Einige Gedanken zu The Chosen...

… und wie uns die Serie helfen kann, mündig und reflektiert mit Kontroversen umzugehen.
Einige Gedanken zu The Chosen...

The Chosen ist eine mehrteilige Serie über das Leben von Jesus. In letzter Zeit ist sie immer mal wieder in die Kritik geraten. Dieser Artikel ist keine abschließende StellungnahmeEr ist keine Verteidigung der Serie – aber auch keine Warnung. Wir werden nicht jeden Vorwurf im Detail analysieren. Wir wollen ein paar einordnende Gedanken teilen, ihr Potenzial aufzeigen und eine Stimme in der Kontroverse sein, die für einen ausgewogenen und reflektierten Umgang mit The Chosen wirbt – und mit der Kritik an The Chosen! Unser Wunsch ist, dass du lernst, selbst zu mündigen Urteilen in kontroversen Fragen zu kommen.

 

Was ist The Chosen und kann man der Serie vertrauen?

Aktuell sind drei von insgesamt sieben Staffeln von The Chosen veröffentlicht. Die Serie basiert auf den Geschichten und Charakteren der Evangelien und ergänzt konkrete Charaktereigenschaften und Hintergrundgeschichten, um die historische Situation nachvollziehbar zu machen. Vieles »könnte« so gewesen sein, »muss« aber nicht, vieles wird auch ganz anders gewesen sein.

The Chosen ist keine »Dokumentation« über das Leben von Jesus. In unseren Augen ist The Chosen der Versuch, eine visuell geprägte Generation in einer post-christlichen Gesellschaft über Jesus ins Nachdenken zu bringen. Die Serie funktioniert dabei weniger wie eine »Bibelübersetzung«, bei der um jedes Detail gerungen werden muss, sondern eher wie ein »visuelles Bibellexikon« oder eine »Predigt«, die Zuschauer durch zusätzliche Fakten (z.B. wie damals Sabbat gefeiert wurde) in die Lebenssituation der Menschen zur Zeit von Jesus hineinnimmt.

Kann man der Serie vertrauen? Genau diese Frage werfen die Macher der Serie selbst auf. An ihr »Glaubensbekenntnis« möchten wir alle verweisen, die sich eine kritische Meinung zu The Chosen bilden möchten. In dem Video betont der Regisseur u.a., dass die Serie kein Ersatz für die Bibel sein darf; die Macher sich ihrer inhaltlichen Verantwortung bewusst sind; und er bittet darum, die Inhalte der Serie zu prüfen (und nicht die Schauspieler oder Mitarbeiter zu bewerten, die in dem Projekt involviert sind).

 

Wie steht ihr zu The Chosen?

Bei STEPS gehen wir gemeinsam mit Jugendlichen Schritte im Glauben. Konkret bedeutet das: Wir wünschen uns, dass Jugendliche Jesus kennenlernen und im Glauben wachsen. Dass sie Gott und die Bibel immer mehr lieben lernen, Hingabe leben, sich selbst verleugnen und ihre Gaben für Gottes Reich einsetzen.

Wir beobachten aber oft das Gegenteil: Glaube wird als irrelevant empfunden. Bibelgeschichten werden langweilig. Jesus hat den Jugendlichen nichts mehr zu sagen. Es findet kein Wachstum statt. Keine Begeisterung. Wenig Hingabe. 

Wir haben wieder und wieder beobachtet, dass durch The Chosen Menschen, die Jesus nicht kennen, neugierig geworden sind auf den christlichen Glauben. Und wir haben erlebt, wie in Menschen, die schon lange Christen sind, ein neues Feuer für den Glauben entfacht wurde. 

Woran liegt das? 

 

Die Serie hat großes Potenzial!

1. The Chosen zeigt die Relevanz des christlichen Glaubens: 
Die Jünger sind Menschen wie du und ich. Obwohl sie vor 2000 Jahren gelebt haben, kennen sie die gleichen Emotionen: Versagen. Zukunftsängste. Stolz. Unsicherheit. Sie haben Beziehungsprobleme. Geldsorgen. 
Die Serie macht diese Menschen greifbar. Lebendig. Wir identifizieren uns mit ihnen. Der nächste Gedankenschritt ist klar: Wenn Jesus für die Menschen damals die Antwort auf ihre Zukunftsfragen war – vielleicht ist er dann auch die Antwort auf unsere Zukunftsängste? Wenn Jesus damals auf kranke und verachtete Randgruppen zugegangen ist – kann ich dann auch heute mit meiner Krankheit oder Schuld zu ihm kommen?

