„Predigen“ Timothy Keller

Warum haben viele unserer Predigten nicht den gewünschten Erfolg? Die meisten Zuhörer wissen nach einer Woche nicht mehr worum es überhaupt ging. Timothy Keller versucht antworten zu finden, wie wir die Herzen der Menschen erreichen.
„Predigen“ Timothy Keller

In unserem STEPS Leaders Team bin ich manchmal ein Spätzünder. Gerade wenn es um Bücher und gute Autoren geht, bin gefühlt immer der Letzte, der etwas mitbekommt. Wenn es dir auch so geht, dann mach dir kein Kopf. So ging es mir nämlich mit Timothy Keller. Während alle meine Kollegen von ihm und seinen Büchern sprachen, hatte ich eigentlich keine Ahnung von ihm. Bis ich letztes Jahr mein erstes Buch von ihm zum Thema „Ehe“ gelesen habe (Wenn dich eine Book Review dazu interessiert, schreib uns gerne). Ich war fasziniert von seiner Art, komplexe Theologie verständlich und alltagstauglich zu machen. Deshalb habe ich mir das Buch „Predigen“ von Timothy Keller bestellt. 

Bevor wir richtig anfangen, möchte ich den wesentlichen Punkt seines Buches beschreiben, der mein Denken von Predigen komplett auf den Kopf gestellt hat. 

Evangeliumszentriert muss eine Predigt sein. 

Hast du schon tausendmal gehört? Ich auch. Aber bis zu diesem Buch habe ich nie wirklich verstanden, was damit gemeint ist. Vielleicht bist du am Ende des Artikels enttäuscht, weil du schon alles wusstest. Vielleicht stellt Gott deine Vorstellung von Predigen aber auch komplett auf den Kopf. 

 

Wichtig: Das Buch heißt „Predigen“. Das bedeutet aber nicht, dass du nur weiterlesen solltest, wenn du in der Kirche/Gemeinde predigst oder Theologie studierst. Ich habe gemerkt, dass die Prinzipien für jede Andacht, für jeden Kurzimpuls und auch für jedes persönliche Gespräch wichtig sind. Deshalb: Dieser Beitrag ist für jeden, der mit anderen Menschen in irgendeiner Form über Gott oder Jesus spricht.

 

Über das Buch

Das Buch hat ohne die ausführlichen Anmerkungen im Anhang 224 Seiten. Es ist weitestgehend gut zu verstehen, auch wenn man eine gewisse Konzentration braucht, um seiner Argumentationslogik folgen zu können. Netflix oder Youtube solltest du also besser auslassen ;).  Das Buch kostet etwa 25€ und ist somit nicht ganz günstig. Aber es lohnt sich!

Good to know:

Keller wirbt in seinem Buch für einen stärkeren Fokus auf Auslegungspredigten, die sich am Text und nicht primär an Themen orientieren. Dazu gibt es am Ende des Buches ein praktisches Kapitel „Wie man eine Auslegungspredigt schreibt“. 

 

Warum ein Buch über Predigen?

Wenn ich hier alles festhalten würde, was ich in dem Buch wichtig fand, dann würde dieser Artikel eher ein kleines Buch werden. Außerdem gäbe es dann keinen Reiz, sich das Buch noch selber zu kaufen. Daher beschränke ich mich auf ein paar wichtige Punkte, die Hunger auf mehr machen sollen. Ich werde nicht in Gänze aufzeigen, wie eine gute Predigt zu sein hat, sondern behandle nur die Aspekte, die mir neu wichtig geworden sind. Daher wundere dich nicht, wenn ich nicht viel über eine gute exegetische Arbeit schreibe. Diese ist für mich Grundlage für alles Weitere.  

 

Aber warum sollte ich überhaupt ein Buch über das Predigen lesen? Viele von den Menschen, die schon mal eine Andacht gehalten oder gepredigt haben, werden frustriert festgestellt haben, dass der Großteil der Zuhörer schon in der nächsten Woche nicht mehr weiß, worum es ging. Dass man wirklich eine Lebensveränderung bei jemanden wahrnehmen kann ist die absolute Seltenheit. Das ist ein Dilemma. Wir predigen ja nicht, damit der freie Sonntag schneller rumgeht. Wir wünschen uns, dass der Geist Gottes Dinge bei Menschen anstößt, die dadurch nachhaltig verändert werden. Doch das passiert eben viel zu selten. Timothy Keller versucht Antworten zu finden, wie wir diesem Dilemma entkommen können. Er zeigt auf, wie wir die Herzen der Menschen mit Gottes Wort erreichen. In Predigten und auch in persönlichen Gesprächen.

