Vergebung

Diese Bibelarbeit soll den Jugendlichen die Vergebung und Gnade Gottes groß machen. Sie sollen erleben welche Freude es gibt, wenn sie Vergebung empfangen und anderen Vergebung gewähren.
Vergebung

Worum geht’s?

Gott hat uns in seinem Sohn die wunderbare Gnade einer umfassenden Vergebung geschenkt, nach der sich bereits Generationen von Juden des Alten Testaments sehnten. Der Weg zur Versöhnung mit Gott ist frei und soll nun auch durch gelebte, gegenseitige Vergebung im zwischenmenschlichen Bereich umgesetzt werden. Es ist daher nötig, dass die Jugendlichen zunächst den Umfang der Vergebung Gottes wirklich verstehen, annehmen und verinnerlichen, um dann – im zweiten Schritt – diese Vergebung auch im Alltag anderen gegenüber ausleben zu können.

„Die rechte Nachfolge kommt nicht dadurch zustande, dass man predigt: „Du sollst Christus nachfolgen“, sondern dadurch, dass man predigt, was Christus für einen getan hat. Fasst und fühlt dies ein Mensch recht tief und wahr, folgt die Nachfolge schon von selber.“
Sören Kierkegaard

Mit wem haben wir es zu tun?

Normalerweise wird jeder Zuhörer bei dem Thema sagen: „Das ist ja ein alter Hut“, oder: „Das kenne ich schon!“ Auch ich selbst habe das lange Zeit gedacht –  selbst nachdem ich bereits Jahre leitend in der Jugendarbeit tätig war. Doch die wahre Bedeutung der vollen Vergebung und damit auch der umfänglichen Gnade Gottes erschloss sich mir erst später nach und nach – und so geht es sicher Vielen.

Nur der Begeisterte begeistert, nur der Befreite befreit!

Unsere Jugendlichen wachsen heute in einer Welt auf, die ihnen immer mehr abverlangt und immer höhere Anforderungen an sie stellt. Vor allem Leistung und Gehorsam werden belohnt, während Schwäche und Versagen direkt oder indirekt bestraft werden. Eine bedingungslose, vergebungsbereite Liebe dagegen ist selbst in christlichen Jugendgruppen Mangelware.

Folgen sind – vor allem bei den Begabten – ein Streben nach Konformität und Perfektion, das später entweder in der Resignation oder im Stolz endet.

Dazu sind sie umgeben von falschen Vorbildern, die ihnen Vergeltung oder Perfektion vorleben – was selbst vor der Gemeinde nicht halt macht. Und schließlich kommen noch unheile Familienverhältnisse hinzu, die oft Ursache für ein falsches Vaterbild und damit auch für ein falsches Gottesbild sind.

Hier ist eine tiefgehende innere Heilung durch die Wahrheit Gottes nötig!

Worauf wollen wir hinaus?

Das primäre Ziel ist es, Gottes Gnade und Vergebung richtig zu erklären und groß zu machen. Dabei wollen wir nicht auf der „Kopf-Ebene“ stehen bleiben, sondern auch die Herzen erreichen! Erst wenn sich diese wunderbaren Wahrheiten tief in die Seelen einprägen, wird Erneuerung geschehen.

Die Folgen werden auf lange Sicht innere Freiheit, eine echte Hingabe in Liebe und mehr Vollmacht sein. Daher enthält die Jugendstunde auch bewusst Elemente, die eine persönliche Begegnung mit Gott ermöglichen.

Das sekundäre Ziel ist es, betroffenen Jugend- lichen Hilfen an die Hand zu geben, wie sie anderen praktisch vergeben können.

Wie gehen wir vor?

Grundsätzliches & Vorbereitung

Das Thema „Gnade“ ist das zentrale Thema des christlichen Glaubens! Keine andere Botschaft ist so befreiend und daher zugleich so angefochten wie diese! Meine Empfehlung ist daher zum einen, dich im Gebet auf die Angriffe Satans vorzubereiten und zum anderen, das Thema nicht „aus dem Ärmel zu schütteln“, sondern es selbst erst noch einmal neu zu verinnerlichen. ( siehe dazu die Literaturtipps)

Weiterhin ist das Thema zweigeteilt, wobei der Schwerpunkt deutlich auf dem ersten Teil liegt. Es bietet sich daher an, daraus mehrere Jugendstunden zu machen. Dabei kann der Inhalt des ersten Teils alternativ auch in eine mehrstündige Reihe über den Galaterbrief eingearbeitet werden – ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.

Einstieg

Verteile Stifte und beliebig viele Kärtchen an die Jugendlichen, um Stichpunkte, Schlagworte oder kurze Sätze aufschreiben zu lassen.