2. The Chosen hinterfragt (falsche) Annahmen über den Glauben: 
Wir alle lesen die Bibel mit einer bestimmten Brille. Gerade Menschen, die schon lange Christen sind, kennen viele Bibelgeschichten auswendig. Die Serie schafft es, (unbewusste) Annahmen zu hinterfragen. Wer noch kein Christ ist, wird überrascht sein, dass Jesus nicht der selbstgerechte Moralapostel ist, den sie innerlich ablehnen. Wer schon lange Christ ist, wird dazu gebracht, altbekannte Passagen zu hinterfragen: Warum saß Nathanael unter dem Feigenbaum? Was hat die Frau von Petrus gemacht, während er mit Jesus unterwegs war? Warum behauptet Johannes, er kenne Jesus nicht, wenn die beiden doch Cousins waren?

3. The Chosen bringt Glaube auf die Kanäle, auf denen Jugendliche unterwegs sind – in einer Sprache, die sie verstehen. 
Paulus geht in Apg. 17 auf den Areopag, um Menschen zu erreichen. Vielleicht sind Netflix, Amazon Prime und Co. der Areopag des 21. Jahrhunderts. Dort verbringen Jugendliche ihre Zeit. Dort fehlt das Evangelium. Wir freuen uns darüber, dass es mit The Chosen nun auf diesen Kanälen eine Serie über das Leben von Jesus gibt, die sich an der biblischen Vorlage orientiert und Fragen aufwirft wie: Warum ist Gott Mensch geworden? Lohnt es sich, Gott nachzufolgen?

 

Was Zuschauern bewusst sein muss!

Aus all diesen Gründen haben wir einen evangelistischen Kleingruppenkurs entwickelt, mit Fragen zu jeder Episode von The Chosen. Wir sehen das Potenzial der Serie und wünschen uns, dass sie Menschen zum Segen wird.

Gleichzeitig werben wir aber für einen reflektieren Umgang mit der Serie. Das bedeutet, dass wir Inhalte kritisch hinterfragen und uns folgender Punkte bewusst sein müssen:

1. Die Serie ist fiktiv und fehlbar: 
Grundlage von The Chosen sind die vier Evangelien. Die Darstellung der uns bekannten Wunder, Gleichnisse, Reden und Begegnungen von Menschen mit Jesus wird durch Hintergrundgeschichten ergänzt. Bei aller Begeisterung für die Serie muss klar sein, dass Jesus anders aussah als der Schauspieler, der die Rolle verkörpert. Dass Thomas wohl kein Weinhändler war, der sich durch das Wunder bei der Hochzeit zu Kana Jesus zuwendet. Und bei aller Kritik an der Serie muss klar sein: Das ist okay. Die Serie ist kein Ersatz für die Bibel, sie ist nicht inspiriertes Wort Gottes, sondern der Versuch von fehlerhaften Menschen, die größte Geschichte der Menschheit so zu erzählen, dass sie Menschen auf Gott hinweist. Zuschauer müssen sich fragen: Kann ich Fakt und Fiktion unterscheiden? Was kann mir dabei helfen?

2. Es darf nicht bei der Serie stehenbleiben: 
Unser Wunsch ist, dass Menschen die Serie schauen und danach mehr wissen wollen. Dass sie danach in die Bibel schauen (deswegen ist unser zweites Projekt bei STEPS Quest ein Magazin zum Markusevangelium) – und dort nachlesen, wie dieser Gott ist, von dem sie gehört haben. Unser Wunsch ist, dass Gott ihnen dort begegnet und sie sich entscheiden, ihr Leben Gott zu geben. Nicht The Chosen bringt Menschen zu Jesus, sondern Gott macht das. Das entspannt uns ein bisschen und hilft uns, die Serie »richtig« einzuordnen. Gottes Wort hat Kraft. Diese Kraft sehen wir an einigen Stellen in The Chosen durchblitzen, vor allem dort, wo sich die Serie auf direkte biblische Vorlagen bezieht. Und wir vertrauen darauf, dass Gott sich in seinem Wort offenbaren wird, wenn Menschen auf der Suche nach Gott in der Bibel nachlesen, was »wirklich« passiert ist.

