Befreit, um das Licht zu sehen
Jesus ist das Licht der Welt und da, wo das Licht leuchtet, zeigt sich auch, wer blind oder sehend ist.
Überblick
In diesen Kapiteln erklärt Jesus, was es heißt, frei von der Gefangenschaft der Sünde zu sein. Er zeigt dabei auch, wie das geht - nämlich nur dadurch, die Wahrheit (und damit Jesus selbst) voll und ganz zu erkennen und unsere Identität darin zu finden, dass wir zu ihm gehören.
Im zweiten Teil wird Jesus sehr konkret und heilt einen Blinden, um noch einmal zu unterstreichen, dass er als das Licht der Welt gekommen ist, um Blinde im doppelten Sinne sehend zu machen.
Ziel
Das Ziel dieser Bibelarbeit ist, dass wir erkennen, dass wir ohne Jesus unfrei sind. Dass wir Sklave der Sünde waren oder noch sind und dass nur Jesus uns wirklich frei macht. Selbst, wenn wir schon lange Christen sind, können wir “blind” für die Wahrheit sein, so wie die Pharisäer. Die Bibelarbeit soll auch aufzeigen, wo wir in unserer Religiosität blind sind und befreit werden müssen, um das wahre Licht, Jesus, zu sehen.
Einstieg
Verbinde einem Freiwilligen die Augen und stelle ein kleines Licht irgendwo in den Raum. Das Licht muss klein genug sein und der Raum hell genug, sodass die Augenbinde ausreicht, dass der Freiwillige es nicht sieht. Dann frag ihn, ob er es sehen kann. Nein? Dreh ihn einmal um. Jetzt? Immer noch nicht? Vielleicht mal nach links und rechts gehen?
Dann befreie ihn von der Blockade und er kann es sehen.
Man kann das auch variieren und statt Augen zu verbinden, jemanden “einsperren”, sodass die Sicht auf das Licht nicht möglich ist, bis er befreit wird.
Erarbeitung und Anwendung
Freiheit und Sklaverei (8, 31-36)
In der ersten Szene spricht Jesus mit Juden, “die bereits an ihn geglaubt hatten” (V.31). Als erstes macht er klar, dass sein Jünger zu sein nicht bedeutet, einmal an ihn zu glauben, sondern dabei zu bleiben, was er gesagt hat. Jesus erwartet vollständige Hingabe. Denn dann werden wir “die Wahrheit erkennen” und sie wird uns frei machen (V.32).
Aber wieso überhaupt frei machen und wovon eigentlich? Sind wir unfrei?
Genau das haben die Zuhörer auch gedacht, als sie das gehört haben. Obwohl Israel schon oft in Gefangenschaft war, glauben sie, dass sie als Abrahams Nachkommen frei sind. Umso mehr wird sie der nächste Satz schockieren: Jeder, der sündigt, ist Sklave der Sünde (V.34).
Jesus macht hier eine harte Aussage. Man sündigt nicht nur, sondern man gehört der Sünde, man ist ihr untergeordnet und von Sünde beherrscht. Aber er liefert auch sofort die Lösung. Ein Sklave gehört nicht zur Familie, ein Sohn schon. Jesus als Sohn Gottes hat damit die Autorität, uns frei zu machen.
Eskalation (8, 37-59)
Dennoch sind die Zuhörer der Meinung, bereits zur Familie zu gehören, denn sie sind Abrahams oder auch Gottes Kinder. Jesus wird hier noch deutlicher und sagt ihnen, dass ihr wirklicher Vater der Teufel ist (V.44). Lasst das in der Gruppe mal auf euch wirken, wie heftig das ist, solch eine Aussage zu hören.
Wie würdest du auf diese Aussage reagieren?
Ich glaube, dass man hier gut nachvollziehen kann, dass die Zuhörer jetzt von der Verteidigung zum Angriff wechseln. Obwohl Jesus in den Versen 37-47 ziemlich stichhaltig argumentiert, lassen sie das nicht auf sich sitzen. Anstatt also ihre Sklavenschaft anzuerkennen, bleiben sie blind vor Stolz und Empörung und werfen Jesus vor, selbst dem Teufel zu dienen und von einem Dämon besessen zu sein (V.48).
