Warum Kritik nicht meinen Selbstwert definiert

Wie kann ich als Frau persönliche Kritik konstruktiv annehmen, ohne dabei meinen Wert in Frage zu stellen und die Beziehungen zu belasten?
Warum Kritik nicht meinen Selbstwert definiert

Wie gut oder schlecht du mit Kritik umgehen kannst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Maßgeblich von deinem Charakterprofil und persönlicher Reife. Aber auch das Geschlecht kann dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Es liegt in unserer Natur, dass wir Frauen grundsätzlich eher beziehungsorientiert sind, und Männer eher sachorientiert. Vielleicht können Männer daher Kritik eher auf einer sachlichen Ebene bearbeiten, während wir Frauen das eher auf der Beziehungsebene tun. Oft sind Mitarbeitende in der Jugendarbeit von ihrem Charaktertyp her eher unkonventionell und beziehungsorientiert und brauchen daher grundsätzlich schon eher Lob & Anerkennung als beispielsweise die eigenständigen und beständigen Charaktertypen. Zusätzlich dazu spielt deine Geschichte natürlich eine Rolle. Also was du in deiner Herkunftsfamilie gelernt hast.

Hier kommen jetzt also ein paar ganz praktische Tipps von einer Frau, die auf diesem Gebiet selbst noch ziemlich große Baustellen hat. Also von meiner persönlichen Geschichte und Charakterstruktur bin ich echt ziemlich kritikunfähig. Aber wir können ja gemeinsam wachsen.


Geh vom Guten aus

Ich hab mir persönlich vorgenommen, grundsätzlich erstmal davon auszugehen, dass Menschen gute Absichten haben. Auch dann, wenn sie mich kritisieren. Ich möchte mich also bewusst dazu entscheiden, meinem Gegenüber generell erst mal gute Absichten zu unterstellen.

Sei dankbar

Bedanke dich für Kritik. Wenn du von der Annahme ausgehst, dass deine Mitmenschen dir wohlgesonnen sind, dann ist jede Kritik eine Chance für dich, dich weiterzuentwickeln und etwas besser zu machen. Auf jeden Fall übst du dich in Demut. (Ja, es ist hart, festzustellen, dass man dann doch nicht so toll ist wie man dachte ;-) )

Frag nach

Wahrscheinlich ist dir das Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun bekannt. Sonst gerne googlen an der Stelle. Oft kommt es vor, dass man einfach etwas anderes versteht, als was der Sender der Botschaft eigentlich sagen wollte. Anstatt sofort in den Verteidigungsmodus zu gehen, ist es schon sehr hilfreich, wenn du erstmal nachfragst, wie und was der andere eigentlich gemeint hat. Fasse zusammen, was bei dir ankam und wie dich das eventuell verletzt hat. Damit gibst du dem „Kritiker“ die Chance, es nochmal neu zu formulieren. Der Vorteil dabei ist, dass man direkt im Dialog ist und so auch in Beziehung bleibt.

Die Story hinter der Aussage

Was jemand über dich sagt, sagt oft mehr über die andere Person, als über dich selbst aus. Vielleicht versucht sie einfach selbst, ein Defizit zu kompensieren, indem sie dich kritisiert. Beispiel: Jemand kritisiert dich für deine Moderation beim Jugendgottesdienst. Könnte es sein, dass die Person gerne selbst den Job gehabt hätte und sich übergangen fühlt? Spiegel deinem Gegenüber deine Wahrnehmung und frage nach.

Die Wahrheit deiner Identität

Ich kenn das so gut: Jemand kritisiert einen Punkt in meinem Verhalten oder einer Aufgabe, die ich erledigen sollte, und ich stelle dann komplett meine Identität in Frage. Es fühlt sich so an, als ob ich gar nichts richtig kann. Es ist so wichtig, an der Stelle die Lügen zu entlarven, die sich in unser Herz geschlichen haben: Was ich tue ist nicht wer ich bin. Mein Wert ist von Jesus Christus selbst festgelegt und wird nicht davon bestimmt, was andere Menschen über mich denken und sagen. Mir hilft es, wenn ich die Aussagen, die Gott über mich macht, immer wieder laut lese. (Schreib dir mal die Bibelstellen raus, oder schau z.B. bei freedominchrist.eu, da gibt’s schon ne ganz tolle Zusammenfassung.)

Zweite Meinung

Hol dir von einer Person, die dich liebt, eine zweite Meinung ein. Von einer Person, der du wichtig bist, kannst du auch die Dinge besser annehmen, die du nicht so gern hören würdest. Im besten Fall kannst du mit deiner Freundin/Freund dann auch an diesem Punkt arbeiten und sie unterstützt dich da in deinem Prozess einfach besser zu werden.

Wiederkehrende Kritik: Wenn du Kritik bekommst, die du immer wieder hörst, dann ist es Zeit, das mal ins Gebet zu nehmen und Gottes Geist zu bitten, dich an dem Punkt zu verändern. Du darfst Jesus ähnlicher werden – er liebt es, auf eine sanfte Art mit dir auf diese Reise zu gehen!

Vergebung

Manchmal ist Kritik nicht konstruktiv, sondern einfach knallhart und zerstörerisch. Ja, auch in christlichen Gemeinden gibt es Menschen, die anderen ziemlich unschön ihre Meinung um die Ohren hauen, meistens ganz ungefragt. Manchmal gibt es keine Chance für eine Beziehung. Aber es gibt immer die Möglichkeit der Vergebung. Vergib deinen Kritikern, damit du nicht bitter wirst!

Barmherzigkeit

Manchmal ist man sich selbst auch sein größter Kritiker. Das ist auch ok so, denn Wachstum, Veränderung und Optimierung sind ja grundsätzlich was Gutes. Aber vergiss dabei nicht, auch großzügig mit dir selbst zu sein. Vielleicht erinnerst du dich an die Jahreslosung von 2021: Jesus sagt, seid barmherzig wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist. Das gilt übrigens auch für dich! Du darfst mit dir selbst barmherzig sein! Und auch wenn du es beim nächsten Mal immer noch nicht besser hinbekommst, darfst du jedes Mal wieder neu barmherzig sein. Mit dir selbst, aber auch mit den Menschen, die dich kritisieren.