Jedoch gibt es eine Grundproblematik, der man sich immer bewusst sein muss. „Wir leben in einer Zeit, wo viele Menschen gegen jegliche Autoritätsansprüche resistent geworden sind. Unsere Kultur leidet an einer Wahrheitsallergie, deren Überwindung immer größere Anstrengung erfordert.“ (Keller, 2015, S.11) 

Das macht es für den Prediger nicht einfacher, sondern erschwert das Erreichen des Herzens. Doch Gottes lebensverändernde Kraft kann auch diese Hürden überwinden. 

 

Handwerk

Auf die Struktur einer guten Predigt, wie Timothy Keller sie versteht, möchte ich nicht im Detail eingehen, sondern liste sie hier nur kurz auf, damit alle die gleiche Grundlage haben. Am Anfang steht das Verstehen des Textes, der eine intensive Auseinandersetzung mit dem Bibeltext und hilfreicher Literatur beinhaltet. Es folgt eine Gliederung mit einem roten Faden, der angereichert wird mit guten Vergleichen, Bildern und Beispielen aus dem Alltag. Die Motive des Textes und die sich daraus ergebenden kulturellen Prämissen müssen analysiert werden und auf das Leben der Zuhörer übertragen werden. All das erfordert Arbeit, die nicht innerhalb einer Stunde erledigt ist. 

 

Kontext ist King 

Es gibt beim Predigen wahrscheinlich wenig schlimmere Fehler, als irgendeinen Text zu extrahieren und diesen unabhängig seines biblischen und historischen Kontextes zu verarbeiten. Gerade in konservativen Kreisen herrscht manchmal eine große Angst vor dem „historischen Kontext“ der Tür und Tor für eine Liberalisierung und für jegliche gesellschaftliche Entwicklung öffnet. Doch darum geht es überhaupt nicht, wenn man einen Text in seinem historischen Kontext verstehen möchte. Ich will ein Beispiel dafür geben, was ich in einer Predigt gehört habe. Ich kann es nicht wörtlich wiedergeben, aber es geht um das Prinzip, was dabei deutlich wird. Nehmen wir den Text aus Matthäus 4, 18-20:

 

18 Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. 19 Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. 20 Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

 

Was ist die gängigste Auslegung, die wir schon hundert Mal gehört haben? Jesus beruft auch Menschen, die keine besondere Stellung in der Gesellschaft haben. Und manchmal wird noch ergänzt, wie wagemutig es von den Jüngern war, ihren Job zurückzulassen. Daran ist auch überhaupt nichts falsch. Aber schauen wir den historischen Kontext genauer an. Zu dieser Zeit gab es bei den Juden drei Bildungsniveaus. Der allergrößte Teil der Bevölkerung wurde bis zum dreizehnten oder vierzehnten Lebensjahr schulisch ausgebildet. Danach wurden die Jungs in den Beruf eingeführt, den ihr Vater erlernt hatte. Die Mädchen wurden kurze Zeit später verheiratet. Die zweite Bildungsstufe bestand weiter in der Lehre der Tora (5 Bücher Mose) und der Prophetenbücher und war nur den allerwenigsten (nur männlichen Kindern) zugänglich. Hatte man diese Ausbildung abgeschlossen, dann gehörte man schon zu den angesehensten Menschen der jüdischen Kultur. Man konnte die Tora komplett auswendig. Die dritte Stufe war sozusagen der absolute Supergau. Hatte man sich als besonders wissend bewiesen, dann wurde man zu einem Gespräch mit einem Rabbi (jüdischer Lehrer) eingeladen, der einen bis ins kleinste Detail über die Tora ausfragte. Zu den Besten der Besten sagte er dann am Ende: „Komm und folge mir nach und werde mein Talmudin.“  

Jetzt denken wir noch mal über Jesus nach, der ein Rabbi war und diese Fischer in seine Nachfolge rief. Das war nicht nur ein bisschen was Besonderes. Es war ein Affront gegen jegliche jüdische Tradition. Nicht zu vergessen, dass Jesus später sogar Frauen in seine Nachfolge rief. (Nicht, dass ich das für besonders halte: In der jüdischen Kultur war es jedoch undenkbar) Für die Jünger war es in diesem Moment keine Frage. Es war mit eines der größten Privilegien, die einem Menschen in dieser Zeit zukommen konnte. 