Auch das kann Jesus wunderbar argumentativ widerlegen. Er ehrt seinen Vater, während sie ihn beleidigen (V.49). Er legt noch mehr drauf und sagt, dass man nicht stirbt, wenn man sich nach seinen Worten richtet (V.50). What? Nicht sterben? Dass hier nicht der physische Tod gemeint ist, kam bei den Zuhörern allerdings nicht rüber.
Sie denken inzwischen wirklich: Jesus ist verrückt geworden. Ist er etwa größer als Abraham und die Propheten? Und dann stellen sie die wichtigste Frage, die wir uns auch fragen sollten: Wer bist du eigentlich (V.53)? Wer ist Jesus?
Ein paar Verse weiter ist eine der Stellen, wo Jesus klar macht, dass er Gott ist. Nachdem die Juden noch einmal sagen, dass er zu jung ist, um Abraham zu kennen, sagt er:
“Bevor Abraham war, bin ich”
- Johannes 8,58
Das “bin ich” ist im Grundtext das “Ich bin” also JHWH, der Name Gottes. Jesus sagt hier verständlich für jeden Juden, dass er Gott ist.
Die Reaktion der Juden bestätigt, dass sie das verstanden haben, denn sie wollten ihn sofort steinigen (V.59).
Jesus wird konkret (9, 1-5)
Nachdem Jesus von der versuchten Steinigung fliehen konnte, kam er an einem Blinden vorbei. Hier zeigt sich dann, dass auch seine Jünger seine Botschaft von davor nicht richtig verstanden haben. In Vers 2 fragen sie, wessen Sünde Schuld an seiner Blindheit ist. Schau mal genau auf die Antwort von Jesus, er sagt, der Mann ist blind, damit Gottes Macht sichtbar wird (V.3). Er ist nur deswegen sein Leben lang blind gewesen. Für diesen einen Augenblick, weil Jesus ihn heilen sollte und an ihm etwas veranschaulichen wollte. Schon irgendwie cool der Gedanke, dass man seit der Geburt so sehr in Gottes Plan eingeplant war.
Gottes Macht zeigt sich an einem Schwachen, anstatt an einem Starken (vgl. 2. Kor 12,9).
Jesus sagt es jetzt einmal deutlich auf den Punkt: Ich bin das Licht der Welt (V:5).
Exkurs - Brei mit Speichel (optional: 9, 6-7)
Was hat es eigentlich mit dem auf die Erde Spucken und dem Brei zu tun? Jesus hätte doch einfach nur etwas sagen müssen oder nicht mal das und der Mann wäre sehend gewesen. Also warum macht er das?
Wir hatten ja vorher die Situation, dass die Leute glauben, der Mann oder die Eltern haben gesündigt und deswegen ist er blind. Was Jesus hier zeigt ist, dass es auf jeden Fall eine physische Ursache ist. Er rührt einen Brei aus Speichel an und Speichel war damals auch als "Basis-Pharmazie" bekannt (wir nutzen das auch heute noch z.B. auf Mückenstichen).
Er lässt den Mann nicht seine Sünden bekennen (vgl. die Heilung des Gelähmten in Mt 9, 2-7), sondern er heilt ihn äußerlich mit physischen Mitteln (und einem Wunder natürlich), um klar und deutlich zu zeigen, dass er physisch blind war und kein spiritueller Grund (Sünde) dahinter steckt.
Die Reaktionen (9, 13-34)
Nachdem die Leute, die den Mann kannten, nicht verstanden haben, wie er jetzt geheilt sein kann, schicken sie ihn zu den Pharisäern (V.13). An dieser ganzen Passage ist besonders spannend, wie blind die Pharisäer im Herzen sind. Sie versuchen es zu verstehen und sagen erstmal, es kann nichts Gutes an Jesus sein, wenn er am Sabbat heilt (V.16a). Überlegt mal. Er heilt. Heilt einen Menschen. Aber das kann nicht gut sein, weil es am Sabbat ist?! Andere sagen dann auch treffend, dass ein sündiger Mensch aber doch so etwas nicht tun könnte (V.16b).
