Glaubst du das?
Leid ist real. Und betrifft uns alle. Wie kann ein angeblich liebender Gott das zulassen? In Johannes 11 entdecken wir eine Antwort, die nur der christliche Glaube bieten kann.
Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, jeden Tag so viel Gewalt, Terror und Zerstörung, Frauen werden vergewaltigt und jährlich werden weit über 50 Millionen Babys abgetrieben. Um uns herum entdecken wir unfassbar viel Leid.
Aber wir müssen gar nicht so weit nach draußen schauen.
Wie geht es dir ganz persönlich? Ich weiß nicht, ob du aktuell leidest oder inwiefern du bisher Leid begegnet bist. Vielleicht leidest du unter deinem Aussehen, vielleicht an einer körperlichen oder seelischen Krankheit, vielleicht leidest du wegen unerfüllten Sehnsüchten, einer Trennung, Streit in der Familie, vielleicht wurdest du von einem Freund verraten oder du hast schon mal einen geliebten Menschen verloren. Wir sehen und erleben all dieses Leid – und trotzdem sollen wir an einen Gott glauben, der gleichzeitig allmächtig und gut ist!?
Wie soll das zusammenpassen? Warum lässt Gott so etwas zu? Wieso greift er nicht ein?
Ich würde nichts lieber tun, als euch eine Anleitung mit auf den Weg zu geben, die ein leidfreies Leben ermöglicht. Aber die gibt es leider nicht. Die Frage ist also: Wie gehe ich mit Leid um, ohne daran kaputt zu gehen oder dabei den Glauben zu verlieren?
In Johannes 11 lesen wir von einer Frau namens Marta, die schlimmes Leid erfährt. Sie hat ihren geliebten Bruder an eine tödliche Krankheit verloren und Jesus, der mit ihnen befreundet war, kam zu spät, obwohl sie ihn doch extra gebeten hatten, zu kommen. Sie glaubten doch, dass er helfen und Lazarus wieder heilen kann. Er hatte schon andere Leute geheilt, aber seinem Freund konnte oder wollte er nicht helfen.
In dieser Situation kommt Jesus nun in die Trauergemeinschaft und spricht zu Marta:
,, „Dein Bruder wird auferstehen!“, sagte Jesus zu ihr. „Ich weiß, dass er auferstehen wird“, entgegnete Marta, „bei der Auferstehung am letzten Tag.'' „Da sagte Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer im Glauben an mich lebt, wird in Ewigkeit nicht sterben. „Glaubst du das?“ ''
- Johannes 11,23-26
Im Gespräch mit Marta offenbart Jesus, welche Hoffnung Marta hat. Und zwar die Hoffnung, dass Ihr Bruder am Ende der Weltgeschichte wieder auferstehen würde. Aber jetzt bringt Jesus diese komische Aussage in Vers 25, dass er das Leben und die Auferstehung ist. Und Jesus fragt Marta, ob sie das auch glaubt. Eigentlich komisch, oder? Hat Marta nicht direkt im Satz davor gesagt, dass sie an die Auferstehung ihres Bruders glaubt?
Gott schenkt einen Perspektivwechsel im Leid
Aber ich denke genau hier ist der springende Punkt: Jesus will uns, wie auch damals Marta, zu einem Perspektivwechsel verhelfen, weg von unseren Sorgen, unserer Trauer und Enttäuschung hin auf ihn, auf Jesus, damit wir nicht an unserem Leid kaputt gehen. Es geht bei Marta jetzt nicht mehr um die Auferstehung ihres Bruders irgendwann in der Zukunft, plötzlich geht es um das Hier und Heute, um eine Person, um die Person Jesus.
Es geht Jesus nicht um eine Vertröstung irgendwann in der Zukunft, nicht um ein billiges Trostpflaster, oder darum, kurz ein besseres Gefühl zu haben, es geht ihm um das Hier und Jetzt, die echte Lösung und echten Trost. Jesus will hier den Fokus von Martas Trauer, hin auf ihn selbst legen. Und ich bin überzeugt, dass Jesus Martas Leid nicht kleinreden will, er sagt hier nicht „Ach Marta, so schlimm ist das doch gar nicht, hab dich mal nicht so“. Er war selbst „ein Mann voller Schmerzen, mit Leiden vertraut.“ (vgl. Jes 53,3). Nein, es geht ihm darum, Martas Blick auf noch etwas viel Wichtigeres zu legen, nämlich auf ihn. Jesus sagt hier, dass sie nicht seine Wunder braucht, sondern dass sie IHN braucht.
Geht es uns nicht oft so, dass wir eher Gottes Eingreifen und seine Gaben lieben, statt Gott selbst? Aber im Angesicht des Leides brauchen weder Marta, noch du und ich die Änderung unserer äußeren Umstände, sondern wir brauchen Jesus.
Ich glaube, Gott, der uns gemacht hat, weiß sehr wohl, dass wir fühlende Wesen sind, er weiß, dass wir unter unserem Leid manchmal zusammenbrechen. Und er ist geduldig in unserer Verzweiflung und leidet mit uns mit (vgl. Joh 11, 33+38). Aber hier stehen wir in der Gefahr, in unserer Trauer stehen zu bleiben und deshalb brauchen wir diesen Perspektivwechsel.
Dieser Perspektivwechsel führt zu Frieden im Leid
Genau dieser Perspektivwechsel führt bei Paulus dazu, dass er in Jesus einen „Frieden, der allen Verstand übersteigt“ (vgl. Phil 4,7), findet, obwohl er selbst schlimme körperliche und seelische Leiden durchlebt.
Wir leben im Spannungsfeld zwischen unseren Gefühlen und den Versprechen Gottes. Aber wir haben sein Wort, auf das wir vertrauen können, wir dürfen über alles mit ihm persönlich sprechen und nicht zuletzt haben wir das riesige Privileg, uns in christlicher Gemeinschaft gegenseitig zu tragen und zu ermutigen. Oft gibt uns Gott keine Antwort auf die Frage: “Warum”. Aber weil wir wissen, dass alles in seiner Macht ist, er das letzte Wort hat und dass er uns zu diesem Perspektivwechsel verhelfen kann, können wir selbst in unserem Leid Frieden finden, der unseren Verstand übersteigt und das kann eine Teilantwort auf diese komplexe Frage sein.
Glaubst du, dass dieser Gott, der vertrauenswürdig ist, weil er alles, was er hatte, für uns aufgegeben und selbst alles erlitten hat, dass er es wert ist, dein Leid (mit ihm) zu durchleben?