Meine Beziehung zu Gott

Wenn unsere Beziehung zu Gott angeknackst ist, werden wir keine Mitarbeiter mit Leidenschaft. Und wo nix brennt, kann sich das Feuer nicht ausbreiten.

Die Zeit ist knapper geworden, seitdem unsere kleine Tochter geboren ist. Jetzt fallen die abendlichen Spaziergänge oft flach, in denen meine Frau und ich uns über den Tag ausgetauscht haben. Und mit der weggefallenen Zeit für das Gespräch sind Probleme in unsere Beziehung gekommen (keine Angst um uns, wir haben andere Möglichkeiten des Austausches gefunden). Unsere Zeit ist ein hohes Gut und wir scheinen immer zu wenig davon zu haben. Und tatsächlich haben wir (gerade in der Jugendarbeit) viel um die Ohren und noch mehr, was uns ablenken kann. Und wie die fehlende Zeit mich und meine Frau vor Probleme gestellt hat, so stellt uns auch unsere fehlende Zeit mit Gott vor Probleme. Wir finden keine Zeit, uns mit ihm auszutauschen und verhindern so unser Wachstum im Glauben. Und all zu oft, so habe ich festgestellt, ist unser Wille das Problem, das uns hindert. Vor kurzem war ich auf einer Freizeit. Dort hatten wir nach einer Bibelarbeit eine Gesprächsrunde und tauschten uns über dieses Thema aus. In dem Gespräch ging es darum, was uns vom Wachstum im Glauben abhält. Fehlende Zeit war die erste Antwort. Und warum fehlt uns die Zeit? Die erste Antwort darauf war das Fernsehen! (Dies ist kein Anti–Fernseh–Text, das Thema ist nur ein Beispiel…) Was macht man dagegen? Fernseher abschaffen? Fernsehfreie Wochen einrichten? Es kristallisierte sich heraus, dass das Problem zwar erkannt wurde, aber das entscheidende „ich will“ fehlte (und das, obwohl der Entsprechende nur 3 Programme hatte!). Wollen wir die notwendige Zeit aufbringen, um unsere Beziehung mit Gott zu pflegen, oder gibt es auch bei uns Probleme, die wir zwar erkannt haben, aber nicht die Bereitschaft aufbringen, sie zu ändern? Man funktioniert wie ein Roboter, die Jugendarbeit funktioniert, aber die Beziehung ist futsch und es wird kalt

Die Zeit, die wir mit Gott verbringen, erfreut nicht nur unseren Vater im Himmel und lässt uns in unserem Glaubensleben wachsen, sondern ist auch notwendig, damit die Jugendlichen, für die wir Verantwortung tragen, in ihrem Glaubensleben vorankommen können. Aber Zeit allein ist nicht alles, denn eine Beziehung erfordert nicht nur Zeit, sondern auch Liebe. Infrage gestellt wurde ich in letzter Zeit durch den Brief, der in der Offenbarung an die Gemeinde in Ephesus gerichtet ist. Da wird berichtet von den guten Werken und der tollen Arbeit, die die Gemeinde ausdauernd tut. Doch die richtige Motivation fehlt. Die Liebe ist nicht da. Leider ist das in der Jugendarbeit auch all zu leicht möglich. Mit der Zeit hat man gelernt, die Jugendstunde zu organisieren, Bibelarbeiten zu halten und den vollen Einsatz zu bringen. Aber… genau das, was den Leuten in Ephesus gefehlt hat, fehlt auf einmal in der Jugendarbeit. Man funktioniert wie ein Roboter, die Jugendarbeit funktioniert, aber die Beziehung ist futsch und es wird kalt. Und der Vorwurf, der an uns gerichtet ist, ist kein kleiner. Ohne die Liebe fehlt das Wichtigste. Sie zu leben in unserer Beziehung zu Gott und unseren Mitmenschen ist unsere Aufgabe. Also lasst uns aufpassen und immer wieder hinterfragen, ob es die Liebe ist, die uns bewegt, oder die Routine. Denn unsere Jugendlichen brauchen keine zeitlosen Roboter, sondern beziehungsorientierte Jünger, die selber gelernt haben.

In den Jugendstunden erzählen wir selber viel davon, dass es die Sünde ist, die uns von Gott trennt. Und auch im Leben der größten Glaubens- und vielleicht auch Jugendleiterhelden kann die Sünde die Beziehung zu Gott zerstören. Wie bei David und seinem tiefen Fall mit Batseba zerstört die Sünde seine Beziehung zu Gott („Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt“) und seine Beziehung zu seinen Mitmenschen (indem er sie zur Lüge anstachelt). Auch wenn wir wahrscheinlich nicht zum Mord aufrufen werden, zerstört auch die Sünde in unserem Leben die Beziehung zu Gott und Mitmenschen. Wenn ich bei mir merke, dass meine Beziehung zu Gott angeknackst ist, schränkt dies meinen Dienst mit den Jugendlichen total ein. Meine Gedanken und Gebete drehen sich nicht mehr um die Jugendlichen, sondern um mich selbst und meine Situation. Die Frucht des Geistes wächst nicht mehr aus mir, ich werde leichter gereizt und kann mich nicht mehr auf die Jugendlichen einlassen. Damit bin ich nicht mehr fähig ihr Vorbild zu sein. Paulus konnte den Philippern schreiben, dass sie seinen Lebensstil nachahmen sollen (Philipper 3,17) und Timotheus stellte er das positive Zeugnis aus, dass er seinem Lebensstil gefolgt ist (2. Timotheus 3,10). Wenn unsere Beziehung zu Gott jedoch durch fehlende Zeit, mangelnde Liebe oder unbereinigte Sünde angeknackst ist, dann können wir so nicht reden. Dabei braucht diese Generation dringend Leute, die in unserer Zeit zeigen wie man Glauben lebt und die sie sich zum Vorbild nehmen können. Mitarbeit mit Leidenschaft kann nur entstehen, wenn wir diese Bereiche in Ordnung bringen. Und die Leidenschaft für Gott, die wir gerne unseren Jugendlichen vermitteln möchten, kann (auch wenn das für uns Mitarbeiter eine bedauerliche Erkenntnis ist) nur entstehen, wenn wir selbst voller Leidenschaft sind.

In dir muss brennen, was du in anderen anzünden willst Aurelius Augustinus