Versprochen ist versprochen - und wird manchmal gebrochen
Gott bricht sein Versprechen – so jedenfalls scheint es den Israeliten in Ägypten. Gott hat sein Wort gegeben – er will sie aus der Sklaverei befreien –, aber von Taten ist nichts zu sehen. Ist er wirklich so treu, wie er behauptet?
Überblick
Nach Moses Rückkehr aus Midian leitet Gott seinen Plan in die Wege. Er will sein Volk Israel aus Ägypten befreien und ins verheißene Land führen. Doch der Pharao bleibt hart; er lässt die Israeliten schwerer arbeiten, als je zuvor. Das Volk zerbricht unter der Last der Unterdrückung. Unter der Mutlosigkeit und Erschöpfung bröckelt das Vertrauen der Israeliten zu Gott. Es scheint so, als habe er die Verheißung, dass er sie befreien und ins Land Abrahams führen wird, vergessen.
ziel
Genau wie einst bei den Israeliten können uns Krisenzeiten dazu bringen, an Gottes Treue zu zweifeln. Doch ganz anders als die Israeliten, denen Gott sein zukünftiges Handeln in Aussicht stellte, können wir auf die Erfüllung seiner Verheißung am Kreuz zurückblicken. Jesus malt uns Gottes absolute Treue vor Augen.
Einstiegsmöglichkeiten
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Seht euch zusammen den christlichen Kurzfilm „Abandoned“ an (6 Minuten, einfaches Englisch): https://www.youtube.com/watch?v=yrOoJ_iEWoE. Der Kurzfilm führt uns vor Augen, dass Gott selbst dann in unserem Leben am wirken ist, wenn es so aussieht, als hätte er uns im Stich gelassen.
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Tauscht euch darüber aus, ob ein Freund/Familienmitglied oder ihr selbst schon einmal ein Versprechen gebrochen habt und was für Folgen für die Beziehung das hatte. Stelle anschließend die Frage, ob jemand schon einmal das Gefühl hatte, dass Gott ihm/ihr etwas schuldig geblieben ist. Hier bietet es sich auch an, dass du ein Zeugnis gibst.
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Erstelle eine „Word Cloud“ bei Mentimeter (https://www.mentimeter.com/de-DE/features/word-cloud) und frage deine Jugendlichen, was ihnen Freude gibt und hilft, aus schlechter Laune herauszukommen (Sport? Freunde? Familie? Serie? ect.). Die Frage, wo wir Mut und Freude finden, wird in Exodus 5&6 behandelt.
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Frage die Jugendlichen, welcher Person sie am meisten vertrauen und warum.
Du kannst zur Bibelarbeit überleiten, indem du eure Gedanken und Ergebnisse zu Exodus 1-4 rekapitulierst.
Gemeinsames Textlesen
Da der Text relativ lang ist, kannst du den Jugendlichen „Rollen“ zuteilen und sie den Text gemeinsam lesen lassen. Es ist sinnvoll, zuerst Kapitel 5 und später Kapitel 6 zu lesen, da die Bibelarbeit zweigliedrig aufgebaut ist.
Erarbeitung
In diesem Abschnitt findest du ausgearbeitete Gedanken zum Text, die als inhaltlicher Leitfaden für die Bibelarbeit dienen können.
Teil 1: Bleibt uns Gott etwas schuldig?
Lest zusammen Kapitel 5.
Gott hat Abraham (damals noch Abram) versprochen, seine Nachkommen zu einem großen Volk zu machen und ihnen das Land Kanaan als bleibenden Besitz zu schenken (vgl. Genesis 12 und 15). Abrahams Nachkommen – Isaak, Jakob und zwölf Brüder – haben auf die Erfüllung dieser Verheißung hingelebt. Allerdings sieht es gerade nicht so aus, als würde sich die Verheißung verwirklichen – jedenfalls nicht ganz. Zwar sind die Israeliten inzwischen zu einem zahlenmäßig großen Volk geworden, aber das Land Abrahams ist nicht in Sicht. Stattdessen stöhnt Gottes Volk unter der Zwangsarbeit, die ihm die Ägypter auferlegt haben. Dass Mose aus Midian zurückkehrt und den Pharao in JHWHs Namen dazu auffordert, Israel gehen zu lassen, macht nichts besser. Im Gegenteil: Der Pharao erhöht die Arbeitslast der Israeliten. Schließlich hat er das Sagen in Ägypten, nicht dieser fremde Gott. Von nun an müssen die Israeliten selbst Stroh für die Ziegelproduktion beschaffen, aber das gleiche tägliche Soll wie zuvor erfüllen. Wenn sie das Unmögliche nicht schaffen, werden sie bestraft.
Die Erfüllung der Verheißung scheint jetzt ferner als je zuvor. Gott wird uns nicht befreien. Er hat uns die Treue gekündigt. Worte, die oft unausgesprochen bleiben, sich aber in Krisenzeiten mal mehr, mal weniger bewusst, in unseren Gedanken Bahn brechen. Wir beten. Wir flehen zu Gott, dass er unsere Lage verändert. Wir hoffen, dass er in unserem Leben wahr macht, was er in seinem Wort verspricht. Dass er uns von Sünden befreit, die uns schon lange anhängen. Dass er uns tröstet und neue Freude schenkt. Doch wenn wir nicht erleben, dass Gott etwas verändert, macht sich Zweifel breit. Wir verlieren das Vertrauen.
