Wie verarbeite ich eine Trennung?

Diese Andacht soll Jugendliche ermutigen, die eine Trennung erlebt haben. Du erfährst anhand eines Erfahrungsberichts 7 Tipps, die dir helfen Trennungen zu verarbeiten und den Blick auf deinen Vater im Himmel richten.
Wie verarbeite ich eine Trennung?

Ich hatte immer einen Traum: Meine erste Freundin ist meine letzte Freundin. Mit dieser Einstellung ging ich in meine erste Beziehung. Ich war fest davon überzeugt, dass ich diese Frau heiraten werde. Doch dann kam alles anders. Eineinhalb Jahre Freundschaft, dann über ein Jahr Beziehung, dann die Trennung.

Vielleicht hast du in der Vergangenheit Ähnliches erlebt. Vielleicht wirst du irgendwann Ähnliches erleben. Vielleicht bist du selbst gerade frisch getrennt. Vielleicht kennst du aber auch jemanden, dem du in solch einer Situation beiseite stehst. Egal, inwieweit du mit dem Thema Trennung konfrontiert bist: Ich möchte dir ein paar Tipps geben, wie du eine Trennung verarbeiten kannst. Ich möchte dich ermutigen diesen Weg gemeinsam mit mir zu gehen: Von tiefer Trauer und Enttäuschung hin zu echter Heilung und Erfüllung in Gott. Einiges von dem, was ich schreibe, wird dich wahrscheinlich sehr herausfordern. Vielleicht wirst du auch mal denken - Das ist unmöglich! Genau so ging es mir oft auch. Aber ich glaube an einen Gott, dem Unmögliches möglich ist.

Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
- Psalm 147,3

Die erste Phase

Ich war völlig am Boden zerstört. Nie konnte ich Menschen verstehen, die derartig unter Liebeskummer litten. Jetzt war ich selbst am Boden. Es gab Momente, in denen ich wirklich dachte, dass ich das Leben nicht mehr bewältigen kann. Jeder Gedanke endete in zahlreichen Tränen.

Von Anfang an habe ich eine Entscheidung getroffen: Ich werde das nicht alleine durchstehen. Ich habe jede Hilfe in Anspruch genommen. Ich habe mich mit Freunden getroffen, um mich abzulenken, habe immer wieder mit meinem Vater über meine Gefühle gesprochen, ich habe ein Gesprächsangebot von einem befreundeten Ehepaar in Anspruch genommen und habe einen Termin beim Seelsorger gemacht.

Ich habe versucht meinen Gefühlen Raum zu geben und habe mich trotzdem dazu entschieden, mich nicht dauerhaft von ihnen beherrschen zu lassen.

Ich glaube, dass das ganz wichtig ist, dass du deine Gefühle nicht komplett unterdrückst. In manchen Lebensphasen, wie z.B einer Klausurphase kommt uns das vielleicht ziemlich ungelegen. Mein Seelsorger sagte mir: „Stell dir das vor wie eine Box: In dieser Box sind all deine Gefühle, die du gerade hast. Es ist okay, wenn du diese Box schließt und für eine Weile unter dein Bett stellst. Aber irgendwann musst du diese Box wieder herausholen und deine Gefühle aufarbeiten“.

Tipp 1: Lass deine Gefühle raus und öffne dich jemanden. Versuche nicht, alleine zurecht zu kommen. Gemeinschaft lenkt dich ab, du hast die Möglichkeit auf andere Gedanken zu kommen und Distanz zu gewinnen. Auch wenn du ein Mann bist: Ja wir wollen immer stark sein, aber es ist okay, traurig zu sein und es ist genauso okay zu weinen und sich Hilfe zu holen. Wenn Jesus weinen durfte (Johannes 11,33-35), darf ich das auch.

Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.
- Prediger 4,12

Wie sortiere ich meine Gefühle?

Eine Trennungszeit ist eine komische Phase. So viele verschiedene Gedanken kommen einem in den Kopf: War ich nicht gut genug? Warum genau jetzt? Wie kann er oder sie mir das antun? Was hätte ich anders machen können? Soll ich um die Beziehung kämpfen? Habe ich Gottes Willen falsch verstanden? Einige dieser Fragen habe ich mir gestellt.

