Warum das Johannesevangelium eine ganze Bibelarbeitsreihe wert ist
Das Johannesevangelium - ein Evangelium für Sucher und Jünger. Dieser Einleitungsartikel gibt dir einen Einblick in die Besonderheiten dieses Evangeliums und soll dich motivieren die kommende Bibelarbeitsreihe mitzuverfolgen.
Wenn dich jemand, der mit dem Glauben nichts am Hut hat, fragt, mit welchem Buch der Bibel er sich auf den Beginn der Suche nach diesem Jesus machen soll – was rätst du ihm?
Möglicherweise schlägst du ihm das Johannesevangelium vor. Nicht der einzig mögliche, aber ein sehr guter Vorschlag!
Aber warum? Und warum dann gleichzeitig eine Bibelarbeitsreihe über dieses Buches mit einer Jugendgruppe machen, deren Teilnehmer vermutlich fast ausnahmslos ihr Leben bereits diesem Jesus gegeben haben?
In diesem kurzen Artikel möchte ich diese zwei Fragen klären und damit auch unterstreichen, dass das Johannes-Evangelium mehr zu bieten hat als seinen prominentesten Vers in Kapitel 3,16 – den mit Abstand meistzitierten Vers der Bibel.
Jemand hat einmal gesagt, das Johannesevangelium sei „tief genug, dass ein Elefant darin schwimmen kann, und seicht genug, dass ein Kind nicht darin ertrinkt.“ Diese Aussage fasst die beiden Pole gut zusammen.
Johannes, der Jesus so gut kannte wie kein anderer Jünger, schreibt den Lebensbericht dieses Jesus sowohl für den „Suchenden“ als auch für den „Jünger“. Er schreibt eine ganz bewusste Ergänzung zu den anderen Evangelien. Niemand berichtet so ausführlich über die Passionswoche (im Verhältnis zur Länge des Buches) und gibt uns so viele Informationen, die wir in keinem anderen Evangelium finden.
Die Sprache des Johannes-Evangeliums ist leicht, gut zu verstehen (Johannes benutzt nur einen Wortschatz von ca. 1000 Wörtern), und die Erzählungen sind äußerst anschaulich und nachvollziehbar, weil sie sich teilweise über mehrere Kapitel erstrecken. Johannes möchte erzählen, was Jesus tat und vor allen Dingen sagte. Dadurch wird der Leser zum Nachdenken angeregt.
Jedes Kind mit christlicher Sozialisierung kennt Johannes 3,16:
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.''
Eine äußerst prägnante Zusammenfassung des Evangeliums, über die unser ungläubiger Freund hoffentlich stolpert. Johannes nimmt uns ab dem Prolog an die Hand und zeigt, was es bedeutet, dass Gott selbst bei den Menschen wohnt. Dabei finden der Geburtsbericht Jesu, die Berufung der Jünger oder die Versuchung in der Wüste keine Erwähnung. Johannes tut dies bewusst, da er nicht die menschliche Begrenztheit Jesu, sondern seine göttliche Erhabenheit, Größe und Herrlichkeit in den Fokus nimmt.
Er will schlicht für diesen Jesus begeistern.
Auf der anderen Seite ist das Wasser tief genug für jeden Elefanten.
Im Laufe der Jahrhunderte sind unzählige gelehrte Kommentare und theologische Abhandlungen verfasst worden, die sich mit den erhabenen theologischen Einsichten auseinandersetzen, die in diesem Buch über das menschgewordene Wort Gottes strecken.
Das Johannesevangelium ist ein literarisches und theologisches Meisterwerk. Johannes hat eine gänzlich andere Struktur als die übrigen Evangelien. Mit Ausnahme von dem Pro- und Epilog ordnen sich alle erzählten Begebenheiten um jüdische Feste herum an. Johannes ist ein Meister der Erzählung. Er schreibt mit allen sprachlichen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen – wie z. B. Ironie, Ambivalenzen, Erzählerkommentaren, Dualismen oder Missverständnissen. An manchen Stellen hat der Text eine komplette zweite Ebene, die es zu entdecken gilt.
Johannes verwendet wie kein anderer Evangelist so viel Zeit darauf, die Gegner Jesu genau zu beschreiben und zu charakterisieren. Dadurch wird der Leser herausgefordert, seinen eigenen Standpunkt zu überdenken und eine neue Sicht auf Jesus zu gewinnen.
Aber egal, auf welcher Ebene wir das Buch lesen – Johannes 20,30–31 beschreibt das eine zentrale Ziel des ganzen Evangeliums:
„Jesus tat noch viele andere Zeichen vor den Augen seiner Jünger, die nicht in diesem Buch aufgezeichnet sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben das Leben in seinem Namen habt.“
Das ist es, was Johannes unter dem Strich möchte – und wofür er bereit war, alles reinzulegen. Für den „Suchenden“ und den „Jünger.“
Ich wünsche euch Gottes Segen und einen klaren Blick auf Jesus, den Messias, Sohn Gottes und die Person, durch die wir das ewige Leben haben.