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Bibelstudium

Die „doppelte EVA“

Leitfaden für die Erarbeitung und Durchführung einer Bibelarbeit

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22. August 2013
schedule
4 min

Drei entscheidende Schritte

Der Weg zu einer guten Bibelarbeit oder Predigt besteht aus drei Schritten: E-V-A. Drei Schritte, die sich bei der Vorbereitung und Durchführung wiederholen.

Die erste EVA ist für dich

„Das Problem der Bibelarbeit ist nicht zuerst: ,Wie sag ich’s meinem Kinde‘ (=dem Hörer), sondern ,Wie sagt der Vater es mir, seinem Kinde‘.“ (Rudolf Bohren)

Entdecken

Ich muss den Text gut kennen.

  • Lies den Text mehrmals laut und in verschiedenen Übersetzungen!
  • Grenze ihn ab: Wo fängt er an? Wo hört er auf?
  • Erfasse den Inhalt mit Hilfe der W-Fragen:Wer? Was? Wann? Wo? Warum? Wie?
  • Notiere oder markiere dir deine Entdeckungen:
  • Was finde ich spannend?
    • Wo möchte ich widersprechen? Warum?
    • Was wird über Gott gesagt?
    • Welche Personen spielen eine Rolle?
    • Gibt es Wiederholungen?
    • Gibt es Befehle, Verheißungen, Tadel, Warnungen?
    • Welcher Grundsatz steckt hinter dem Geschehen?
  • Welche literarische Stilform benutzt der Autor?
  • Beachte besonders die Bindewörter! (denn, darum, aber,…)
  • Analysiere den Aufbau des Abschnitts:
    • Wie verläuft der Gedankengang?
    • In welcher logischen Beziehung zueinander stehen die Sätze?
    • Beachte die Zeitformen!
    • Beachte Perspektivenwechsel!
    • Ein Satzschaubild hilft dir den wesentlichen Gedanken zu erkennen.

Verstehen

Ich muss erfassen, was wirklich da-steht, und nicht das, was ich gern darin sehen möchte!

  • Formuliere das Thema des Bibeltextes und die Themenergänzung in einem Satz!
  • Thema = Gegenstand des Textes, Themenergänzung = Was wird darüber ausgesagt?
  • Kläre unbekannte oder unverständliche Begriffe und Sachverhalte!
  • Gibt es Schlüsselwörter?
  • Was bedeuten die Schlüsselwörter?
    • Wo kommt das Wort noch in der Bibel vor?
    • Wie übersetzen andere Übersetzungen?
    • Wie heißt das Wort in anderen Sprachen?
    • Benutze andere Hilfsmittel: Bibel mit Parallelstellen, Bibellexikon, Studienbibel
  • Welche anderen Bibelstellen sprechen über das Thema?
  • Bei schwierigen Bibeltexten:
    • An wen ist dieser Text gerichtet? Für wen gilt er?
    • Wichtig: Die klaren Bibelstellen erklären die unklaren!
    • Bedenke immer den Zusammenhang!
  • Wie legen andere den Text aus? Verachte Kommentare nicht!
  • Sag es mit eigenen Worten!

Anwenden

Ich muss ein Täter des Wortes werden, nicht ein Hörer allein, sonst betrüge ich mich selbst!

  • Sinne über Gottes Wort nach. (Psalm 1,1-2)
  • Höre Gottes Stimme, was er dir für deine Situation zu sagen hat.
  • Formuliere konkrete Anwendungen:
    • Welchem Beispiel sollte ich nacheifern?
    • Welche Sünde sollte ich vermeiden?
    • Welche Verheißung sollte ich in Anspruch nehmen?
    • Welches Gebet sollte ich wiederholen?
    • Welcher Anweisung sollte ich gehorchen?
    • Welche Bedingung sollte ich erfüllen?
    • Welchen Vers sollte ich auswendig lernen?
    • Welchen Irrtum sollte ich mir merken?
    • Welcher Herausforderung sollte ich mich stellen?
  • Tue, was Gott dir sagt!
Formuliere zum Abschluss deiner Vorbereitung ein Ziel für die Bibelarbeit. Beachte dabei: Ziele können auf verschiedenen Ebenen liegen. Man unterscheidet:
  • Information (die Hörer sollen etwas wissen)
  • Motivation (die Hörer sollen etwas wollen)
  • Aktion (die Hörer sollen etwas tun)