Variante 1

Übertrage den ersten Teil des Gleichnisses vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-19) so in die heutige Zeit, dass er nicht gleich wieder erkannt wird und erzähle ihn. Die Jugendlichen bekommen folgende Fragestellungen:

„Wie wird die Geschichte weitergehen?“
„Was wird der Vater fühlen, wenn sein Sohn ankommt?“
„Was würdet ihr tun, wenn ihr der Vater wäret?“
„Was wird der zweite Sohn denken, wenn sein Bruder wieder da ist?“

Variante 2

Gib ihnen folgende Fragestellungen ohne das Gleichnis zu übertragen:

„Was macht dich sicher, dass du in den Himmel kommst?“
„Was würde passieren, wenn du eine Sünde tust und bald darauf stirbst, ohne sie bekannt zu haben?“
„Was wird Gott denken, wenn du ein Jahr lang nicht mehr zur Jugend kommst?“
„Wodurch könntest du deine ewige Errettung verlieren?“

Innerhalb der nächsten fünf bis zehn Minuten sollen die Jugendlichen ihre ausgefüllten Kärtchen an eine Pinnwand pinnen. Versuche dann kurz, verbal die Gedanken zu bündeln bzw. zusammenzufassen. An dieser Stelle soll aber bewusst noch keine Richtigstellung oder Diskussion erfolgen!

Bibellese

Lest das ganze Gleichnis vom verlorenen Sohn aus Lukas 15,11-32.

Variante

Spielt eine Audio- oder Hörbuch-Aufzeichnung der Textlesung ab.

Zusatz

Zeigt passende Bilder dazu über Powerpoint.

Gruppengespräch

Nun sollen die angepinnten Antworten auf die Einstiegsfragen diskutiert werden. Teilt euch – je nach Größe der Jugendgruppe – in Grüppchen à vier bis sechs Leute auf; in jeder Gruppe sollte ein Mitarbeiter sein bzw. jemand der leiten kann. Die Gruppen bekommen als Starthilfe für die Diskussion einen Fragebogen. Nach ca. 15-20 Minuten kommen wieder alle zusammen.

Vortrag / Vertiefung

Eine unerhört umfangreiche Gnade!

Im gelesenen Gleichnis müssen nun zwei Dinge herausgestellt werden:

1

Die tiefe Liebe des Vaters: Er läuft dem Sohn entgegen – was bedeutet, er stand die ganze Zeit vorher schon wartend am Fenster! Ihm genügt das bereite Herz des Sohnes und er umarmt den stinkenden, zerlumpten Kerl!

Da sind nicht zuerst ein Vorwurf oder die Aufforderung „wasch dich erstmal“ oder der Test „zeig erstmal, dass du es ernst meinst“. Doch wie oft sehen wir selbst unseren Vater im Himmel in solchen Momenten eher mit einem erhobenen Zeigefinger oder gezückten Schwert dastehen?

Das ist nicht Gott! Das ist entweder meine Selbstanklage (doch Gott ist größer: 1.Johannes 3,20) oder der Teufel, der mich verklagt (Offenbarung 12,10; Sacharia 3,1-10).

Es gibt auch zwei Betrübnisse (2.Korinther 7,9-10):

  • Die Betrübnis Gottes leitet mich zu Buße und Gottbegegnung und dadurch zur Freiheit und Freude.
  • Die Betrübnis der Welt (bzw. des Teufels) hindert mich, zu Gott zu kommen und lässt mich in Selbstverurteilung verharren.

Aber wenn ich die Liebe Gottes verinnerlicht habe, dann ist da keine Angst mehr, Gott zu begegnen (1.Johannes 4,17-18).

2

Der andere Sohn: Er kann nicht wahrhaben, dass der verlorene Sohn so „einfach“ zurückkommen kann und dann auch noch das beste Kalb bekommt! Er ist eifersüchtig und findet das unfair!

Das sind die Stimmen der „braven Christen“, die neidisch sind auf die große barmherzige Gnade Gottes – lasst euch durch diese Stimmen nicht die offenen liebenden Arme des Vaters wegargumentieren! Gottes Gnade ist so unerhört bedingungslos, dass gerade das sie so groß macht! Alles andere macht sie kleiner! Aus Römer 6,1 können wir schlussfolgern, dass die Gnade, die Paulus vorher erklärt, so umfassend ist, dass sie dem Leser bei richtigem Verständnis folgenden Gedanken entlockt: „Na wenn das so ist, dann kann ich ja jetzt voll drauf los sündigen!“

Haben wir Gottes Gnade je so radikal verstanden?

Oder siegt da immer noch das fleischliche Verstandes-Argument „Das kann ja nicht sein?“

Dazu geht es im folgenden Punkt weiter.