 

Hast du diesen Text schon einmal so gelesen? Der historische Kontext ist in diesem Moment so wichtig, um die Bedeutsamkeit des Handelns von Jesus zu verstehen. Es geht nicht darum einen Text zu verweichlichen oder ihn gesellschaftspassend zu formen. Es geht darum, wirklich zu verstehen, was der Text uns heute zu sagen hat. Deshalb ist eine Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext für jede Predigt von großer Bedeutung.

 

Auf der anderen Seite ist es wichtig, den Bibeltext in seinen näheren und größeren Kontext in der Bibel einzuordnen. Ich mache es an einem plakativen Beispiel deutlich. Nehmen wir den Vers aus Lukas 22, 50:

„50 Und einer von ihnen (von den Jüngern) schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.“

 

Mögliche These: Jesus und seine Jünger sind grausam und gewalttätig. 

Unmittelbarer Kontext: „51 Da sprach Jesus: Lasst ab! Nicht weiter! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.“

Größerer Kontext: Nie befiehlt Jesus seinen Jüngern im neuen Testament Gewalt zu üben. Als seine Jünger leidenschaftlich vorschlagen Feuer vom Himmel regnen zu lassen, hält er sie davon ab. 

Weitere Stellen:

Betet für die, die euch verfolgen.

Liebt eure Feinde

Segnet die, die euch verfluchen.

Wenn jemand dich zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, gehe zwei mit ihm.

Wenn jemand dich auf die rechte Wange schlägt, halte sich die andere noch hin (vgl. Matthäus, 5, 39.41.44; Lukas 6, 27-28)

Der unmittelbare Kontext, aber auch der Gesamtkontext, in dem Gottes Charakter deutlich wird, ist wichtig, um den Text richtig zu verstehen. 

 

Kultur und Gesellschaft 

 „Ein guter Prediger setzt sich nicht mit der Kultur seiner Hörer auseinander, um „relevant“ und „aktuell“ zu sein, sondern um die tiefen Lebensfundamente seiner Hörer freizulegen.“ (Keller, Predigen, 2015, S. 24) 

Ich bin in einem christlichen Elternhaus, einer christlichen Schule und einer christlichen Gemeinde aufgewachsen. Also in einer richtigen Jesus Bubble. Das hinderte mich oft daran zu verstehen, was die Menschen um uns bewegt und was ihre tiefsten Sehnsüchte sind. Und genau das ist das Problem, warum unsere Predigten oft nicht ihre gewünschte Wirkung erzielen. Wir sprechen gute, richtige Dinge an, welche die meisten Menschen auch bejahen würden. Aber wir sprechen ihre Sehnsüchte nicht an, weil wir sie nicht kennen. Und es sind genau diese Sehnsüchte, die sie davon abhalten Jesus nachzufolge. Unsere Aufgabe ist es, diese Sehnsüchte zu erkennen und zu zeigen, wie Jesus diese Sehnsüchte stillen möchte.  Dabei geht es nicht darum sich den Zuhörern anzubiedern oder ähnliches. Alec Moyer, den Keller in seinem Buch zitiert, fasst unsere Verantwortung gegenüber zwei Instanzen folgenden Maßen zusammen: „Erstens der Wahrheit und zweitens diesen Menschen, vor denen er (der Prediger) steht. Wie können sie die Wahrheit am besten hören? Wie können wir ihr so Ausdruck verleihen, dass sie sie verdauen können, dass sie aufmerksam zuhören und … nicht unnötig verletzt werden.“ (Keller, Predigen, 2015, S. 24)

Diese Prinzipien gelten genauso in einem persönlichen Gespräch mit einem Freund oder einer Arbeitskollegin. Wir müssen ihre tiefen Sehnsüchte verstehen, und auf gewinnbringende Art zeigen, wie Jesus all diesen Bedürfnissen gerecht werden möchte. 

 

Wie das praktisch aussehen kann formuliert Keller in sechs Grundregeln, die man immer beachten sollte: (vgl. Keller, 2015, S. 96)

-       Nutze Vokabular, was bekannt ist oder erkläre , falls Fremdwörter benutzt werden müssen, diese.

Gerade wenn man viel in christlichen Kreisen ist, eignet man sich einen sehr frommen Wortschatz an, mit dem viele andere Menschen nichts anfangen können. Das stößt Menschen ab. Sie verstehen nicht, was wir sagen und fühlen sich ausgegrenzt.

-       Zitiere anerkannte Autoren ihrer Kultur, um deine biblisch fundierte Aussage zu untermauern.

