Das Evangelium und die Geschichte der Bibel 

Ich erinnere mich noch an die Kinderstunde, als die Geschichte von Kain und Abel erzählt wurde. Die Anwendung war: Gott sieht verborgene Dinge. Er nahm …
Das Evangelium und die Geschichte der Bibel 

Ich erinnere mich noch an die Kinderstunde, als die Geschichte von Kain und Abel erzählt wurde. Die Anwendung war: Gott sieht verborgene Dinge. Er nahm Abels Opfer an und verwarf Kains, weil er ihre Herzenshaltung sah. Also, pass auf was du denkst. Gott sieht in dein Herz. Das stimmt! Aber man kann den Blick auch weiter richten: Die Menschen versuchten in Gottes Nähe zu kommen, doch ihre Versuche reichten nicht. Gott hatte schon damals eine Lösung die endgültig befreiend ist. Und so entsteht ein Spannungsbogen – hinweisend auf den Tod unserer Herrn Jesus am Kreuz. 

Nachfolgend nehmen wir uns die Zeit Bilder anzuschauen, die sich durch die ganze Bibel ziehen. Sie lassen erkennen, dass die gesamte biblische Geschichte aus einem Guss ist. Sie basieren auf der Darstellung bei Timothy Keller (2017, S. 52-54). 

 

Exil und Heimkehr 

Die biblische Erzählung beginnt mit der Schöpfung von Himmel und Erde. Gott pflanzt einen wunderschönen Garten hinein – als Ort der Ruhe. Dort soll der Mensch in Gottes Nähe und in Frieden leben können. Doch durch den Egoismus des Menschen wird der Frieden zerstört und der Mensch heimatlos. Auch im Sklavendienst des Volkes Israel in Ägypten sowie in seinem späteren Exil in Babylonien klingt dasselbe Thema der Heimatlosigkeit und der Sehnsucht nach Heimkehr an. Es wird von Jesus wieder aufgegriffen, der von sich selbst sagt: „Die Füchse haben ihren Bau […] und die Vögel haben ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Platz, wo er sich ausruhen kann“ (Matthäus 8,20). Der Sohn Gottes nimmt unsere Heimatlosigkeit auf sich. Und dann bereitet der auferstandene Herr im Himmel eine Wohnung für die vor, die an ihn glauben (Johannes 14,2). Tatsächlich werden Christen die durch den Sündenfall verlorene Heimat am Ende der Zeit wiederfinden: „Denn hier auf der Erde haben wir keine Heimat. Unsere Sehnsucht gilt jener künftigen Stadt, zu der wir unterwegs sind“ (Hebräer 13,14). Die biblische Geschichte beginnt mit einer Schöpfung und sie endet mit einer neuen Schöpfung – in der die Geretteten Ruhe und Nähe zu Gott finden. 

 

Der Bund und seine Erfüllung 

Am Anfang erschafft Gott den Menschen nach seinem Ebenbild. Er möchte eine Beziehung mit ihm eingehen, die auf gegenseitiger Treue und Liebe beruht. Als der Mensch untreu wird und sich gegen Gottes Gebot auflehnt, zerbricht diese Beziehung. Doch Gott schließt im ganzen Alten Testament Bündnisse mit Einzelpersonen oder Gruppen: der Bund mit Noah (1. Mose 6,18; 9,16), der Bund mit Abraham (1. Mose 15,18; 17,1-21), der Sinaibund (2. Mose 19,3-6), der Bund mit David (2. Samuel 7,8-16; 23,5, Psalm 89). Durch diese Bünde baut Gott Brücken, die Beziehungen zwischen Menschen und Gott ermöglichen – wenn auch in eingeschränktem Rahmen. Leider sind die Menschen immer wieder untreu und erfahren deshalb Gottes Zorn und Gericht. Aber Gott verspricht ihnen einen neuen, unzerbrechlichen Bund (Jeremia 31,31-33). Diese Verheißung wird in Jesus erfüllt, dem „Vermittler eines neuen Bundes“, der „in den Tod gegangen [ist], um so für die Übertretungen zu bezahlen, die unter dem ersten Bund begangen wurden“ (Hebräer 9,15). Mit der Wiederherstellung aller Dinge und dem Hochzeitsmahl des Lammes wird die Erfüllung des Bundes ihren Höhepunkt erreichen (Offenbarung 19). 

 

Das Reich Gottes und sein Kommen 

Ein weiteres Thema, das sich durch die gesamte biblische Geschichte fortsetzt, stellt Gottes Reich und Königtum dar. Die Bücher Richter, Samuel und Könige beschreiben die Suche nach dem wahren Richter oder König. Einem Mann, der rechtmäßig und gerecht über Gottes Volk herrschen kann (Richter 21,25; 1. Samuel 8,7). Gott verspricht David, dass sein Thron ewig Bestand hat (2. Samuel 7,16). Damit wächst die Erwartung auf den einen König, der in Ewigkeit gerecht herrschen wird. Als Jesus von Pilatus verhört wird, erhebt er den Anspruch, dieser ewige König zu sein (Johannes 18,36-37). Indem er stirbt und die Macht des Satans endgültig bricht, erweist er sich als der wahre König. Den Menschen, die sich Gottes Herrschaft unterstellen, schenkt er echte Freiheit. Er wird in Ewigkeit als Richter und König herrschen (Offenbarung 19). 

 

Diese drei Themen, lassen erahnen, wie facettenreich das biblische Evangelium ist. Sie ziehen sich wie ein Roter Faden durch die die gesamte biblische Geschichte und finden ihren Höhepunkt und ihre Erfüllung in Christus. Es endet nicht mit dem ersten Glaubensschritt und ist auch nicht auf die persönliche Ebene zu reduzieren. Vielmehr verändert das Evangelium unseren Blick auf die gesamte Geschichte – auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – von Grund auf. 

 

Quelle: Keller, T. (2017). Center Church Deutsch: Kirche in der Stadt, S. 52-54.