3. Wir müssen nicht hinter jedem Detail stehen, um die Serie zu gucken: Mündigkeit im Glauben bedeutet, identifizieren zu können, was gut ist, was fraglich ist und was abzulehnen ist. Wir finden nicht jede Interpretation gelungen. Es gibt Szenen, von denen wir denken, dass sie anders stattgefunden haben. War Jesus ein schlechter Ballspieler? Musste er seine Reden proben? Wir wissen es nicht. Es gibt auch Szenen, die wir anders umgesetzt hätten: Haben die Jünger wirklich eine Bühne gebaut für die Bergpredigt... oder hatten die Serienmacher da vielleicht moderne Veranstaltungsformate im Kopf? 
Wir müssen nicht hinter jedem Detail stehen, um eine Serie gucken oder empfehlen zu können. Wenn wir eine Kultur der Mündigkeit in unseren Gemeinden pflegen, werden wir diese Szenen einordnen können. Und dann werden diese Momente der Irritation, wenn unser Bild von Gott hinterfragt wird, sogar zu einer echten Chance, weil wir uns (neu) positionieren und hinterfragen müssen: Was ist echt? Was glauben wir überhaupt, warum glauben wir es und wie können wir diese Wahrheiten verteidigen, wenn wir mit Alternativen konfrontiert werden?

4. Bilder haben Macht:

Trotzdem muss jeder selbst entscheiden, ob er die Serie anschauen möchte – und kann. Bilder haben eine unglaubliche Kraft und brennen sich in unser Gedächtnis. Wir halten es für wichtig, dass jeder entscheidet, ob er die Bilder »in seinem Kopf« haben möchte und ob er die Inhalte der Serie von den Geschichten der Bibel trennen kann. Schaffen wir es, die »biblische« Version der Heilung am Teich Bethesda von der Version der Serie zu unterscheiden – gerade, weil letztere durch die Darstellung eines unglaublich barmherzigen und liebevollen Jesus punktet, den wir uns in dieser Situation genau so wünschen würden? Mündigkeit bedeutet auch, zu wissen, was man sich nicht ansieht. 
Klar muss uns dabei allerdings sein, dass wir alle ohnehin »Bilder« vor unserem inneren Auge haben, wie damals alles gewesen sein muss. Diese Bilder sind stark durch unseren Charakter, unseren individuellen Blick auf die Bibel und unseren Gemeindebackground geprägt. Im Endeffekt sind wir dazu herausgefordert, zu unterscheiden, ob die Bilder der Serie uns zu stark in eine Richtung drängen, oder ob sie sogar ein »Zurechtrücken« unserer inneren Bilder bewirken könnte, weil sie uns unreflektierte Annahmen und festgefahrene Denkmuster überdenken lässt.

 

Wie berechtigt ist die Kritik an The Chosen?

The Chosen ist immer wieder in Kritik geraten, u.a. weil angeblich ein »falscher« Christus verkündigt bzw. dessen Gottheit geleugnet wird; wegen der Beteilung von Mormonen an dem Projekt (u.a. in der Produktion, durch die Distributionsplattform VidAngel, und weil Szenen auf einem mormonischen Filmset in Utah gedreht wurden); weil der Jesus-Schauspieler Katholik ist; auch andere Schauspieler keine Christen sind; und die Person, die Johannes den Täufer verkörpert, an einem Horror-Film mitgearbeitet hat, der sich satanistischer Symbole bedient. Wir können nicht auf jeden Vorwurf im Detail eingehen, aber wir wollen ein paar einordnende Gedanken zu den zentralen Vorwürfen geben:

 

Wird ein »falscher Christus« verkündigt?

Ein zentraler Vorwurf an die Serie ist, dass Jesus zu »menschlich« dargestellt und seine »göttliche« Seite nicht gezeigt werde. Teilweise wird der Serie sogar – bedingt durch den Einfluss der Mormonen – eine versteckte Agenda unterstellt, die einen nicht-göttlichen-Jesus propagieren will.

Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Das ist eine Spannung, die wir mit unserem Verstand kaum erfassen können. Sie ist eine Spannung, die noch schwerer auf eine Kinoleinwand zu bringen ist. The Chosen zeigt einen Jesus, der durch seine Menschlichkeit nahbar wird. Teilweise sehen wir das als große Chance, unseren womöglich unausgewogenen Blick auf Jesus korrigieren zu lassen: Wenn wir von seinen außergewöhnlichen Wundern und feurigen Reden lesen, vergessen wir manchmal, dass Jesus auch Hunger litt und müde und bedürftig war; wir vergessen, dass Jesus auch ganz Mensch war. 

Ja, wir entdecken in The Chosen auch Stellen, in denen Jesus moderner oder kumpelhafter dargestellt wird, als wir ihn uns vorstellen oder als die biblische Vorlage uns lehrt. Diese Szenen sollten uns anregen zu hinterfragen: Wie ist Jesus wirklich? Was bedeutet es, dass Jesus uns in allem gleich geworden ist (Hebr. 2,17) – doch ohne Sünde (Hebr. 4,15)?

Auch wenn es gut ist, die Frage nach der »richtigen« Gewichtung kritisch zu stellen, sehen wir ganz klar, dass Jesus in The Chosen als Mensch UND Gott portraitiert wird. Schon in der ersten Folge der ersten Staffel (!) trifft Nikodemus die besessene Maria Magdalena und betont, nur Gott selbst könne diese Dämonen austreiben; die Folge endet damit, dass Jesus Maria heilt. An anderer Stelle spricht Johannes der Täufer von Jesus als dem Sohn Gottes (S1F5). Eine Episode später redet Nikodemus davon, dass Gott Mensch wird (S1F6). Und wie in der biblischen Vorlage ist den Pharisäern absolut bewusst, dass Jesus von sich behauptet, Gott zu sein, als er einem Gelähmten die Sünden vergibt (S1F8). 

 

Mormonen, Nicht-Christen, fragliche Überzeugungen: Wer darf mitarbeiten?

Dürfen Mormonen an dem Projekt mitarbeiten? Müssen alle Schauspieler Christen sein? Wie geht man damit um, dass einige Schauspieler Überzeugungen vertreten, hinter denen wir nicht stehen?

Die Macher der Serie werben damit, die Serie nach ihrem Inhalt zu beurteilen. Dem schließen wir uns an. Natürlich ist nicht völlig egal, wer an einem Projekt mitarbeitet. Wir sollten verstehen, welche Hintergründe die Show hat und hinterfragen, ob sich bestimmte Strömungen oder Gedanken in die Inhalte eingeschlichen haben – weder naiv noch übersensibel sondern kritisch reflektiert.

Es ist jedoch wichtig zu schauen, wer den Inhalt bestimmt und die Schauspieler anweist. The Chosen wird von Dallas Jenkins, nach eigenen Angaben evangelikaler Christ, der sich bei inhaltlichen Entscheidungen auf die Bibel stützt, inhaltlich verantwortet. In einer Stellungnahme distanziert er sich inhaltlich klar von dem Glauben der Mormonen. Einer der mormonischen Produzenten der Serie schreibt in einem der größten mormonischen Blogs: »Ich habe keine Kontrolle über den Inhalt der Serie. Und ich will auch keine Kontrolle.« Er reagiert dabei auf eine große Welle der inhaltlichen Kritik aus den Reihen der Mormonen an The Chosen

 

Fazit 1: Ein reflektierter Umgang mit der Serie

Zusammenfassend werben wir für einen reifen, reflektierten und mündigen Umgang mit The Chosen. Wir wollen die Serie im Licht des Evangeliums betrachten, mit einem Blick voller Gnade und Wahrheit: Wahrheit, das heißt, sauber mit den Fakten umgehen. Gnädig, das heißt weder naiv noch unterstellend prüfen.

Für uns bedeutet das konkret, die Serie mit der Bibel in der Hand zu schauen und immer wieder zu hinterfragen: Wie war es wirklich? Es bedeutet zu verstehen, wie die Serie gemeint ist (und wie nicht!) und sie nicht für etwas abzulehnen, das sie gar nicht sein will. Es bedeutet, den Inhalt zu prüfen. Es bedeutet einordnen zu können, ob man mit den Bildern umgehen will und kann. Es bedeutet, bereit zu sein, sein Bild von Gott hinterfragen zu lassen – ohne in eine Krise zu rutschen, wenn genau das passiert.