Nichtchristilche Persönlichkeiten in unseren Predigten zu zitieren kommt vielen wahrscheinlich falsch vor. Doch Paulus selber tat dies in einer Predigt vor heidnischen Philosophen in Apostelgeschichte 17,28, wo er den bekannten heidnischen Autor Aratus zitiert. Es wird helfen, die Zuhörer zugänglicher für Gottes Wort zu machen. Es geht dabei nicht um Manipulation, sondern darum, Respekt zu zeigen und ihnen nicht das Gefühl zu geben, dass alles was sie glauben sowieso murks ist.

-       Zeige auf, dass du die Zweifel und Einwände verstehst.

Ein Gesprächsgegenüber, das jegliche Zweifel und Fragen abtut, wird in den wenigsten Fällen das Herz des anderen erreichen. Wir brauchen Empathie und Feingefühl. Deshalb ist es wichtig in der Predigt auf mögliche Fragen und Zweifel einzugehen und diese zu würdigen.

-       Betone gemeinsame kulturelle Prämissen und konfrontiere die Zuhörer dann mit den Unterschieden

Gemeinsamkeiten verbinden und schaffen Brücken für Gottes Wahrheiten. Es geht nicht darum, sich mit irgendwelchen Lehren eins zumachen. Es ist aber wichtig aufzuzeigen, dass wir uns die gleichen Dinge wünschen (Angenommen sein, geliebt sein, frei sein, glücklich sein, gesund sein, etc.), jedoch einen anderen Ansatz haben, dieses Ziel zu erreichen. Eine dieser gesellschaftlichen Prämissen ist der Wunsch nach Freiheit. Dieser Wunsch ist in uns allen verborgen. Die Gesellschaft sieht die Freiheit darin, tun zu können, was auch immer man möchte. Der christliche Glaube sagt: „Freiheit ist eben nicht die Abwesenheit von Einschränkungen, sondern das Finden der richtigen, freimachenden Einschränkung.“ Wir teilen eine gemeinsame Sehnsucht und zeigen auf, wie die Alternative aussehen kann.

-       Bringe das Evangelium an den Druckstellen der Kultur an.

Du lebst in einer Leistungsorientierten Gesellschaft? Das ist das Evangelium, dass Jesus für dich starb und dich geliebt hat, bevor du überhaupt irgendetwas tun konntest.  Er nimmt dich an, so wie bist.

Du sprichst zu einer Gruppe Teenager, die in ihrer Schule ausgegrenzt werden, wenn sie nicht die neuesten Klamotten haben? Jesus wurde ausgrenzt und abgelehnt, damit wir angenommen werden können.

-       Stellen sie klar, dass das Evangelium nicht nur für unsere Bekehrung, sondern für unser ganzes Leben ist

Auf diesen Punkt werde ich im nächsten Abschnitt näher eingehen.

An dieser Stelle möchte ich nur noch ein Paar Zitate ergänzen, ohne näher darauf einzugehen.

 

„Gesellschaften werden nicht dann säkular, wenn sie die Religion abschaffen, sondern wenn die Religion anfängt, sie kalt zu lassen.“ (Eagleton, 2014, S.1 in Keller, 2015, S. 87)

 

„Kontextualisierung heißt, auf die Kultur, zu der ich predige, einzugehen und sie gleichzeitig infrage zu stellen“ (Keller, 2015, S. 93)

 

„Eine gute kontextualisierte Predigt tritt den gesellschaftlichen Prämissen und Normen der Zuhörer gleichzeitig sympathisch und kritisch entgegen.“ (Keller, 2015, S. 157)

 

Timothy Ward schreibt: „Der Prediger, der zu hart ist, provoziert Widerstand. Der, der zu weich ist, wird als belanglos empfunden, als jemand den man ignorieren kann.“ (Keller, 2015, S. 34)

 

Evangliumszentriertheit

 „Wir müssen bei jeden Text Christus predigen, d. h. wir müssen jedes Mal das Evangelium predigen und dürfen nicht nur allgemein „erbaulich“ oder moralisierend sein.“ (Keller, 2015, S. 34)

 

