10 Kriterien der konstruktiven Kommunikation

Wir kommunizieren täglich. Alle von uns. Und jeder macht dabei Fehler. 10 Tipps, wie du deine Kommunikation verbesserst.
10 Kriterien der konstruktiven Kommunikation

Wir unterschätzen die Auswirkungen guter und schlechter Kommunikation. Manchmal denken wir: Unser Glaube verbindet uns und wir haben alle das gleiche Ziel. Dann funktioniert die Zusammenarbeit schon automatisch. Schon Paulus wusste es besser. Im vierten Kapitel seines Briefes an die Gemeinde in Ephesus beschreibt er göttliche Umgangsprinzipien. Die meisten der zehn "Kriterien der konstruktiven Kommunikation" habe ich daraus abgeleitet. Wenn du diese Eigenschaften liest, kann man schnell verzweifeln, weil man als Christ merkt, dass man echt nicht perfekt ist. Das wird auch so bleiben. Das soll uns auch nicht stressen. Deswegen schreibt Paulus davor so viel von der Gnade. Du und ich - niemand von uns kann perfekt kommunizieren. Wir sollen uns nach dem Artikel auch nicht selbst anstrengen besser zu werden, sondern demütig werden und die Gnade Gottes dankbar in Anspruch nehmen. Der Artikel soll dazu dienen, uns zu reflektieren und Gott an meinem Reden und Zuhören arbeiten zu lassen.

1. Demütige Grundhaltung

Mit aller Demut... (Epheser 4,2)

Hast du auch gerne Recht? Ich jedenfalls. Paulus schreibt direkt am Anfang, wie wichtig eine demütige Haltung ist. Demut ist eher das Gegenteil von Hochmut (Selbstüberschätzung). Wer hochmütig ist, meint alles besser zu wissen und zu können. Wer demütig ist, schätzt sich richtig ein. Er weiß, dass er als Sünder falsch liegen kann und erhebt sich deshalb nicht über die Meinung des anderen. Wer demütig ist, kann daher andere Meinung sehr gut ertragen und Verständnis für schlechtes Verhalten aufbringen, weil er selbst nur aus Gnade errettet ist. Das heißt nicht, dass ich schweigen, alles tolerieren und nicht zu meiner Überzeugung stehen sollte. Demütige Menschen sind die besten Teamplayer.

2. Wertschätzung und Freundlichkeit


..und begegnet den anderen freundlich (NeÜ)


Wir können freundlich sein, wo wir höflich sein müssen. In Situationen, wo wir sein können wie wir sind, zeigt sich aber wie freundlich wir wirklich sind. In Eph. 4,32 wiederholt Paulus, dass wir freundlich und mitfühlend sein sollen. Wenn ich Teammeetings gehen oder zu meinem Jugendkreis fahre, nehme ich mir aktiv vor, freundlich und wertschätzend zu sein. Mein freundliches Wesen kann die ganze Stimmung positiv prägen. Mein ernst gemeinte Wertschätzung und Interesse an dem anderen zeigt meine wirkliche Liebe für ihn.

3. Ertragen statt Persönlich nehmen


habt Geduld miteinander und ertragt euch gegenseitig in Liebe (NeÜ)


Nimmst du Kritik eher persönlich oder kannst du gut mit negativen Rückmeldungen leben? Ich habe Kritik immer sehr persönlich genommen. Das ändert sich gerade erst. Weil meine Idendität in Jesus fest wird. Ich kenne meine Berufung und meine Begabung. Ich weiß, dass ich an dem Platz bin, wo Jesus mich sieht. Ich weiß, dass er mich liebt und ich nicht aufgeben soll. Deshalb kann Kritik mich nicht mehr persönlich so erschüttern, sondern ich prüfe was der andere auszusetzen hat und behalte nur die sachlichen Tipps dahinter. Mit dieser Haltung kann ich komisch destruktive Kommentare und Persönlichkeiten in der Gemeindenarbeit viel besser ertragen. Vielleicht hilft dir das ja auch.

4. Konstruktiv und zielführend

Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur Erbauung, damit es dem Hörer Gnade gibt! (Epheser 4,29)

Ich liebe Sticheleien und humorvolle Schnackerei (norddeutsch für dumm schwätzen). Aber ganz schnell kommen Wörter aus meinem Mund, die für andere Gift sind. Ich habe es nicht so gemeint, aber das Wort ist ausgesprochen. Deswegen ist Paulus so radikal. Wir sollen schon vorher darüber nachdenken was unsere Worte anrichten können. Wird es den anderen ermutigen? Wird es ihn aufbauen? Wird es ihn voranbringen oder nur runterziehen? Will ich dem anderen gerade nur meine Meinung geigen, weil sich die schon lange bei mir aufgestaut hat oder möchte ich, dass man mir Gnade und Barmherzigkeit abspürt?
Überlege dir nicht nur deine Worte, sondern was deine Worte bei dem anderen anrichten könnten (nach Alexander Strauch)

5. Überlegt und beruhigt

Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit (Epheser 4,31)

Wer seine Worte zügelt, besitzt Erkenntnis; und wer kühlen Geist bewahrt, ist ein verständiger Mann. (Sprüche 17,27)


Paulus wünscht sich, dass Zorn- und Wutausbrüche verschwinden, weil sie nicht zu Jesusnachfolgern passen. Gerade wenn du ein aufbrausender Typ bist, sind Geduld und Besonnenheit große Baustellen. Salomo gibt in den Sprüchen den Tipp, unsere Worte zu zügeln. Also einfach mal auf die Zunge beißen, Lippen zusammenpressen und "Fresse halten", bevor meine Worte emotional verletzen. Wenn mich Emails oder Nachrichten verletzen, erstmal eine Nacht drüber schlafen und mich im Gebet bei Gott aussprechen. Meinen Zorn und Grimm sollte ich Gott bringen, damit ihn andere nicht erleben müssen.