Wenn du mit der Frage ringst, wie du zu The Chosen stehst, dann haben wir hier ein paar Fragen für dich, die dir helfen können, zu reflektieren:

1.     Wie stellst du dir Gott vor? Wo rückt die Serie dieses Bild »positiv« zurecht, wo verzerrt sie aber ggf. auch deine Wahrnehmung von Gott?

2.     Kannst du unterscheiden, was auf der biblischen Vorlage beruht und was nicht? Was könnte dir helfen das besser zu trennen?

3.     Was machen die Bilder mit dir? Kannst du dich innerlich von den Bildern der Serie distanzieren, wenn du die Evangelien liest?

4.     Was würdest du sagen ist das große Potenzial von The Chosen? Was spricht für dich gegen die Serie? (Du kannst gerne eine Pro- und Contra-Liste erstellen.)

5.     Wie allgemeingültig sind die Argumente, die dir bei Frage 4 eingefallen sind? Warum gewichten manche Christen diese Punkte anders als du? 

6.     Welche »Frucht« entsteht durch die Serie (global, in deinem Umfeld, bei dir)? Was sagt das über die Serie aus?

7.     Wer legt eigentlich fest, wie weit eine Serie oder ein Roman gehen darf? Wie viele Hintergrundinfos dürfen zu einer biblischen Geschichte hinzugefügt werden?

 

Fazit 2: Kritik üben lernen

Wir sind große Fans von Kritik. Wir suchen kritische Stimmen »von außerhalb«, um auf unsere blinden Flecken zu stoßen. Aber uns begegnet leider immer wieder lieblose und unsauber recherchierte Kritik – jetzt bei The Chosen, aber auch bei anderen Themen.

Wir beobachten, wie Argumente gesucht werden, um vorgefertigte Positionen zu untermauern. Wie Unausgewogenheit in der persönlichen Theologie zu Unausgewogenheit in der kritischen Beurteilung wird. Wie aus »prüft alles, das Gute behaltet« (1. Thess. 5,21) ein »prüft alles, das Schlechte zerreißt« wird. Wir beobachten, dass unsauber argumentiert, Stimmung gemacht, Motive unterstellt und verkürzte Schlüsse gezogen werden. Wir beobachten Abschottungs-Mechanismen, hinter denen die Angst steckt, dass sich »schlechte« theologische Einflüsse in unsere Gemeinden schleichen. 

Unausgewogenheit und Stimmungsmache fördern Lieblosigkeit und Einseitigkeit. Angst und Abschottung führen nicht in die Mündigkeit, sondern in eine ungesunde Abhängigkeit. Mündig glauben bedeutet auch, Kritik reflektieren und einordnen zu können. Wir wollen dir deswegen noch ein paar Fragen mitgeben, die dir helfen, Kritik (an The Chosen) einzuordnen. 

1.     Überprüfst du kritische Artikel und Videos genauso kritisch, wie du die Serie kritisierst?

2.     Hast du die vorgebrachten Argumente und Schlüsse (zumindest punktuell) überprüft?

3.     Wie (gut) wird argumentiert? Wann werden Aussagen aus dem Kontext genommen oder einseitig gedeutet? Wo wird durch Wortwahl dramatisiert oder mit Worst-Case-Szenarien argumentiert?

4.     Wie ausgewogen ist die Kritik? Werden eher die Chancen oder die Gefahren betont? Warum? 

5.     Welche »Ängste« könnten den Kritiker dazu bewegen, zu seinem Urteil zu kommen? Wo sind diese berechtigt – und wo nicht? 

6.     Wie zentral sind die Kritikpunkte? Betreffen sie »heilsentscheidende« Fragen, relevante Lehrfragen oder geht es um Gewissensfragen? 

7.     Welche Quellen konsumierst du bzw. auf welchen Plattformen begegnet dir die Kritik? Welcher (theologische & persönliche) Hintergrund steckt dahinter? Welche Positionen nehmen diese Personen oder Organisationen in anderen Fragen ein?

8.     Ermächtigt dich die Kritik, selbst ein mündiges Urteil zu fällen oder wirst du eher bevormundet, weil vorgegeben wird, wie du zu denken hast?

 

Übrigens: Du bist herzlich eingeladen, unsere Kritik auch an diesen Fragen zu messen. Wir freuen uns über dein Feedback zu unseren Gedanken.