Wut, Trauer, Enttäuschung, Selbstzweifel, Unsicherheit. Alles durcheinander. Mir hat es geholfen meine Gedanken zu sortieren, indem ich sie als Briefe an Gott verschriftlicht habe. Alles, was mir in den Kopf kam, habe ich aufgeschrieben und Gott gesagt. Das waren oft schwierige Zeiten. Trotzdem hat es mir geholfen, Dinge mal loszuwerden. Bei Gott konnte ich einfach ehrlich sein. Ich musste mich nicht verstellen oder Dinge schönreden. Ich habe sie genauso aufgeschrieben, wie ich sie empfunden habe. Viele der Psalmen von David sind genau das - ein Ausdruck seiner Gefühle, die er offen und ehrlich vor Gott ausbreitet.

In dieser Zeit habe ich gemerkt, wie nah Gott mir ist. Ich habe seinen Trost gespürt, in Momenten der tiefsten Trauer, auch wenn die Umstände noch genau gleich waren.

Tipp 2: Gott möchte dein Papa sein, dem du alles erzählen kannst. Schreib deine Gedanken auf und werde bei Gott alles los, was du denkst. Sei schonungslos ehrlich, wie David. (Lies mal Psalm 22, 1-12)

Lobpreis in der Trennungsphase?

Es gibt Phasen in unserem Leben, in denen uns nach Singen zumute ist. Man fühlt den Lobpreis und singt aus vollem Herzen und voller Überzeugung mit: „Egal was du mir gibst, egal was du mir nimmst, du bist und bleibst mein Gott, nur dir gehört mein Lob“. Aber was ist in solchen Lebensphasen, in denen wir unglaublich traurig und enttäuscht sind? Wenn wir Gottes Wege vielleicht nicht verstehen? Unmittelbar nach meiner Trennung habe ich mich ans Klavier gestellt und genau dieses Lied gesungen. Nicht weil ich mich danach gefühlt habe. Ganz und gar nicht. Es war eine bewusste Entscheidung in diesem Moment Gott zu sagen: "Ich bin unendlich traurig, ich verstehe dich nicht, aber ich möchte dir sagen, dass ich dir vertraue." Paulus fordert uns in 1. Thessalonicher 5, 18 dazu auf, in allem Dank zu sagen. Das ist so unendlich schwer. Aber Gottes Wahrheiten über unser Leben auszusprechen wird uns frei machen! Ob wir uns danach fühlen oder nicht.

Tipp 3: Es klingt wie eine unmögliche Aufgabe, aber singe Loblieder in deinen dunkelsten Stunden. Gott wird dich trösten und seine Wahrheiten werden dich heilen.

Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.
- 1. Thessalonicher 5, 18

Gottes Wahrheiten machen dich frei

Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
- Johannes 8, 32

Gerade habe ich dich ermutigt Lobpreis zu machen. Das ist eine Möglichkeit, Gottes Wahrheiten zu verinnerlichen. Ich habe noch eine Möglichkeit genutzt Gottes Wahrheiten über mein Leben auszusprechen. Ich habe mir eine Morning Proclamation überlegt, mit der ich in den Tag gestartet bin und eine Proclamation fürs Zubettgehen. Diese lauteten:

„Heute ist ein guter Tag, weil du Gott ihn gut gemacht hast. Ich bin dein Kämpfer und werde mich nicht entmutigen lassen. Ich werde heute daran arbeiten ein besserer Sohn, Bruder, Freund, Leiter und zukünftiger Ehemann zu werden. Ich werde dir Gott heute mit meinem Leben dienen. Amen“

„Der Tag ist vorbei und ich kann nichts mehr tun. Ich gebe alles an Gott ab, weil ich weiß, dass er sich um alles kümmern wird. Amen.“

Ich habe gemerkt, dass mich diese Worte geprägt haben. Schon nach kurzer Zeit bin ich mit besserer Laune aufgewacht und der Schmerz über die Trennung wurde immer weniger. Gottes Wahrheiten über mein Leben haben mich frei gemacht.

