Pornografie - Den Sog verstehen und entkommen 

Der Konsum von Pornografie hat einen starken Einfluss auf unsere mentale Gesundheit. Daher müssen wir lernen den Sog der Pornografie zu verstehen und diesem zu entkommen.
Pornografie - Den Sog verstehen und entkommen 

Der Sog pornografischer Versuchung 

Seit Bestehen der Urgemeinde sehen sich Christen sexuellen Versuchungen gegenüber. Sie entstehen aus der kulturellen Umgebung oder persönlichen Leidenschaften. Doch Pornografie belegt bei den „Best of“ aus der Hölle einen der vorderen Plätze. 

Den Sog verstehen 

Porno hat mich aufgeklärt! 

Viele junge Menschen wenden sich Pornografie zu, weil sie neugierig sind und ihre sexuelle Unerfahrenheit ausgleichen wollen. Andere entdecken Pornos, weil die erwachende libido nicht recht weiß, wohin sie soll. Dabei treffen junge Menschen auf inszenierte Sexualität, deren Kennzeichen „programmatische Beziehungslosigkeit“ (Christoph Joseph Ahlers) zeigt. Die Botschaft ist: Andere für Sex zu benutzen ist möglich und üblich. 

Friedefürst Selbstbefriedigung 

Viele entdecken, dass der pornografische Aufklärer noch anderweitig nützlich ist. Man kann sich prima ablenken. Trösten. Beruhigen. Die Last des Alltags ein wenig vergessen. So kann aus Selbstbefriedigung auch Selbstbetäubung werden. Und je mehr das der Fall ist, umso größer wird manches Mal die Konkurrenz zum Friedefürst Jesus. Man kann nur einen Hirten haben. 

Die Chance auf Neues 

Oft ist es das Fremde, Geheimnisvolle und Unverfügbare des Partners, was uns begehren lässt. Dieser Mechanismus gibt auch Pornos Kraft: Stets vermag sie mit neuen und womöglich überraschenden Inhalten aufzuwarten. Die Folge ist für manchen eine ewige Jagd: Nach neuen Bildern, besseren Videos, purer inszenierter Sexualität. 

Gebunden ohne Verantwortung 

Sexualität bindet uns. Die Hormone werden abgespeichert. So wird das, was eine Paarbeziehung zusammenhalten soll, für manchen die Klebefalle an Pornografie. 

Es bleibt dein Geheimnis 

Das Verlangen nach Internetpornos bleibt anonym. Selbst gegenüber nahestehenden Menschen kann der Konsum lange verheimlicht werden. 

Preiswerter Zugriff immer und überall 

Internet-Pornografie ist für wenig, meist für gar kein Geld zu haben. Damit stellt sie nahezu alle anderen Suchtmittel in den Schatten. Wer den Weg zu Pornos einmal gefunden hat, weiß, dass ihn nur ein Click vom Kick trennt. Kein Wunder, dass ein dopamin-suchendes Gehirn seinem Träger immer wieder zuruft: Mehr! Heute wieder! Nochmal! 

Schuld nährt die Suche nach dem nächsten Trost 

Viele Christen zieht der Porno in ein Dilemma. Es schlagen zwei Herzen in der Brust: Eines bejaht die aus Gottes Schöpfung und Schrift gewonnene Ethik. Das andere berauscht sich an der Verherrlichung ihres Gegenteils. Und das frustriert: Es liegen Studienergebnisse vor, dass Christen besonders leiden, Pornos sie stärker belasten und ihre Intimbeziehungen umfassender in Mitleidenschaft ziehen. In all 

dem Frust bieten Pornos wieder eine Möglichkeit zur emotionalen Glättung: „Pornografie ist das Salzwasser für meine durstige Seele.“ (John Michael Cusick). 

Pornos sind Märchen 

Menschen schauen Pornos mit einer Fantasie auf Höchstform. Sie sind körperlich durch die Masturbation aktiviert. Nicht selten verschmelzen sie in der Vorstellung mit den gesehenen Szenen. Der Nutzer inszeniert in seiner Fantasie ein Märchen, mit sich selbst in der Hauptrolle. Was in der eigenen Biografie zu kurz gekommen ist, kann getröstet und inszeniert werden: Geborgenheit, Macht, Triumpfe, Rache oder der Wunsch, andere zu begeistern und bewundert zu werden. 

Dem Sog entkommen 

Fliehen ist besser als kämpfen 

Pornografie ist ein übermächtiger Gegner. Diesen Kampf können wir nicht gewinnen. Das ist den Verfassern der Bibel längst bewusst: Josef flieht der Versuchung durch Potifars Frau. Jesus ruft sinnbildlich zur Amputation auf. Und Paulus mahnt, der Porneia zu fliehen. 