Die Falle des Moralismus

Das ist das für mich zentrale Thema des Buches. Wenn ich meine Predigten der letzten 3-4 Jahre mit meinem heutigen Verständnis lesen würde, dann würde ich über viele dieser Predigten meine Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wenn es Aufnahmen gäbe von persönlichen Gesprächen, die ich geführt habe und ich würde sie heute hören, dann würde ich mir selbst in den Hintern treten wollen. Meine Predigten sahen von der Struktur her ungefähr so aus: Das ist das Problem - das sollten wir tun, weil die und die Bibelstelle das sagt - hier noch ein paar praktische Tipps und einen schönen Sonntag. Ich überspitze ein wenig. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich häufig fast ausschließlich moralisierend und nicht evangeliumszentriert gepredigt. Wo ist der große Unterschied? Die moralistische Predigt sagt: Du musst dich anstrengen, beten und dein Bestes geben, dann wirst du ein besserer Christ. Die evangliumszentrierte Predigt sagt: Es gibt ein Problem, und egal wie sehr du dich anstrengst, du wirst es nicht schaffen (klingt erstmal frustrierend), doch es gibt jemand, der war vollkommen und hat es geschafft. Jesus. Er hat sein Leben gegeben, damit er mit seiner Kraft in dir leben kann. Er mit seiner Kraft kann in dir alles schaffen. Deine einzige Aufgabe besteht darin, nah bei ihm zu bleiben. 

Wir predigen leider oft ein einmaliges Evangelium, was uns unsere Sünde vergibt und einen Platz im Himmel garantiert. Aber das Evangelium ist so viel mehr. Es ist die Basis für jeden Tag!

Wie unglaublich befreiend! Wie oft war ich enttäuscht über mein Versagen und habe mich dafür gehasst, dass ich den Maßstäben eines guten Christen nicht gerecht werden kann. Ich habe mich so angestrengt und habe es trotzdem nicht geschafft. Und genau das ist in so vielen Menschen fest verankert. Dieses Denken: Ich muss, weil ein guter Christ das tut. 

 

Ein Autor schrieb mal: Jesus wurde was du bist, damit du werden kannst, was Jesus ist. Das ist das Evangelium. Das sollte jedes Mal zentraler Gegenstand unserer Predigt und unserer Gespräche sen. 

Das Evangelium führt uns weg von Aktivismus, der uns frustriert, weil wir versagen. Es führt uns hin zu Jesus, der uns echte Heiligung und Freiheit gibt. 

 

Die Falle des Antinomismus

Eine andere Form der Predigt könnte die „Gesellschaftspassende“ sein. Man möchte auf jeden Fall nicht gesetzlich predigen und den Zuhörer abstoßen. Der Begriff „Sünde“ wird vermieden, weil er unpopulär ist und Menschen sich angegriffen fühlen könnten. Und so kommt es dazu, dass wir versuchen die eine Krankheit, Antinomismus (Gegen Gesetz und Gesetzlichkeit) mit Moralismus zu bekämpfen oder auf der anderen Seite versuchen die Krankheit des Moralismus mit Antinomismus zu bekämpfen. Und beides geht am Evangelium vorbei. 

 

Das Evangelium konfrontiert uns mit unserem Versagen, macht uns aber gleichzeitig klar, dass wir niemals durch moralisches Handeln besser werden können, sondern dass Jesus der einzig Perfekte war, der uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns gab, damit er in uns leben und uns durch SEINE Kraft an dieses Perfekt heranführen kann. 

 

„Du bist Sündiger als du je geglaubt hast und geliebter als zu jemals zu hoffen wagtest!“ Timothy Keller 

 

Diese Wahrheit muss all unser Denken und Reden in persönlichen Gesprächen, in Andachten und Predigten durchdringen. Ich entschuldige mich an dieser Stelle, dass ich so moralistisch klinge, aber diese Erkenntnis löst in mir eine solche Leidenschaft aus, dass ich die Wichtigkeit dessen nicht genug betonen kann. ;)

Fazit

Für mich war das Buch augenöffnend. Ich habe so viele Dinge durch eine ganz neue Perspektive gesehen. Die hier im Artikel behandelten Themen spiegeln nur einen kleinen Teil der reichlichen Fülle an wichtigen Gedanken für Predigten oder persönliche Gespräche wider. Ich habe bei uns im Predigtteam angeregt, dass ich es richtig gut fände, wenn jeder, der regelmäßig predigt, dieses Buch lesen würde.

Mein „big take away“

Evangeliumszentriertheit ist der Schlüssel einer guten Predigt. Der folgende Satz aus dem letztens Absatz sollte in seiner Essenz in jeder Predigt und jedem persönlichen Gespräch über den Glauben der Kern sein. 

Das Evangelium konfrontiert uns mit unserem Versagen, macht uns aber gleichzeitig klar, dass wir niemals durch moralisches Handeln besser werden können, sondern dass Jesus der einzig Perfekte war, der uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns gab, damit er in uns leben und uns durch SEINE Kraft an dieses Perfekt heranführen kann.