Als sie sich nicht einigen konnten, haben sie einfach behauptet, der Mann war gar nicht blind (V.18). Schaut euch das mal an, wie verblendet die sind. Es ist erschreckend.
Nachdem dann aber auch seine Eltern gesagt haben, dass er wirklich blind geboren war und dass er wirklich ihr Sohn ist (V.20), versuchen sie es noch einmal mit der Idee, dass der Mann vielleicht Unsinn erzählt, nur diesmal gehen sie härter vor.
Sie lassen den Mann beinahe auf Gott persönlich schwören, dass er nur die Wahrheit sagen soll und dann geben sie auch direkt ihre gewünschte Wahrheit mit, nämlich, dass Jesus ein Sünder ist.
Nach weiterem hin und her berufen sich die Pharisäer wieder auf Mose und betonen, dass sie nicht wissen, wo Jesus herkommt (V.29). Sie meinen damit nicht Jesu geographische Herkunft, sondern vielmehr die Quelle seiner Autorität - ob er gut oder böse ist.
Der ehemals Blinde antwortet mit bestechender Logik:
“Noch nie hat man davon gehört, dass jemand einen blind geborenen Menschen von seiner Blindheit geheilt hat.''
- Johannes 9, 32
Der Mann kann nicht böse sein! Dahinter ist sogar eine messianische Prophezeiung, die Jesus erfüllt (vgl. Jesaja 35,5).
Die Reaktion der Pharisäer zeigt nun eindeutig, wer blind und sündig ist. Wie in der Comment-Section von einem Youtube-Video: Wenn man auf eine gute Argumentation keine logische Antwort geben kann, fängt man an, den Anderen zu beleidigen. Der Kreis schließt sich an dem Punkt, wo die Pharisäer behaupten, er sei in Sünde geboren (wir erinnern uns, die Jünger dachten das ja auch) und ihn deswegen rausschmeißen (V.34).
Die richtige Reaktion (9, 35-41)
Als Jesus das mitbekommt, sucht er den Mann direkt auf (V.35). Damals war die Gesellschaft ja sehr religiös, deswegen war man sehr verwundbar, wenn man aus der Synagoge ausgeschlossen wurde.
Jesus konfrontiert ihn direkt mit der wichtigsten Frage, die wir so ähnlich schon vorhin hatten: Wer ist Jesus bzw glaube ich an ihn? (V.35-37). Und hier sehen wir, anders als bei den Pharisäern, die einzig sinnvolle, richtige Reaktion auf Jesus:
Er warf sich vor ihm nieder.
- Johannes 9,38
Jesus ist das Licht der Welt und da, wo das Licht leuchtet, zeigt sich auch, wer blind oder sehend ist.
Und das ist nicht immer nur angenehm, Jesus sagt selbst, dass sich an ihm die Geister scheiden werden (V.39). Achtet mal auf den Satz danach, Jesus möchte Blinde sehend machen, außer die Blinden halten sich bereits für sehend.
Es geht also um das Herz!
Es ist erschreckend zu sehen, wie stark die religiöse Blindheit da ist und wie unbelehrbar die Pharisäer sind. Umso wichtiger ist es, dass wir uns unserer Situation bewusst sind, dass wir uns nicht für sehend halten, sondern uns vom Licht der Welt frei und sehend machen wollen.
Ergebnissicherung
Folgende Fragen können zur Reflexion in der Gruppe oder in Kleingruppen dienen:
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Wie sehr bist du dir deiner Unfreiheit oder Freiheit in Christus bewusst? War das neu für dich, dass man entweder ein Kind Gottes oder wirklich ein Gefangener der Sünde ist?
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Jesus ist das Licht der Welt und manchmal sagt er sehr direkt, wo Dunkelheit in unserem Leben ist. Wie gehst du damit um, wenn jemand dich auf (geistliches) Fehlverhalten hinweist? Schaffst du es, das Motto “die Wahrheit (Jesus) macht dich frei” aufzunehmen?
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Wie kannst du dich vor religiöser Blindheit und Stolz schützen?
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Was hast du in diesem Abschnitt neu über Jesus gelernt? Überlege, was du davon konkret nächste Woche umsetzen kannst (z.B. in deiner Haltung zu ihm im Gebet/Lobpreis, Kritikfähigkeit, …).