Die Gute Nachricht verändert alles 

Einführung in das Evangelium
Die Gute Nachricht verändert alles 

„Freut euch, wir haben gesiegt!“ rief der griechische Laufbote, als er die verzweifelten Athener erreichte. Das sagt die Legende. Die Perser waren besiegt! Die Stadt gerettet! Während der Bote erschöpft zusammensackte und starb, brach in Athen der Jubel los. Eine gute Nachricht ändert alles. Die Verzweifelten beginnen zu tanzen. 

 Auch die Bibel erzählt von einer Jubelbotschaft – dem Evangelium. Übersetzt bedeutet dieser Begriff „gute Nachricht“. Und ihr Inhalt ist so wichtig, dass Jesus seine Boten damit bis zu den entlegensten Völkern dieser Welt schickt. Die Apostelgeschichte berichtet uns, wie dieses Projekt in Angriff genommen wird. Kreuz und quer wandern Christen über die Landkarte und predigen das eine: das Evangelium (z.B. Apostelgeschichte 8,40). Und das ist bis heute so geblieben. 

 

Ein etwas verdrehtes Evangelium 

Das Evangelium ist das, was wir am dringendsten hören müssen: die Gemeinden, Jugendgruppen, Nachbarn und Kollegen. Aber es gibt ein Problem: Im Windschatten der Jünger sind Prediger ausgeschwärmt und haben auch ein Evangelium gelehrt. Nur eben ein bisschen anders als die Apostel. Dieselben Vokabeln, dieselbe Hülle, aber eine etwas andere Füllung. Und viele Gemeinden hörten diesen Predigern mit ihrer Version zu und lernten von ihnen. Als Paulus von einem konkreten Fall erfährt, packt ihn ein heiliger Zorn. Unmissverständlich schreibt er: „Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht!“ (Galater 1,8). Warum so heftig? Warum ein Fluch über alle, die nicht exakt bei dem apostolischen Evangelium bleiben? Weil Gottes Ehre und unsere Ewigkeit auf dem Spiel stehen. Paulus macht den Galatern deutlich: Egal, wie engagiert ihr euer „Christsein“ praktiziert – wenn ihr euch an ein verkehrtes Evangelium hängt, dann war meine ganze Arbeit bei euch vergeblich (vgl. Galater 4,11). Jesus zeigte auf die damaligen Influencer, die eine falsche Lehre verbreiteten und rief: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein, und die hineinwollen, lasst ihr nicht hineingehen.“ (Matthäus 23,13). 

 

Aufmerksamkeit der Lehre gegenüber 

Das sollte uns hochschrecken lassen. Was glauben wir eigentlich? Welches Evangelium wird in unserer Gemeinde gepredigt? Was steckt in den Podcasts, die wir und unsere Jugendlichen hören? Welches Evangelium steckt in den Songs, die wir jede Woche begeistert schmettern? Kleben unsere Herzen an derselben Jubelbotschaft, die Paulus angetrieben hat – oder breiten wir unbekümmert unsere Arme aus und umarmen auch etwas andere „Guten Nachrichten“? Es ist die wichtigste Frage, die wir uns stellen können: Was ist das eine, wahre Evangelium? Himmel und Hölle stehen auf dem Spiel.  

Wenn ich in den folgenden Zeilen das Evangelium von Jesus Christus beschreibe, arbeite ich mich vom Kompakten zum Entfalteten. Vom Samen zum Baum. Im Nebeneinanderhalten der Bibelstellen wird deutlich, dass das Wort „Evangelium“ sowohl in einem engeren als auch in einem weiteren Sinn verwendet wird. Im engeren Sinn ist das Evangelium die Antwort auf die Frage: „Was muss ein Mensch glauben, um gerettet zu werden?“ Im weiteren Sinn beantwortet das Evangelium die Frage: „Was ist die gesamte gute Nachricht, die Gott uns in Christus verspricht?“ 

 

Der Same des Evangeliums 

Als der Säemann Paulus den geistlichen Ackerboden in Korinth betrat, hatte er nur eine Samensorte im Beutel: „Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe (…) Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist“ (1. Korinther 15,1-5). Der Same ist „allein Jesus Christus, der Gekreuzigte“ (1. Korinther 2,2). Weil das zentral ist, kreisen die erbittertsten geistlichen Schlachten um die Frage, wer Jesus Christus ist und warum er gekreuzigt wurde. Diese geistlichen Kämpfe spürt man nicht nur zwischen dem Christentum und anderen Religionen. Gerade die sanften Verwässerungen innerhalb der Kirchen und Gemeinden sind brisant. Wenn es um das Zentrum unseres Glaubens geht, um den Samen, aus dem der Baum wächst, müssen wir genau hinschauen. 

„Christus, der Gekreuzigte“ reißt den Vorhang des Himmels auf, dass wir sehen, wer Gott ist. Er reißt den Vorhang unserer Seele auf, dass wir sehen, wer wir sind. Schlüpfen wir in die Rolle der Korinther, für die alles neu ist, müssen wir zuerst fragen: Wer ist Jesus Christus? Sein Name ist Programm: Jesus heißt „Gott rettet“. Christus bedeutet „der Gesalbte“. Er ist beauftragt und gesandt von Gott dem Vater und dafür gesalbt mit dem Heiligen Geist. Das Evangelium beginnt deshalb mit dem dreieinen Gott selbst. Gott ist aktiv, indem er einen Retter zu uns Menschen schickt.  