Tipp 4: Überlege dir eine Proclamation mit der du in den Tag startest und den Tag beendest. Sprich in diesem Satz Gottes Wahrheiten über dich aus: Denn die Wahrheit wird dich frei machen. 

Was du nicht tun solltest

Manchmal neigen wir Menschen in emotionalen Situationen dazu dumme Dinge zu tun. Daher habe ich mich von Anfang an für zwei Dinge entschieden: Egal was passiert ist, ich möchte nicht schlecht über meine Ex-Partnerin reden. Gerade wenn man verletzt ist, neigt man dazu, anderen Menschen schlechte Dinge über denjenigen zu erzählen, damit man sich selbst besser fühlt. Das möchte Gott nicht. Paulus schreibt:

Redet nicht schlecht voneinander, sondern habt ein gutes Wort für jeden, der es braucht. Was ihr sagt, soll hilfreich und ermutigend sein, eine Wohltat für alle.
- Epheser 4, 29

Tipp 5: Rede nicht schlecht über deine/n Ex-Partner/in. Am besten ist es sowieso bei einer Trennung über Verletzungen zu reden und Dinge auszuräumen. Dann gibt es auch keinen Grund mehr darüber mit anderen reden zu müssen. Konnten Dinge nicht ausgeräumt werden, suche dir EINE Vertrauensperson (nicht 10), mit der du diese Dinge aufarbeiten kannst. (Wenn möglich, sollten diese Dinge irgendwann mit etwas Distanz auch persönlich geklärt werden, da Gott uns aufruft, mit allen Menschen in Frieden zu leben).

Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.
- Römer 12,18

Die zweite Reaktion, die ich in meiner Verletzung vermeiden wollte: Mich vorschnell in eine neue Beziehung zu stürzen, um die Leere in meinem Herzen zu füllen oder mir zu beweisen, dass ich liebenswert bin. Klar kann es sein, dass du zwei Wochen nach deiner Trennung die Frau oder den Mann fürs Leben findest. Dann kann ich nur gratulieren und wünsche dir Gottes Segen. Aber ich möchte aufpassen, dass ich keine Beziehung vorschnell starte, um etwas zu kompensieren.

Tipp 6: Stürz' dich nicht sofort in eine neue Beziehung. Gib dir Zeit, Verletzungen zu verarbeiten. Gott wird dir zur richtigen Zeit den richtigen Partner geben. Ja das klingt leichter als es ist. Gerade, wenn die Weihnachtszeit vor der Tür steht, kommt vermehrt der Wunsch auf, wieder einen Partner zu haben. Gott weiß um deine Gefühle und deine Bedürfnisse.

Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
- Sprüche 3,5+6

Reflexion

Anstatt mich vorschnell in eine neue Beziehung zu stürzen, habe ich mich dazu entschieden die Zeit zu nutzen, um meine Beziehung zu reflektieren und daraus zu lernen. Ich muss nicht krampfhaft nach Fehlern suchen. Trotzdem ist es gut, darüber nachzudenken, was ich in Zukunft anders machen würde. Ich habe angefangen die Zeit aktiv zu nutzen, um im Glauben zu wachsen, anderen Menschen Gutes zu tun, meinem Körper ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken oder Zeit in Gemeinde zu investieren. Außerdem habe ich angefangen, einmal monatlich alleine in die Therme zu fahren, um dort Zeit für mich und Gott zu haben. Bis Gott mir meine zukünftige Ehefrau zeigt, werde ich daran arbeiten, der Ehemann zu werden, den meine Frau irgendwann braucht. Dazu habe ich z.B. ein Buch gelesen über die Grundbedürfnisse von Männern und Frauen. ("Meine Wünsche, deine Wünsche") Ein weiteres Buch, was ich wirklich empfehlen kann, ist, „Ehe – Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens“ von Timothy und Kathy Keller.

Tipp 7: Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken oder sich vorschnell in eine neue Beziehung zu stürzen, nutz die Zeit, um als Mensch zu wachsen, Gott besser kennenzulernen und zu dem Partner zu werden, den deine zukünftige Frau oder dein zukünftiger Mann braucht.