Heute klafft zwischen Geschlechtsreife und Heiratsalter ein Zeitfenster von durchschnittlich 20 Jahren. In dieser Phase entwickeln junge Menschen bereits sexuelle Gewohnheiten. Bevor junge Menschen Selbststeuerungsfähigkeiten aufgebaut haben, werden ca. 2/3 von ihnen regelmäßig Pornos schauen und 1/3 der Kinder kommt mit ihnen im Grundschulalter in Kontakt. Hier ist es wichtig, dass wir Kinder und Jugendmitarbeiter aufmerksam sind. Wie wollen wir Kinder und Jugendliche auf das Zusammentreffen mit Pornografie vorbereiten? Wie können wir Eltern früh sensibilisieren? Wir müssen darüber reden. 

An Herausforderungen wachsen – durch Verstehen, Sinnhaftigkeit, Lössbarkeit 

Durch Krisen im Leben kann man ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen werden, oder daran wachsen. 

Aaron Antonovsky, der Gründer der Salutogenese, spricht von drei Säulen, wie Menschen solche Situationen überwinden können. Wir wollen sie auf dieses Thema übertragen: 

Meine Sexualität ist verstehbar 

Verstehen: Junge Menschen lernen, dass ihre sexuelle und mediale Welt verstehbar ist. Sie lernen sich selbst und ihre Versuchbarkeit kennen und durchschauen die Arrangements der Industriezweige, die den Menschen als Erregungssucher sexuell manipulieren möchten. Dazu gehört auch ein tieferes Verständnis der oben skizzierten Dynamiken. 

Ich erkenne, wozu sich das Gestalten meiner Sexualität lohnt 

Sinnhaftigkeit: Ein Verstehen der Zusammenhänge, ist der erste Schritt zum Gestalten. („Treue will geübt werden – schon als Single.“, „Tiere haben Instinkte, Menschen einen Willen.“, „Warum schützt der Gesetzgeber Kinder und Jugendliche vor Pornos?“) In unserer Gesellschaft werden wir als Christen meist dann wahrgenommen, wenn wir unsere Sexualität nicht allein unserer Lust oder unserer Selbstverwirklichung unterstellen. Nur wenn wir als Salz und Licht wahrgenommen werden, tragen die Menschen an uns auch ihre spirituellen Fragen zum Sinn des Lebens und zur Liebe des himmlischen Vaters heran. Ethik und Mission gehören zusammen. Wer das als Teeny versteht, erkennt auch den geistlichen Sinn einer auf Sexualität gerichteten Nachfolge. 

Meine konkreten Herausforderungen sind lösbar 

Lösen: Es wäre eine Überforderung, würden wir junge Menschen nur mit Wissen und den daraus abgeleiteten ethischen Ansprüchen konfrontieren. Wir schulden ihnen bewährte Strategien: Was kann man tun, wenn Mitschüler Pornos via WhatsApp schicken? Welche Rechenschaftssoftware hilft, 

wenn man seine Handynutzungsgewohnheiten ändern will? Wie kann man um Vergebung bitten, wenn man Schuldgefühle hat? Wie kann ich herausfinden, ob ich süchtig bin? Was haben andere gemacht, die von einer Pornonutzung frei geworden sind? 

Diese drei Elemente möchte ich an drei Beispielen illustrieren. 

Beispiel Kindergottesdienst: Batseba geht online 

Im Kindergottesdienst kann im Grundschulalter bereits das Thema „David und Batseba“ gewählt werden, um über Versuchungen ins Gespräch zu kommen. 

Teil 1: Die biblische Geschichte 

Zunächst erzählt man die Geschichte mit Bildern, und weist auf die Verantwortung von David und Batseba hin. Die Gemälde klassischer Maler bieten hier manchmal bessere Zuspitzungen als Comiczeichnungen aus dem Kindergottesdienst-Fundus. 

Verstehen: Man fühlt sich in David und Batseba ein. Warum tun sie, was sie tun? 

Sinn: Ist das richtig? Was sagt Gott dazu? Warum? 

Lösen: Was hätten David und Batseba tun können, um sich in der Situation besser zu verhalten? 

Teil 2: Übertragung auf die heutige Lebenswelt 

Die Geschichte ist 2500 Jahre alt. Heute baden wir nicht mehr in unseren Hinterhöfen. Aber fällt euch etwas ein, wo sich heute Menschen freizügig oder nackt zeigen und andere versuchen? Fallen euch auch Situationen ein, wo sich Leute heute wie David benehmen? (Instagram-Selbstdarstellung, TikTok-Tanzvideos, Pornografie etc.) 

Verstehen: Warum machen Menschen das? Was bringt es ihnen? 

Sinn: Warum ist das keine gute Idee? Was kostet es die Leute oder wo verstecken sich Gefahren? Was ist der Sinn von Schamgefühl, als Grenze zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit? 

Lösen: Was könnte man in Situationen tun, in denen man in der Gefahr steht, in die Privatsphäre anderer Leute einzudringen? Welche konkrete Lösungsideen passen hier, die wir vorhin für David und Batseba gesammelt haben? 