Die Kraft liegt im Ausruf „Es ist getan“- alles!

Aus 1.Johannes 2,2 kann abgeleitet werden, dass Jesus ALLE Sünden bereits am Kreuz trug – die ALLER Menschen! Nicht nur eine Auswahl von Sünden bestimmter Menschen, sondern die ganze Last trug Jesus am Kreuz! Und das macht die Botschaft so froh und den Zugang so einfach: Man muss nur glauben! Und so göttlich umfangreich und endgültig war auch sein Ausruf „Es ist vollbracht“ am Kreuz (Johannes 19,30). Es ist getan! ALLES! Für immer! Für alle Zeit!

Der Weg zur Versöhnung mit Gott ist frei…Für alle Sünden aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Überlegt, was das für eure zukünftigen Sünden bedeutet! Wenn wir hier Abstriche machen würden, dann würde das dazu führen, dass wir doch etwas dazu tun könnten – und schon wäre ein Teil der Gnade wieder durch menschliche Bemühungen geschmälert, was wiederum der Ursünde (dem Stolz) in die Hände spielt. Wenn wir nun diese Gnade verinnerlichen, steigt in uns eine Liebe auf, die aus Dankbarkeit und tiefer Freude gespeist ist – und dann wollen wir gerne Jesus wieder lieben. Wir wollen gar nicht mehr drauf los sündigen – freiwillig.

Hier könnte jetzt aus „Das tat Gott“ zitiert werden (S.106-107 und das Beispiel S.109 unten – 110 oben).

Unsere neue Schaf- Natur will auf Dauer auch gar nicht mehr im Dreck verharren, wie unsere alte Schweins-Natur – das ist das neue Herz.

In dem bedingungslosen, vollumfänglichen Geschenk der Gnade allein liegt daher die göttliche Kraft, die reine echte Liebe in mir wecken kann! Alles andere wird immer einen Anteil egoistischer Liebe erzeugen.

Worauf es ankommt!

Die Verbannung aus dem Garten Eden wird falsch verstanden. Hier könnte jetzt die Geschichte aus 1.Mose 3,1-24 lebendig nacherzählt werden mit folgenden Schwerpunkten: Nachdem der Mensch ungehorsam war, wirft Gott ihn nicht gleich hinaus. Gott ruft Adam „Wo bist du?“ (Vers 9) – eine Frage, die Eltern oft ihren Kindern stellen, wenn sie etwas angestellt haben. Die Erwartung Gottes ist hier, dass Adam seinen Ungehorsam zugibt [1. Chance]. darauf folgt eine dumme Ausrede (Vers 10). Gott entlarvt das scharfsinnig (Vers 11a), doch das bewegt Adam auch nicht, jetzt kleinlaut zuzugeben [2. Chance]. Nun wird Gott ganz deutlich (Vers 11b) und konfrontiert Adam ganz offen mit seinem Ungehorsam [3. Chance].

Nun kommt der Knackpunkt: Statt seine Sünde zuzugeben, sagt Adam, dass letztlich Gott Schuld sei (denn er schuf ja die Frau), ebenso Eva (denn Gott schuf ja die Schlange). Erst hier – als kein Bekennen erfolgt, sondern stattdessen andere Schuld sein sollen  – setzen die Folgen ein!

Gottes Anspruch an uns ist also zuerst die Aufrichtigkeit und nicht die Sündlosigkeit (zudem ist jetzt auch Christus in uns bereits unsere Gerechtigkeit). So ist auch das „Wandeln im Licht“ aus 1.Johannes 1,6-10 zu verstehen. Daher ist nicht die Sünde, sondern der Hochmut der Uneinsichtigkeit der Erzfeind Gottes (Verse 8u.10). Eingesehene Sünde führt zu Zerbruch und Glauben; Uneinsichtigkeit dagegen zu Stolz, Heuchelei und Selbstgerechtigkeit. Hier ist auch die heuchlerische Gesetzlichkeit zu nennen, die versucht, durch das äußere Halten aller Gebote heilig zu erscheinen: Doch gerade dahinter versteckt sich Sünde, eigene menschliche Anstrengung und folglich der Stolz. Die Kraft liegt nicht im menschlichen Wort „TUN“, sondern im göttlichen Wort „GETAN“!Wer so lebt, ist aus der Gnade gefallen (Galater 5,4) und vom Glauben abgefallen (1.Timotheus 4,1). Wenn ich das weiß, dann brauche ich mich gar nicht mehr ständig um meine Sünde zu drehen und mich abzumühen (und dabei wieder nur auf mich zu schauen). Ich darf einfach ehrlich werden, zum Kreuz kommen, ablegen und sogleich in neuer Kraft weitergehen. Nun ist mein Blick befreit von dem, was ich nicht tun soll und frei für das, was ich tun soll: Frei für den Nächsten und für die Gemeinschaft mit Gott, die mich nach dem Weinstock-Prinzip verändern wird.