Extra: Mein Ex-Partner hat jemand neues

Besonders hart kann der Moment sein, in dem man sieht oder hört, dass der Ex-Partner eine neue Beziehung eingegangen ist. So ging es auch mir. Kurz vor einer wichtigen Prüfung. Ich ging ins Wohnzimmer, brach in Tränen aus und erzählte meinen Eltern davon. Es war klar, dass dieser Moment irgendwann kommen würde. Wir waren getrennte Menschen, die separat voneinander ihren Weg gingen. Irgendwie war ich trotzdem wütend. Ich hatte kein Recht dazu, trotzdem war ich so wütend und enttäuscht. Ich habe Papa gebeten mit mir spazieren zu gehen, um mit mir zu beten. Von Gebet zu Gebet wurde mein Herz ruhiger. Irgendwann, ich weiß nicht, wie ich das schaffen konnte, habe ich gebetet und Gott gesagt: „Es tut unglaublich weh, aber ich möchte sie und ihren neuen Freund segnen. Ich möchte beten, dass, wenn sie zusammengehören, du ihnen hilfst, dass er ihr der Freund sein kann, den sie braucht und genau so auch sie für ihn die Freundin, die er braucht. Amen“ Dieses Gebet kam nicht von mir selbst. Ich war so sehr in meinem Stolz und meiner Ehre verletzt, ich hätte diese neue Beziehung niemals segnen können. Aber Gottes Kraft in mir konnte. Und ich habe dieses Gebet immer wieder wiederholt und Stück für Stück heilte Gott mein Herz. Ich kann sagen, dass ich mich für die beiden freue. All das hat Gott getan. Und genau das Gleiche kann Gott in deinem Leben tun. Egal wie verletzt du bist, egal wie groß deine Wunden sind. Gott kann dich heilen und dir neue Lebensfreude geben. Er kann dich glücklich machen. Mit und ohne Partner. Wenn du Lust hast, lies gerne mal, was Paulus in Philipper 4,13 schreibt.

Gott gibt Perspektive

Wir sind am Ende angekommen. Ich hoffe du konntest von meinen persönlichen Erfahrungen ein wenig profitieren. Vielleicht war dir vieles auch fremd, weil du Gott gar nicht richtig kennst. Vielleicht hast du schon mal in einer Situation gebetet, wenn es dir nicht gut ging aber so richtig hast du mit Gott eigentlich nichts zu tun. Dann freut es mich umso mehr, dass du diesen Artikel gelesen hast. Ich möchte dir etwas sagen: Gott liebt dich unglaublich. Er liebt dich so sehr, dass er ein persönliches Interesse an dir und deinem Leben hat. Er möchte ein Teil deines Lebens sein. Nicht nur an Feiertagen oder am Sonntag. Nein, er möchte dein Papa sein, der dir Trost, Orientierung und Wegweisung schenkt. Es geht ihm um echte Beziehung. Er möchte dein Herz füllen, wie es kein Mensch tun kann. Wie kannst du das bekommen?

Wir Menschen haben ein Problem. Wir alle tun Dinge, die nicht gut sind. Das trennt uns von Gott, weil er perfekt ist. Aber genau deswegen ist Jesus vor etwa 2000 Jahren auf diese Welt gekommen. Er starb am Kreuz und ist damit für all den Mist aufgekommen, den ich und du in unserem Leben verzapft haben. Das einzige, was du tun musst, ist daran zu glauben, dass Jesus für deine Schuld bezahlt hat. Du musst dieses Geschenk nur annehmen. Dann kannst du Gottes Kind sein und er wird dein Herz füllen und dich positiv verändern, weil er genau weiß, was du brauchst. Genau das habe ich in all meinem Schmerz erlebt – die Liebe eines Vaters, der nicht visuell da ist, der mich trotzdem tröstet, der mich heilt und mir neuen Lebensmut geschenkt hat. Ich wünsche dir, dass auch du das erleben kannst.

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Wenn du Bedarf hast mit jemand zu reden, vielleicht über eine Trennung, dann schreib uns gerne über Instagram oder maile einem von uns aus dem Team.