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Evangelisation

Tötet „die Evangelisation“!

Mal mit Dosencola und Chipstüten, mal ganz gediegen mit Stoffservietten und Tiramisu zum Nachtisch: immer wieder begegnet uns „die Evangelisation“. Was hat ich unser Herr gedacht, als er dazu einlud, „Menschen zu fischen“?

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17. April 2009
schedule
4 min

Landauf, landab tüfteln Christen in den Gemeinden an der richtigen Strategie. Zunächst ist es wichtig, den richtigen Termin zu finden. Kein Europacupspiel, wenn man(n) Männer erreichen will, oder gerade ein wichtiger Boxkampf, wenn Frauen in die Gemeinde kommen sollen. Bei jungen Leuten sind die aktuellen Tourneekalender der angesagten Stars im Blick zu behalten, auf die Schulferien zu achten und meteorologische Besonderheiten herauszudeuten. Bei der Rednerauswahl wird man darauf achten, dass der „Talk“ von einem Teenie-geeigneten Berufsjugendlichen gehalten wird, der unbedingt ein lustiges T-Shirt tragen und mit einem hands-free-headphone ausgerüstet sein sollte. Alternativ ein Redner mit gefühlten 600 Jahren Lebenserfahrung. Meist zuletzt dann die Auswahl eines Themas, wenn der 200 km entfernt lebende Referent nicht aus seinem Fundus der Textkonserven Angebote macht: tief schürfende Gedanken zu Amokläufen an Schulen. Beziehungsprobleme. Die Leere im Leben. Themen zur Evolution und Schöpfung gehen eigentlich auch immer.

Dann kommt „der Evangelisationsabend“: Eine knallige Band, virtuose Klaviermusik oder tagespolitische Vorträge, ergänzt um eine Prise Evangelium und den Hinweis auf die aktuelle Ausgabe des Gemeindeblatts. Abgerundet mit zielgruppenorientierter musikalischer Einstimmung und einem Moderator, dessen abendliche Lässigkeit umgekehrt proportional zu jener der allgemeinen Gemeindealltags ist, nimmt das Programm seinen Lauf vor einer Zuhörerschaft, die oft neben 85% „Gemeindepersonal“ nur 15% „neue Kontakte“ umfasst, die wir auch gerne einmal als „Fremde“ bezeichnen. Nicht selten bleiben uns diese „Fremden“ dann auch fremd, und wer sich darüber wundert, hat wahrscheinlich auf ein Wunder gewartet.

Es wird Zeit, dass „die Evangelisation“ den Tod stirbt, den sie verdient, um einer beziehungsorientierten Liebesarbeit unter Mitmenschen Platz zum machen, die unser HERR uns vorgelebt hat.

Spielfeldrand-Missionare gesucht

Wir sitzen oberhalb des Neckartals auf einer Sportanlage und sind mit Freunden in einem Vereinslokal eingekehrt. Während unten die C-Jugend aufläuft, beobachten wir die Eltern am Spielfeldrand, die nun fast zwei Stunden Zeit haben, miteinander zu sprechen, Kaffee zu trinken oder zu telefonieren. Mit unseren Freunden reden wir über die Möglichkeiten, hier einmal in aller Ruhe „eine Halbzeit lang“ ins Gespräch zu kommen. Und als gäbe es etwas zu beweisen, entsteht prompt am Nachbartisch eine Diskussion über den Religionsunterricht, Klassenarbeiten zu den fünf Säulen des Islam, echter Religiosität und der Frage, wie viel Gemeinsamkeiten eigentlich Juden, Christen und Muslime haben. Wahrscheinlich wird niemand dieser supertoleranten Zeitgenossen am Abend den Weg zu einer ProChrist Veranstaltung finden, die zum vorletzten Mal stattfindet. Ob sie überhaupt Christen kennen, denen sie diese Fragen stellen könnten, die an diesem Nachmittag wohl unbeantwortet bleiben?

