Ein Richter zwei Gesichter

Wie selbstverständlich lehnt er die Anfrage, König zu sein, ab: Gott ist doch der wahre König! Sein Leben redet aber eine ganz andere Sprache… Eine Bibelarbeit über die Gefahr von Selbstverherrlichung hinter einer frommen Maske.
Ein Richter zwei Gesichter

Überblick

Gideon – ein großer Held! Mutig hat er mit 300 Soldaten die Herrschaft der Midianiter zerschmettert. Wie selbstverständlich lehnt er die Anfrage, König zu sein, ab: Gott ist doch der wahre König! Sein Leben redet aber eine ganz andere Sprache… Eine Bibelarbeit über die Gefahr von Selbstverherrlichung hinter einer frommen Maske.

Ziel

Die Jugendlichen entdecken, dass hinter einer frommen Maske ein stolzes Herz stecken kann. Sie werden herausgefordert, demütig jede Bewunderung für tolle Leistungen an Gott weiterzugeben, statt sich selbst ins Rampenlicht zu stellen.

BIBELTEXT

Richter 8, 22 bis 32

Einstiegsmöglichkeiten

  1. Bild von der Comic-Figur „Harvey Two-Face“ (Vorsicht: es sollte nicht zu gruselig sein…). Zunächst wird nur die ‚seriöse‘ Seite gezeigt. Die Jugendlichen beschreiben ihren Eindruck von der Person. Ganzes Bild wird aufgedeckt und der schreckliche Kontrast thematisiert.
    „Findet mit der biblischen Geschichte heraus, inwiefern dieses Bild auf Gideon zutrifft!“

  2. Stell dir vor, du startest einen christlichen Blog. Du fängst an, deine Erlebnisse mit Gott für andere hochzuladen. Dein Blog wird auf einen Schlag in Gemeinden deutschlandweit
    bekannt. Du bekommst viel Lob. Christliche Magazine schreiben über dich. Du merkst, wie Gott dich gebraucht, um andere zu ermutigen. Es kommen Nachrichten wie: „Ich lese fast jeden Tag, was du schreibst. Du bist für mich ein großes Vorbild und eine riesige Inspiration. Ich danke Gott für so begabte Geschwister im Glauben!“ Was würdest du beim Lesen so einer Nachricht empfinden? Und was würdest du zurückschreiben?

  3. Auf einer Tafel/Flipchart ist ein Gesicht mit einer Sprechblase zu sehen. In der Sprechblase steht: „Danke! Ich freue mich über so viel Lob von euch. Gott gehört die Ehre dafür.“
    Daneben ist eine Gedankenblase. Was geht wohl im Kopf der Person vor? Die Jugendlichen schreiben auf einen Post-it, was sich die Person denken könnte und kleben es in die
    Gedankenblase. Der Jugendleiter liest einige Zettel vor. Der Kampf um die innere Demut wird deutlich.

Erarbeitung und Anwendung

Was für ein Held! Gideon hat es tatsächlich geschafft. Vor einigen Wochen war er noch ein absoluter Nobody im Volk Israel. Aber Gott hat sich Gideon ausgesucht, um die Israeliten von der Knechtschaft zu befreien. Mit nur 300 Soldaten gelingt es Gideon, das riesige Heer der Midianiter in die Flucht zu schlagen. Ein Sieg. Ein Wunder. Eine Sensation. Wem gehört die Ehre?
Es ist wirklich kaum zu glauben. Wie schafft es ein Richter, mit nur 300 Israeliten eine Streitmacht zu vernichten, die so groß ist, dass ihr Lager aussieht wie ein Heuschreckenschwarm (Kap. 7,12)? Gott hat alles so geplant, damit deutlich wird: Dieser Sieg kann niemals auf die Leistung eines Menschen zurückgeführt werden. Wenn hier jemand die Bewunderung verdient, dann Gott allein (Kap. 7,2). Das ist doch auch Gideon klar, oder?