6. Offenheit und Ehrlichkeit


Lasst uns also in Liebe wahrhaftig sein... (Epheser 4,15 - NeÜ.)

In unserer toleranten Gesellschaft sind wir zu feige geworden, ehrlich und offen unsere Meinung zu äußern (außer in digitalen Kommentaren). Lieber lassen. Paulus sagt, dass wir als Christen in Liebe wahrhaftig sind. Das heißt authentisch ehrlich und gleichzeitig liebevoll sein. Das ist ein Balance-Akt. Manche fallen von der Seite der Wahrhaftigkeit herunter und präsentieren die Wahrheit knallhart und sachlich. Andere fallen von der anderen Seite herunter und sagen lieber nichts, um den Frieden zu erhalten. Wenn du eher harmoniebedürftig bist, erfindest du Ausreden, versuchst alles irgendwie passend zu argumentieren, damit sich bloß niemanden angriffen fühlt und sich jeder gut versteht. Tobias Teichen sagt "Was du tolerierst, förderst du". Wenn du merkst: "Ich müsste mit einem Teammitglied oder einem Jugendlichen dringend ein Gespräch suchen und ihm ehrlich sagen, dass sein Verhalten in die falsche Richtung geht" - dann tun das! Sei mutig und bezeuge bedacht und ehrlich was du denkst. Mit der nötigen Portion Liebe und Demut.

Nicht alles, was wahr ist, muss gesagt werden, doch alles, was gesagt wird, soll wahrhaftig sein. (Voltaire)

7. Vier Augen Prinzip


Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. (Matthäus 18,15 - Schlachter 2000)

Tobias Teichen erzählte, dass er Leute, die zu ihm kommen und sich über andere beschweren grundsätzlich fragt, hast du denn schon mit der Person direkt geredet? Wenn das nicht der Fall ist, weist er sie in der Regeln mit ihrer Beschwerde ab. Die besten Gespräche finden persönlich statt. Beschwere dich nicht bei deinem Partner oder besten Freund über andere, wenn du noch nicht ehrlich mit dem anderen darüber gesprochen hast. Lass uns als Christen lieber miteinander statt übereinander reden. Schreib keine Briefe, Emails oder WhatsApp, wenn du enttäuscht und sogar sauer bist. Ruf die Person direkt an oder lade sie ein. Es sollte verboten werden, dass sich Geschwister irgendwelche bösen Briefe schicken, weil man nicht auf die Reaktionen und Emotionen des anderen eingehen kann, sondern alles schreibt, um den Streit zu gewinnen.

8. Vergeben statt Nachtragen


Seid aber zueinander gütig, mitleidig und vergebt einander, so wie auch Gott durch Christus euch vergeben hat! (Epheser 4,32)


Jesus hat unsere Sünden zum Kreuz getragen. Deshalb kann und wird er sie uns nie nachtragen. Wir Christen sind da manchmal leider anders. Wir sind nachtragend, und müssen lernen wirklich zu vergeben und den anderen durch Gottes Augen zu sehen. Auch wenn wir enttäuscht und verletzt wurden. Mir hilft der Blick auf Jesus. Er vergibt mir jeden Tag. Er zeigt Mitleid mit meinen Schwächen und distanziert sich nicht von mir. Kannst du deinem Jugendlichen oder Teamkollegen vergeben, selbst wenn er dich schon wieder enttäuscht hat? Selbst dann, wenn er sich noch nicht entschuldigt hat?

9. Zuhören und Hineinversetzen


Wer Antwort gibt, bevor er zuhört, dem ist es Narrheit und Schande. (Sprüche 18,13)


Wer nicht zuhören kann, interessiert sich nicht wirklich für den anderen, sondern ist eigentlich nur an sich interessiert und wünscht sich soziale Interaktion. Wer sein Gegenüber liebt, hört zu! Ohne aufs Smartphone oder die Smartwatch zu gucken. Wer antwortet bevor er die Situation richtig eingeschätzt hat und der andere ausreden konnte, der überfährt den anderen und will nur schnell eine Lösung präsentieren. Wenn ich konzentriert zuhöre, fühlt sich der andere geliebt und wertgeschätzt, weil ich mich für ihn interessiere. Total wichtig für die Jugendarbeit!

10. Angemessener Rahmen


Wenn du deinen Nachbarn allzu früh am Morgen schon freundlich grüßt, wird er das als einen Fluch empfinden! (Sprüche 27,14)

Freitagabends und jeder ist total erschöpft. Kennst du solche angespannten Situationen? Oder in einer hektischen Verkehrssituation. Oder nach dem Tod eines Verwandten. Oder nach der schmerzhaften Trennung einer Beziehung. Wir müssen unsere Worte den Situationen anpassen. Nicht die Wahrheit weglassen, aber genau überlegen, wann wir wie viel sagen. Was ist wirklich angebracht in dem Moment? Was kann der andere jetzt aufnehmen? Wenn Jugendliche und Freunde Probleme haben, hilft es häufig viel mehr Verständnis zu zeigen statt die Lösung zu präsentieren

Matthias Claudius sagte dazu: „Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“

Fazit

Wer Beziehung will, muss gut kommunizieren und wer gut kommunizieren will, muss Beziehung zum Ziel haben (Karsten Kranzmann)