Jugendstunde: Surf the Lord – Fallbeispiele 

Man stellt ein Modell über verschiedene Medienfunktionen vor. Zum Beispiel Medien als 

· Portale zu Freunden und Abbilder der Lebenswelt 

· Chill-Out-Area 

· Fluchtmöglichkeit in eine Alternativwelt 

· Werkzeuge, um die Entwicklungsaufgaben der Jugend und unseren Alltag zu meistern 

In einem zweiten Schritt stellt man drei Personen als Fallbeispiele vor (bsw. exzessive Nutzung von Instagram, Netflixen und Pornos). Die Teilnehmer sollen sich für je einen der Fälle entscheiden und in drei Gruppen anhand des erklärten Modells analysieren. 

Verstehen: Wozu nutzt die Beispielperson Medien? Was bringt es ihr? Wo verändert es sie? 

Sinn: Passt diese Nutzung zu einer guten Entwicklung? Ist es ein adäquater Ausdruck für christliche Nachfolge? 

Lösen: Anschließend erarbeitet man in der Gesamtgruppe, was die drei Personen tun könnten, wenn sie ihre Mediennutzung verändern möchten. Wichtig ist hier auch der Hinweis auf Gebet und Seelsorge. 

Jugendseelsorge: Wie kann man junge Menschen begleitet? 

Wie oben skizziert, kann die moralische Zerrissenheit einen Menschen krank machen. Oft führt sie ihn aus der christlichen Gemeinschaft und einer lebendigen Nachfolge heraus. Daher ist es wichtig, die Jugendlichen zu stärken und ihnen zu größerer Mündigkeit zu verhelfen. 

Verstehen: Oft wissen Menschen nicht, warum sie Pornografie reizt. Bei manchen steht die sexuelle Funktion (Neugierde, Intimitätswünsche, die eigene Geschlechtlichkeit spüren…) im Vordergrund. Bei anderen wird Pornografie als emotionale Bewältigungsstrategie gegen Kummer, Langeweile, Stress oder Einsamkeit eingesetzt. Für andere geht es in erster Linie um die Zugehörigkeit zum Freundeskreis. 

Hier haben sich Fragen bewährt, die zur Reflexion ermutigen: „Angenommen, Pornografie wäre dein Diener: Welchen Dienst verrichtet dieser Diener für dich?“ „Angenommen, du könntest nie wieder Pornos schauen. Warum wäre das schade?“ 

Sinn: Hier ist zwischen einer rationalen und emotionalen Ebene zu unterscheiden. Meist ist Ratsuchenden auf einer moralisch-kognitiven Ebene klar, weswegen der Verzicht von Pornografie richtig ist. Meist steht das emotionale Erleben im Vordergrund. Und deswegen sollte die emotionale Seite der Sinndimension gefördert werden: Das Mitgefühl mit Darstellerinnen und Darstellern, die Zusammenhänge von Lobpreis und Ethik, die Freude an einem reinen Gewissen, die Ermutigung und Freude des Seelsorgers, eine Kultur von Training und Heiligung. 

Lösbarkeit: Es hat sich bewährt, die Situationen gut zu verstehen, in denen man wider Willen in Pornos landet und gute Alternativen zu finden. Was könnte man gegen Langeweile tun? Wie könntest du dich konstruktiv erholen, wenn du erschöpft bist? 

Manchmal muss an den Ursachen gearbeitet werden: Wie kann der Selbstwert wachsen? Wie sieht es aus mit Freundschaften und nicht sexuellen Formen von Intimität? Was in deinem Alltag sorgt für Frust und überfordert dich? Zur Lösbarkeit gehört auch: Schuld muss dich nicht krank machen. Sie kann gebeichtet werden. Der Zuspruch der Vergebung und Annahme durch unseren geliebten Fürsprecher Jesus Christus setzt dich immer wieder in den Stand, heute etwas geheiligter zu leben als gestern. 

Rechenschaften können eine enorme Hilfe sein, um aus der Anonymität zu finden. Manche schreiben vor jedem Konsum eine SMS, andere danach und dritte einmal pro Woche einen Bericht. Je mehr die Transparenz zunimmt, umso mehr tritt das Problem in den Hintergrund. 

Jugendmitarbeiter sind gut beraten, über diese Beziehungen anonym ihre Bereichsleiter in Kenntnis zu setzen, damit datenschutzrechtliche Probleme und missbräuchliche Beziehungen konsequent ausgeschlossen werden können. 

Damit verbunden ist jedoch auch, dass der junge Mensch Barrikaden, Router-Einstellungen, Filter und Softwareeinschränkungen installiert, die es ihm in den umkämpften Augenblicken leichter machen, den Kurs seines Lebens auch zu halten, wenn Stürme ihn in eine andere Richtung lenken wollen. 

Wenn du einen Ansprechpartner suchst: https://www.weisses-kreuz.de/service/beratersuche/