die in der Zukunft auf sie zukommen werden.
  • bei denen sich die Teenager und Jugendlichen mit Gottes Wesen, seinen Verheißungen, Erwartungen und Zielen auseinandersetzen.

Vermutlich wird die Liste der zu behandelnden Themen lang werden. Am besten ihr schreibt beim Sammeln jedes Thema auf ein extra Blatt. So könnt ihr die Themen anschließend sortieren und in verschiedene Kategorien einteilen: unentbehrlich – wichtig – interessant. Das hilft die Themen einzugrenzen, die dann wirklich als verbindlich festgelegt werden.

Neben dem Inhalt der Themen sollte auch die Häufigkeit geplant werden: Wie oft soll das Thema in einem bestimmten Zeitraum auftauchen?

Wie gesagt: Neben den geplanten Themen muss auch Platz sein für spontane Ideen, wenn jemandem ein Bibeltext wichtig geworden ist oder ähnliches. Deshalb sollten nur ein oder zwei Gruppenstunden im Monat mit einem langfristig geplanten Thema belegt werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Themenplan über zwei oder drei Jahre hinweg zu konzipieren. Wenn man z.B. davon ausgehen kann, das Teenager oder Jugendliche im Durchschnitt mindestens drei Jahre die Gruppe besuchen, dann kann man überlegen: Mit welchen Themen sollten sie sich innerhalb der drei Jahre auf alle Fälle auseinandergesetzt haben?

Daneben gibt es Themen, mit denen Teenager und Jugendliche ständig konfrontiert werden – Partnerschaft, Liebe und Sexualität zum Beispiel. Zu solchen Inhalten sollte mindestens einmal im Jahr eine Gruppenstunde gestaltet werden. In der Regel hat so ein Thema viele verschiedene Aspekte, so dass es auch beim dritten Mal nicht langweilig sein muss.

Die Planung ist natürlich nur der erste Schritt. Entscheidend ist, dass die wichtigen Themen dann wirklich in der Gruppenstunde auftauchen. Ihr als Mitarbeiter seid da natürlich als erste in der Pflicht. Daneben sollen aber auch Teenager und Jugendliche, die keine Mitarbeiter sind, an der Gestaltung der Gruppenstunde beteiligt sein. Mancher, der eine Jugendstunde vorbereiten soll, ist froh, wenn ihm ein konkretes Thema gestellt wird. Eine andere Möglichkeit ist das gemeinsame Vorbereiten: Ein Mitarbeiter sucht sich eine zweite Person aus der Gruppe und sie machen sich zusammen Gedanken.

Und dann sind da noch die Ladenhüter: Themen, deren Umsetzung niemand übernehmen will. Vielleicht scheinen sie nicht so attraktiv, vielleicht fühlt sich niemand kompetent. Oder man hat selber ein Problem auf diesem Gebiet. Kann vorkommen. Hier solltet ihr über den Gruppentellerrand hinaus schauen und jemanden einladen, der die notwendige Kompetenz besitzt – entweder aus der eigenen  Gemeinde oder einen Referenten von außerhalb.

Schließlich wird bei den regelmäßigen Treffen des Mitarbeiter-Teams von Zeit zu Zeit überprüft, welche Inhalte bereits thematisiert wurden und welche noch offen sind. Dabei ist es sinnvoll wenn ein Mitarbeiter den Themenplan besonders im Auge hat und diesen Bereich immer wieder anspricht. Nur so könnt ihr sicher gehen, dass die Teenager und  Jugendlichen auch wirklich das mitbekommen, was sie für ihr Leben brauchen.

Der Apostel Paulus konnte sich beruhigt verabschieden. Er hatte den Christen in Ephesus alles gesagt was wichtig war. Ich wünsche jedem von euch dasselbe Gefühl, wenn er sich eines Tages aus der Teenager- oder Jugendarbeit verabschiedet.

Beispiel: Themenplan für 3 Jahre

A Leben als Christ – Wachsen als Christ (Nachfolge)

  1. Stille Zeit und Anleitung zum Bibelstudium
  2. Gebet
  3. Heiligung/Umgang mit Sünde und Versuchung
  4. Zweifel – Anfechtung – Versuchung
  5. Frucht im Leben eines Christen
  6. Glaube und Werke
  7. Hingabe/Zielorientiertes Leben
  8. Persönliche Evangelisation
  9. Wie erkenne ich den Willen Gottes?
  10. Zwischenmenschliche Beziehungen
  11. Liebe, Freundschaft, Sexualität
  12. Schule, Ausbildung, Beruf, Karriere…

B Grundlegende Lehre

  1. Gott: Vater-Sohn-Heiliger Geist
  2. Der Mensch
  3. Bekehrung, Wiedergeburt, Taufe
  4. Alter und neuer Mensch
  5. Rechtfertigung, Gesetz, Gnade
  6. Anbetung Gottes
  7. Einführung in die Bibel und die biblischen Bücher
  8. Prophetie
  9. Eschatologie
  10. Verständnis des AT…

C Zeitfragen

  1.  Apologetik (Verteidigung des Glaubens)
  2. Bibel und Wissenschaft
  3. Christ und:
    1. – Politik;
    2. – Wirtschaft;
    3. – Geld;
    4. – Wohlstand;
    5. – Gesellschaft/Pluralismus;
    6. – Umwelt,
    7. – usw…
  4. Umgang mit Medien/Musik
  5. Sterben und Leid
  6. Religionen und Sekten, religiöser Pluralismus 

D Evangelistische Jugendstunden

Bei vielen Themen ist ein evangelistisches Moment enthalten. Aber in gewissen Abständen sollte die Gute Nachricht auf den Punkt gebracht und die Teenager und Jugendlichen zu einer Entscheidung herausgefordert werden.