In dieser Situation lassen die Israeliten den Mut sinken. Jetzt ist der Pharao der Einzige, der noch etwas an ihrer Lage ändern kann. Aber alles Flehen ist vergebens; der König besteht auf sein tägliches Soll an Ziegeln und lehnt es weiterhin ab, den Israeliten Stroh zur Verfügung zu stellen. Als sie nach der Audienz beim Pharao auch noch Mose begegnen, lässt die israelitische Gesandtschaft alles raus:
„Da sprachen sie zu ihnen [Mose und Aaron]: „Der HERR sehe auf euch und richte es, dass ihr uns verhasst gemacht habt vor dem Pharao und seinen Knechten und ihnen das Schwert in die Hand gegeben habt, um uns zu töten!“
- Exodus 5,21
In diesem Satz schwingt alles andere als Gottvertrauen mit – was auch irgendwie verständlich ist. Und Mose? Auch sein Vertrauen bröckelt. Er macht das Leid seines Volkes Gott sogar zum Vorwurf:
„Herr, warum lässt du dein Volk so schlecht behandeln? Warum hast du mich hergesandt? Denn seit ich hineingegangen bin zum Pharao, um in deinem Namen zu reden, hat er dieses Volk schlecht behandelt, und du hast dein Volk gar nicht errettet!“
- Exodus 5,23
Alles sieht danach aus, dass Gott die alte Verheißung, die er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hat, nicht erfüllen wird.
Teil 2: Gott bekräftigt seine Verheißung.
Lest zusammen Kapitel 6.
Mose bekommt sofort eine Antwort. Gott selbst spricht zu ihm und versichert, dass er seinen Plan bald ausführen werde, dass sich die Verheißung in Kürze erfüllt. Gott stellt sich Mose als „der Allmächtige“ und als „HERR“ (JHWH) vor. Er ist es, der Abraham, Isaak und Jakob durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens trug. Er ist es, der Israel erwählt und geschworen hat, es aus der ägyptischen Sklaverei in die Freiheit ins gelobte Land zu führen. Er ist es, der sogar den aufsässigen Pharao in der Hand hält. „Der HERR“ wird Sorge tragen, dass sich seine Verheißung erfüllt.
„Und Mose sagte dies den Kindern Israels. Sie aber hörten nicht auf ihn vor Missmut und harter Arbeit“
- Exodus 6,9
An der Einstellung der Israeliten ändert Moses Gotteserscheinung wenig. Zu prekär ist ihre Lage. Sie blicken noch auf das zukünftige Handeln Gottes; auf ein Versprechen, dass noch nicht eingelöst ist. Wir dürfen den Israeliten ihr mangelndes Vertrauen durchaus nachsehen. Nicht nur, weil uns oftmals selbst das Vertrauen fehlt – sondern auch, weil Gottes Treuebeweis für sie noch in der Zukunft liegt. Wir aber dürfen darauf zurückblicken. In Gottes Verheißung, sein Volk aus Ägypten zu befreien, wirft das Kreuz seine Schatten voraus. Golgatha ist der Ort, an dem Gott seinen größten Treuebeweis erbringt, indem er sein geliebtes Volk von Sünde und Tod befreit. Für uns ist die Erfüllung der Verheißung keine Zukunftsmusik; wir blicken auf das abgeschlossene Handeln Gottes zurück. Wir dürfen in Krisenzeiten Mut schöpfen, weil wir Gottes ultimativen Treuebeweis in der Hand haben. Ja, es mag Situationen geben, in denen uns scheint, dass Gott uns im Stich gelassen hat. Wir dürfen diese Zweifel und Vorwürfe auch vor Gott bringen, wie Mose es getan hat. Doch gleichzeitig sind wir herausgefordert, das Kreuz anzuschauen. Dort hat uns Gott gezeigt: Er ist wirklich treu.
Fazit
Genau wie Mose und das Volk Israel zweifeln wir in Krisenzeiten oft an Gottes Treue. Es sieht dann so aus, als hätte Gott uns im Stich gelassen. Das schwächt unser Vertrauen und raubt uns den Mut. Doch Gott gibt uns in Jesus den ultimativen Treuebeweis, der neuen Mut schenkt und uns wieder vertrauen lässt.
Anwendung
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Lege deinen Jugendlichen ans Herz, speziell dafür zu beten, wenn eine Situation wie in Exodus 5 ihr Gottvertrauen schwächt. Sie dürfen mit ihren Zweifeln ins Gebet gehen und um neuen Mut bitten.
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Challenge: Fordere deine Jugendlichen heraus, einen nahen Freund oder Verwandten, der eine schwere Zeit durchmacht, mit der Botschaft von Exodus 5&6 zu ermutigen.
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Teile ein Handout zur Bibelarbeit aus oder ermuntere deine Jugendlichen, sich die wichtigsten Gedanken zu notieren und aufzubewahren. Früher oder später kommt jeder Christ in eine Situation, in der sein Vertrauen angefochten wird.