15 People matter more than projects!

„Der Mensch im Mittelpunkt !”  hoffentlich mehr als nur ein Slogan irgendeiner Krankenkasse. Sondern auch das Thema in deiner Gemeinde, in deinem Jugendkreis, bei deinen Freunden. Und spiele jetzt bitte nicht den Herrn Jesus, die Bibel oder was auch immer gegen „den Menschen“ aus  es lässt sich alles verbinden, und es muss miteinander verbunden werden, wenn es keine Farce werden soll.

Der lebendige Herr erfüllt unser Leben, schenkt uns seine Gnade, und die Bibel weist uns an, diese Gnade zu den Menschen zu bringen. Nicht die Menschen zu der Gnade, nein, genau die andere Richtung: die Gnade eines liebenden Gottes zu den Menschen, die ohne Sündenerkenntnis, Buße und Vergebung in eine entsetzliche Richtung weiterleben und zur Hölle gehen werden. Gott geht es doch nicht um Projekte, sondern um Menschen. Und dabei noch nicht einmal um Zahlen, sondern um jede einzelne Seele. Wann hast du darüber das letzte Mal nachgedacht?

Raus aus der Deckung, ran an… den Mensch!

Und deshalb dürfen wir uns nicht hinter Projektideen, hinter „Events“ und eben auch „Evangelisationen“ verstecken. Nein, wir müssen die Menschen suchen, müssen ihnen nachgehen, Zeit, Kraft und viel Gefühl in sie investieren. Wir werden uns dabei schmutzig machen, unsere Zeit verlieren, manchmal sogar unseren „guten Ruf“ und genau dann sind wir Jesusnachfolger, die wirklich das tun, was der Meister selbst auch tat. „Jesus wusch die Füße der Jünger auch zwischen den Fußzehen“, schrieb mir diese Woche ein Freund aus Malaysia. Bist du dazu bereit? Es ist doch so einfach, einen Bus zu bestellen, ein Programm einzustudieren, den Beamer aufzubauen, Cola auszuschenken und darauf zu warten, dass die anderen „jemanden mitbringen“. Aber die eigenen Freunde zu Gott einzuladen, den Kumpels von der Jesusbeziehung zu erzählen, mit meinen Worten, mit meinem Lebensstil, meinen Schwächen: das ist „challenge“, das fordert heraus, hinterfragt unseren Glaubensgehorsam, macht uns auch ganz demütig, weil wir schnell erkennen, dass wir „ohne IHN nichts tun können“. Gar nichts.

Partisanen der Menschenliebe

„Der Mensch im Mittelpunkt !” hoffentlich mehr als nur ein Slogan irgendeiner Krankenkasse. Sondern auch das Thema in deiner Gemeinde, in deinem Jugendkreis, bei deinen Freunden.

„Als aber die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unsres Retters, erschien…“ so beschreibt Paulus gegenüber seinem Freund Titus die Ankunft Gottes auf dieser Erde. „Ich liebe dich!“ so schnell gesagt, so selten gewagt. Wann hast DU das letzte Mal einen Menschen um Christi willen geliebt. Einen von „denen“. Einen von den Menschen, die in die Hölle gehen. Die vielleicht gar keine Vorstellung von Gott haben oder mit einem Gottesbild leben, das weder Freundlichkeit noch Menschenliebe kennt. Heute ist vielleicht nicht mehr die Zeit der großen „Stadion-Evangelisationen“, der schweren Schlachten mit Bibel, Mikrophon und 20.000 Menschen. Vielleicht ist heute eher ein Partisanenkampf der Nächstenliebe angesagt, der im Leben der Freunde still liebt, oft betet, viel zuhört und das richtige sagt, wenn die Zeit reif ist.

Vielleicht ist es heute schwieriger als früher, Menschen für Jesus zu gewinnen. Aber vielleicht ist eine „Evangelisation“ manchmal nur noch der feige Versuch, sich vor der Verantwortung zu drücken, die man gegenüber Gott und Menschen hat und eben nicht nur durch Projekte „erledigen“ kann. Und vielleicht weißt du am besten, was deine Freunde gerade brauchen…