Was ist Gottesfurcht? 

Gott zu fürchten ist ein riesiges Thema in der Bibel. Aber was ist Gottesfrucht eigentlich? Sie ist eine innere Haltung, die aus zwei Teilen besteht: Unsere Reaktion, wenn wir auf Gott schauen und unsere Reaktion, wenn wir von Gott wegschauen.
Was ist Gottesfurcht? 

Mich wurmt eine knifflige Frage zur Jugendarbeit. Und ich hoffe, dass der König mit dem ultimativen Durchblick mir helfen kann. Also steige ich in meine Zeitmaschine und fliege in Salomos Thronsaal. „Was möchtest du wissen, Dominik?“, begrüßt er mich. Ich verbeuge mich respektvoll und trage mein Anliegen vor: „Ich will nicht, dass die Jugendlichen in meiner Gemeinde ihr Leben sinnlos verpulvern. Ich wünsche mir so heftig, dass sie weise leben. Aber wo fange ich da am besten an?“ Salomo nickt, schließt kurz die Augen und denkt nach. Dann höre ich seine goldene Stimme langsam und eindringlich: „Das sei die erste und grundlegendste Message an sie: Fürchtet Gott!“ 

Hinter meiner kleinen Fantasiereise zum Coach-King steht dieser Bibelvers: „Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang.“ (Sprüche 9,10). Oder anders ausgedrückt: Solange ich Gott nicht fürchte, bin ich ein Narr. Das ist eine steile Aussage. Dann muss dieses Thema ja immens wichtig sein. Tatsächlich finden wir in der Bibel mehrere hunderte Verse, die sich um die Furcht Gottes drehen. Was mir beim Durchforsten dabei direkt ins Auge gesprungen ist: Gott zu fürchten ist immer etwas Positives. Mehr noch – es ist ein Must-have! „Fürchtet Gott!“ (1.Petrus 2,17) ruft der Apostel uns Christen zu. Aber ganz ehrlich, wie fühlt sich das an? Beißt sich so eine innere Haltung nicht mit der Bei-mir-bist-du- zuhause-Liebe des Vaters und der Jubel-Freude über Jesus? Die klare Antwort der Bibel: Nein, es beißt sich nicht. Beides, Gottesfurcht und Gottesliebe, werden miteinander entfesselt, wenn wir etwas vom Gott der Bibel erkennen. Dabei besteht die Gottesfurcht aus zwei Teilen, die man anhand von zwei Blickrichtungen erklären kann: Meine Furcht, wenn ich auf Gott schaue. Und: Meine Furcht, wenn ich von Gott wegschaue. 

Furcht beim Hinschauen 

Der erste Teil der Gottesfurcht ist die heilige Ehrfurcht, die uns ergreift, wenn wir über Gott staunen. Wenn uns wieder bewusst wird, dass unser Vater alle Macht über Raum und Zeit hat. Wenn wir ein begeistert-aufgeregtes Zittern bekommen, bei dem Gedanken, dass wir bald in sein heiliges Gesicht sehen werden. Wenn wir begreifen, wie wenig wir seine Rettungsaktion verdient haben und wie Jesus aus purer Gnade für uns gestorben ist. Jede Facette von dem heiligen Gott kann in uns eine respektvolle Ehrfurcht, eine bewundernde Verehrung in uns hervorrufen. Deshalb gehören Gottesfurcht und fröhliche Anbetung zusammen: „Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir“ (Offenbarung 15,4). Und: „Dient dem HERRN mit Furcht, und freut euch mit Zittern“ (Psalm 2,11). 

Furcht beim Wegschauen 

Aber Gottesfurcht ist mehr als Ehrfurcht in Gottes Herrlichkeit. Der zweite Aspekt der Gottesfurcht ist eine Furcht davor, Gott den Rücken zu kehren. Warum? Gott warnt uns Menschen in der Bibel vor seinem gewaltigen Zorn. Wir Christen begreifen: Getrennt von Gott – das ist ein Horror-Zustand. Wir erkennen, dass jeder Mensch ein Sünder ist. Und dass Gott das Recht zu richten und zu verurteilen hat. Wir können gedanklich durchspielen, was mit uns passiert, wenn wir den Glauben an Jesus über Bord werfen und uns von Gott für immer wegdrehen. Deshalb habe ich diesen Aspekt „Furcht beim Wegschauen“ genannt. Besonders dramatisch wird es uns im Hebräerbrief vor Augen gemalt: „Lasst uns (...) Gott dienen mit Scheu und Furcht, wie es ihm gefällt; denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ (Hebräer 12,28) Die Freude bleibt: Jesus hat uns gerettet! In ihm sind wir safe! Unser Feiern wird sogar umso leidenschaftlicher, je mehr wir erkennen, vor welchem Horror Jesus uns gerade rettet. Wir können es mit Noahs Archen-Erlebnis vergleichen: Noah war absolut sicher im Holzschiff. So wie wir in Christus. Je lauter die Wellen draußen gewütet haben, desto lauter hat er wohl für Gottes Gnade in Form einer Arche gejubelt. Aber vor allem: Er ist nicht im Traum auf die Idee gekommen, zum Baden über Bord zu springen. So geht es uns Geretteten: Wir erschaudern bei dem Gedanken an Gottes Feuer-Zorn – damit wir niemals von Jesus wegspazieren, sondern einen sündigen Lifestyle hassen und lassen: „Durch die Furcht des Herrn weicht man vom Bösen“ (Sprüche 16,6). 

Gottesfurcht? Mehr als ein Gefühl. 

König Salomo hat uns geraten: Lernt früh, Gott zu fürchten. Das ist eine entscheidende Weichenstellung. Wer Gott fürchtet, wird sich hüten, sein Leben an die Sünde zu verschwenden. Wer Gott fürchtet, der läuft nicht vor Gott weg. Er läuft auf Gott zu. Und wird dabei seinen Retter mehr und mehr genießen und lieben. Ich fliege mit meiner Zeitmaschine von der Salomo-Audienz zurück in meinen Gemeindealltag. Salomo hat mir einen Startpunkt gegeben: Gottesfurcht. Und ich nehme mir vor, genau dafür zu beten: „Richte unsere Herzen auf das eine, dass wir deinen Namen fürchten!“ (vgl. Psalm 86,11).