Meditation / Antwort

Jetzt soll die Möglichkeit bestehen, still zu sein, zu beten, vor Gott etwas fest zu machen bzw. Gott zu begegnen. Dazu ist ein Kreuz bzw. ein „Altar“ aufgebaut worden. Lade die Jugendlichen dazu ein, davon Gebrauch zu machen.

Zeige ein Bild des Gemäldes „der verlorene Sohn“ und spiele dazu 2-4 passende (eher stillere, meditative) christliche Lieder ab.

Variante

Statt nur eines Bildes wird eine Bildermeditation gezeigt.

Zusätze

Zwei Mitarbeiter stehen währenddessen bereit, um für einzelne Jugendliche persönlich zu beten oder sie zu segnen. Zettel & Stifte liegen bereit, damit man Gott etwas aufschreiben kann…

Hilfen zur Vergebung anderer

  • Antrieb 1: Liebe Wenn ich Gottes „Vorschuss-Vergebung“ begriffen habe, soll mich das animieren, ebenso zu vergeben.
  • Antrieb 2: Eigene Heilung Wenn ich nicht vergebe, wird meine eigene Seele unter dem gehegten Hass leiden (in Übertragung von Matthäus 18,23-35).
  • Antrieb 3: Glaube Wenn ich dem Übeltäter gar Gutes tue, wird es ihm umso schlechter ergehen, weil Gott ihn richten wird (Römer 12,19-20).
  • Antrieb 4: Mitgefühl Den anderen lieben und verstehen lernen, weil man ihn als Verführten Satans sieht bzw. die Faktoren versteht, die ihn dazu gebracht haben, mir das anzutun.

In der Seelsorge ist es dabei wichtig, das ganze Knäuel von fremder und eigener Schuld zu entwirren, denn oft scheint nur der andere oder nur man selbst Schuld zu sein. Manchmal können Christen auch nicht zur Vergebung finden, weil sie sich nicht trauen, z.B. das lieblose Verhalten ihnen nahe stehender Personen auch klar als Sünde zu bezeichnen.

Erst erkannte und beim Namen genannte Sünde kann wirksam vergeben werden.

Was brauchen wir?

Literaturtipps

Bücher/mp3-Vorträge für Impulse, Zitate, Gedanken

Gottes Vergebung & Gnade verstehen:

  • „Das tat Gott“ von William McDonald, CLV, 2. Aufl age 1997 (Seiten 49 ff)
  • „Weil du es ihm wert bist wählte er die Nägel“ von Max Lucado, Hänssler 2001 (besonders die Geschichte S. 65-73)
  • „Überrascht von der Kraft des Heiligen Geistes“ von Jack Deere, Projektion J, 6 .Aufl age 2004 (S. 171-197)
  • Seminarvortrag „Gnade ist anders“ & Predigt „Heilende Gnade“ von Carsten Schneider 2005 bzw. 2008, http://kassettothek.de/referent/2 Vorträge T1482 und T1129

Hilfen, anderen zu vergeben:

  • „Heilende Vergebung“ von Walter Nitsche, Schwengeler Verlag 1991

Umfangreichere Bücher für die Seelsorge

Gottes Vergebung & Gnade verstehen:

  • „Heilende Gnade“ von David Seamands, Francke 1990
  • „Ausbrechen aus Krankheit, Gewohnheit und Gesetzlichkeit“ von Wolfhard Margies, Aufbruch-Verlag 2004

Hilfen, anderen zu vergeben:

  • „Die heilende Kraft des Vergebens“ von Lewis B. Smedes, Francke 1991

Material

  • Kärtchen und breit malende Stifte
  • Pins und eine Pinnwand (oder Tesafilm und eine Tafel o.ä.)
  • Kopien des Fragebogens als Starthilfe für das Gruppengespräch
  • Beamer (ersatzweise OH-Projektor)
  • Das Buch „Das tat Gott“ von William Mc Donald (für Zitate)
  • Das Bild vom verlorenen Sohn (findet man über google/Bilder „verlorener Sohn“)
  • CD-Player & Musik-CD z.B. eignen sich folgende Songs:1 „Ich empfang“, „Strom deiner Liebe“ „In deinem liebenden Arm“ „Zieh mich hin zu dir“ oder auch die CD „Effortless“ von Rita Springer, Floodgate Records 2002
  • Ein Kreuz oder ein kreativer „Altar“ mit Kerzen –  als Ort der Begegnung mit Gott ggf. Bildermeditationen