Die zweite EVA spitzt den Pfeil

Eine gute Bibelarbeit ist wie ein Pfeil:

„Die Erklärung des Textes ist der solide Schaft; die Veranschaulichung gleicht den Federn, die den Pfeil stabilisieren und zu seinem Ziel tragen; aber die Anwendung ist die Spitze, die ins Ziel trifft.“  (Helge Stadelmann)

Ob die Hörer deiner Bibelarbeit angesprochen sind und ihr Leben verändern, liegt nicht in deiner Hand. Allein der Heilige Geist kann echte Veränderung und geistliches Wachstum bewirken. Trotzdem kannst du eine Menge dafür tun, um die Vorausset-zungen dafür so optimal wie möglich zu gestalten. Auch hier sind es wieder drei Schritte, die dir helfen den Bibeltext wirkungsvoll zu deinen Zuhörern zu transportieren.

Erklärung

Nimm die anderen mit auf Entdeckungstour.

  • Gib das weiter, was dir beim „Entdecken“ und „Verstehen“ wichtig geworden ist.
  • Erkläre den Gedankengang des Textes.
  • Zeige Zusammenhänge auf.
  • Erläutere wichtige und unbekannte Begriffe.
  • Gehe auch auf schwierige Stellen ein.
  • Formuliere ein Prinzip: Was erkennen wir hier über Gottes Wesen, wie zeigt sich Gott hier?
  • Erkläre das Unbekannte mit dem Bekannten.
  • Räume Verständnisschwierigkeiten aus: Was sagt diese Stelle nicht?
  • Bringe eventuell biblische Parallelen, aber nicht zu viele!
  • Zeige das Gegenteil auf: Was wäre, wenn das nicht so wäre…

Veranschaulichung

Male deinen Hörern ein Bild vor Augen.

  • Suche nach Beispielen mit denen du den Sach-verhalt illustrieren oder  vergleichen kannst.
  • Beispielgeschichten (biblische Erzählungen, eigene Erlebnisse, allgemeine Geschichten)
  • Zitate
  • Gegenstände
  • Statistiken
  • Hörbeispiele
  • Bilder
  • Filmsequenzen
  • Präsentationen

Achtung: Die Veranschaulichung darf sich nicht verselbständigen. Sie soll Licht auf den Inhalt des Bibeltextes werfen, nicht selber glänzen!

Anwendung

Ein Pfeil ohne Spitze ist stumpf. Eine Bibelarbeit ohne Anwendung auch.

  • Jede Bibelarbeit braucht (mindestens) eine Anwendung!
  • Sei dabei so konkret wie möglich!
  • Wähle Beispiele aus der Lebenswelt deiner Zuhörer!
  • Wie kannst du den Jugendlichen helfen, entsprechend dem Bibeltext zu handeln:
    • Bau eine Brücke in die Lebenswelt deiner Zuhörer!
    • Zeige konkrete Schritte auf!
    • Lass die Jugendlichen eine eigene Konsequenz aufschreiben, eine Entscheidung treffen, ihre Erkenntnis mit jemandem aus der Gruppe teilen, ein Gebet formulieren o.ä.
    • Gib den Hörern eine Aufgabe mit, auf die du später zurückkommst.
Achtung: Nicht jeder Bibeltext hat eine direkte Anwendung für uns heute. Doch auch ein neues Denken über Gott oder sich selbst kann eine wichtige Anwendung sein.

Es lohnt sich

Eine gründliche Vorbereitung kostet Zeit und Mühe. Doch wer Jugendlichen Gottes Wort und seinen Willen erklärt und sie damit herausfordert, hat auch eine große Verheißung. Er kann einen entscheidenden Beitrag leisten, dass ihr Leben gelingt und sie am Ende das Ziel erreichen.

Widme dich mit ganzer Kraft dem Vorlesen der Heiligen Schrift, dem Ermahnen und Ermutigen und dem Lehren. Lass die Gabe nicht ungenutzt, die dir durch Gottes Gnade geschenkt worden ist. Konzentriere dich also ganz auf diese Aufgaben; lass dich durch nichts beirren. Dann werden die Fortschritte, die du im Glauben machst, allen sichtbar sein. Gib Acht auf dich selbst und auf das, was du lehrst! Halte dich treu an alle diese Anweisungen. Wenn du das tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, die auf dich hören. 1 Timotheus 4,13-16