Wir fragen weiter: Wie rettet uns dieser Retter? Paulus antwortet: Er rettet uns, indem er am Kreuz stirbt. Das finden die Korinther erstaunlich: Warum verspricht Gott einen Retter, der kommt und so elend krepiert? Paulus antwortet: Es war „für unsere Sünden.“ Hier lernen wir etwas über unseren Zustand: Wir Menschen sind so verdorben, dass wir wegen unserer Sünden von Gott vernichtet werden müssten. Die Sünde in uns ist unser größtes Problem. Sie kollidiert mit der Heiligkeit des Schöpfers. Ein Sünder liebt andere Dinge mehr als Gott. Wir finden anderes interessanter. Besser. Attraktiver. Uns selbst zum Beispiel. Wir versagen darin, Gott die Ehre zu geben, die ihm als Schöpfer zusteht. Und das ist Hochverrat. Gottes Zorn ist gerecht. Aber Gott ist gleichzeitig voller Liebe. Er liebt uns und macht unser Problem zu seinem Problem. In seiner Liebe begibt sich Jesus in unsere Position – und wird zerschlagen. Es ist eine stellvertretende Sühne. Jesus erduldet den Zorn Gottes.  

Die Korinther sind tief bewegt, aber etwas wurmt sie noch: Wie können wir wissen, dass dieses Opfer ausreichend war? Paulus antwortet: „Er ist auferstanden am dritten Tag und wurde gesehen.“ (1. Korinther 15,4) Der Vater hat seinen Sohn wieder lebendig gemacht. Das zeigt, dass die Mission erfolgreich ausgeführt wurde. Der Retter selbst ist aus dem Grab gekommen. Nicht metaphorisch, sondern körperlich. Denn er wurde von vielen Augenzeugen gesehen. Und bei dem letzten Treffen hat dieser Auferstandene höchstpersönlich befohlen: „Geht und verkündet die Erlösung in meinem Namen!“ 

Das Evangelium verblüfft. Auf der einen Seite geht es um die zentrale Frage: Was muss ich tun, damit Gott mir den Zugang zu sich selbst öffnet? Auf der anderen Seite geht es im Evangelium von Christus zu 100 Prozent darum, was Gott für uns getan hat. Das ist kaum zu fassen. Gott lässt sich die Ehre nicht nehmen, der Barmherzige zu sein und rettet uns Verräter aus reiner Gnade. Viele Menschen würden sich Arme und Beine ausreißen, nur um Gott ein Stückchen näher zu kommen. Aber das Evangelium ist eindeutig: Gott hat alles gemacht. Wir werden gerecht gesprochen – nicht, weil irgendetwas an uns gut wäre, sondern weil Gott so gut ist. Das ist Gnade pur.  

Daraus folgt die einzige Aufforderung, die mit dem Evangelium verbunden ist: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!“ (Apostelgeschichte 16,31) Dieses atemberaubende Geschenk „Freispruch!“ nehmen wir im Glauben an. Christus hat mit seinem Blut unsere Todeszelle aufgeschlossen. Wer davon hört und daran glaubt, geht in die Freiheit. 

 

Der Baum des Evangeliums 

Alles das, was bisher geschrieben wurde, beschreibt den Samen des Evangeliums. Das, woraus noch unglaublich viel mehr wächst. Die „Gute Nachricht“ hört bei der Vergebung nicht auf. Sie endet nicht bei dem Heraustreten aus der Todeszelle. Die Schönheit des Evangeliums schlägt uns entgegen, wenn wir nun in die Gegenwart Gottes treten. Wir betreten ein heiliges Land der geistlichen Segnungen. Jede einzelne davon hat Jesus teuer erkauft. 

Was ist also die Gute Nachricht in ihrer weiten Bedeutung? Es ist das Evangelium vom Reich Gottes. Ein neues Königreich. Ein heiliges Königreich. Und du und ich – wir sind in Christus ein Teil davon. Gott rettet uns nicht nur vor der Hölle. Er befreit uns von unserem sündigen Herz. Vom destruktiven Hang zur Sünde. Sein Geist lebt ab jetzt aktiv in uns und jetzt weht ein anderer Wind: Errettete fangen an, Gott mehr und mehr zu lieben. Gott-Verachter werden zu Gott-Verehrern, weil ihr Herz ausgetauscht wurde. Das Evangelium hat die Kraft, uns immer näher zu Gott zu bringen. Diesen Prozess nennt die Bibel Heiligung. 

Und die Gute Nachricht vom Reich Gottes geht weiter: Gott wird die ganze Schöpfung erneuern. Er wird ein ewiges Königreich des Friedens aufrichten. Er wird selbst mitten unter uns wohnen. Was für eine Perspektive! Und wem verdanken wir das alles? Christus, dem Gekreuzigten. 

 

Was ist die Schönheit des Evangeliums? 

Treten wir einen Schritt zurück und schauen uns den „Evangeliums-Baum“ an. Was macht ihn so herrlich? Oder anders gefragt: Was ist das Schönste an der Botschaft der Bibel? Das Schönste am Evangelium ist Gott selbst. Das Evangelium ist ein Panorama seiner atemberaubenden Herrlichkeit. 

Das Geschehen hat er geplant. Die Hauptrolle hat er eingenommen. Die tiefsten Abgründe hat er durchschritten. Die schönste Zukunft breitet er für uns aus. Jedes Detail des Evangeliums präsentiert eine Facette von Gottes Herrlichkeit: Er zeigt sich als weise, heilig und gerecht. Er ist zornig und gnädig, liebevoll und liebenswert. Er ist treu und allmächtig. Wow! Diese Gute Nachricht kann nicht getoppt werden. Auch im Himmel wird das Evangelium das Feuer unserer Leidenschaft für Gott sein. Für immer.