Ein verlockendes Angebot

Die Israeliten jedenfalls sind von Gideons Leistung begeistert. Sie wollen ihn zum König machen – das heißt, dass auch die Herrschaft automatisch an seine Nachkommen weitergereicht wird (Kap. 8,22).
Damit lehnt das Volk Gottes Methode des Regierens ab. Denn Gott erwählt Richter für die Zeiten der Not – ganz frei nach seiner Wahl. Wird Gideon darauf eingehen? Seine Antwort ist eindeutig:

Ich will nicht Herrscher über euch sein (…), sondern der HERR soll Herrscher über euch sein.Kap. 8,23

  • Beschreibe, welchen Eindruck so eine geistliche, demütige Antwort auf das Volk gemacht haben muss. Nenne Charaktereigenschaften, die das Volk Gideon zuschreiben würde.

Was ist nur mit Gideon los?

Aber schon mit dem nächsten Vers müssen wir die Stirn runzeln. Sein Verhalten passt überhaupt nicht zu seiner ‚Predigt‘.

  • Welche Aktionen von Gideon zeigen, dass er nur nach außen hin sagt, dass er kein König sein will, aber sich selbst innerlich die Krone aufsetzt (V. 24 – 32)?

Er sammelt das Gold als persönlichen Lohn für seine Leistung ein. Er wird zu einem reichen Mann. Er macht sich einen Efod (ein Gewand, das der Hohepriester trug und das die Lose enthielt, mit denen man den Willen Gottes zu erkennen suchte) und stellt ihn in seiner Heimatstadt auf. Damit bindet er das Volk an sich. Sie sollen zu ihm kommen, um Rat zu suchen. Bei ihm findet der Gottesdienst satt. Er missbraucht seine Position, um Ehre zu bekommen. Er nimmt sich viele Frauen, um mit 70 (!) Söhnen seine Macht zu sichern. Er nennt einen Sohn Abimelech (= Mein Vater ist König)! Vor dem Volk hat er noch fromm und demütig geklungen. Sein Verhalten zeigt seine Sehnsucht nach Bewunderung. Hinter seiner frommen Maske hat er sich schon selbst die Krone aufgesetzt.

Wie ist es bei dir?

Kennst du das auch? Du hast etwas Tolles gemacht und bekommst dafür Anerkennung, Lob oder viele Likes – und einerseits weißt du: Ich kann mir nichts auf mich selbst einbilden. Wenn es etwas Lobenswertes gibt, dann hat Gottes Gnade das bewirkt. Ihm gehört die Ehre! Aber innerlich fühlen wir die Sehnsucht nach Bewunderung. Die Leute sollen UNS Komplimente machen. Mit ihren Fragen zu UNS kommen. Vielleicht sagen wir laut: Gott die Ehre! Und gleichzeitig streben wir danach, Influencer zu sein.

Gideon ist hier ein Richter mit 2 Gesichtern. Die Folge: Er beraubt Gott. Er lenkt den Blick der Leute von Gott weg – auf sich. Und führt sie damit ins Verderben. Selbstverherrlichung
ist ein tödlicher Weg.
Wir wollen vor Gott und anderen ehrlich sein. Unseren Stolz bekennen und loslassen. Gott bitten, dass er uns ein demütiges und liebevolles Herz schenkt, das sich freut, wenn er als König bejubelt wird.

Vertiefungsmöglichkeit

Jesus selbst lebt uns Demut vor. Er ist der wahre König und trotzdem offenbart er sich uns als dienender, demütiger Helfer. Er hat uns befreit von der Sünde der Selbstverherrlichung. In seiner Liebe finden wir eine stabile Identität, die nicht abhängig ist vom Applaus anderer.

Ergebnissicherung

  1. Gespräch in Kleingruppen: In welchen Bereichen stehe ich in der Gefahr, mich selbst ins Rampenlicht zu stellen und stolz zu werden? Was/wer kann mir dabei helfen, auf dem Boden zu bleiben? Gemeinsames Gebet mit Fürbitte füreinander.

  2. Jugendliche notieren auf einem Zettel in drei Spalten: Das macht mich immer wieder stolz / Diese Gedanken habe ich, wenn ich dafür gelobt werde / Das möchte ich Gott jetzt dazu
    sagen.
    (Bsp: Wenn ich anderen gute Ratschläge geben kann / Ich bin ziemlich klug / Bitte gebrauche mich weiterhin und vergib mir jeden Stolz, der immer wieder in mir hochkommt)

  3. Jugendliche machen sich darüber Gedanken, welche Herausforderungen/Aufgaben in der nächsten Zeit auf sie zukommen. Welche innere Haltung will ich dabei haben? Austausch und Gebet füreinander.