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Berufung

Lift Your Gift

Paulus spricht in 1. Korinther 12 über Stolz und Minderwertigkeitsgefühle. Durch Gottes Gnadengaben können wir uns davor schützen

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12. August 2013
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8 min

Die Tierschule

Eines Tages kamen die Tiere Kaninchen, Vogel, Ente, Fisch und Eichhörnchen zusammen und sagten: „Wir wollen eine Schule gründen.“ Sie setzten eine Expertenkommission ein, deren Auftrag es war, einen Lehrplan zu entwickeln. So begann die Kommission zu tagen. Das Kaninchen bestand darauf, dass unbedingt „Laufen“ in den Unterrichtsplan aufgenommen werden müsse. Für den Vogel war „Fliegen“ das Wichtigste. Der Fisch kämpfte darum, dass die Disziplin „Schwimmen“ in der zukünftigen Tierschule unterrichtet würde, und das Eichhörnchen setzte sich schließlich dafür ein, dass das Beklettern von senkrecht stehenden Baumstämmen Teil des Lehrplans werden müsse. Und so geschah es auch.

Jetzt machten die Tiere allerdings den Fehler, darauf zu bestehen, dass jedes einzelne Tier an jedem Unterrichtsfach teilnehmen müsse. Das führte zu folgenden Ergebnissen.

Das Kaninchen zum Beispiel war ein Weltmeister im Laufen. Kein Tier war so schnell wie das Kaninchen. Die Mitglieder der Expertenkommission hatten jedoch erkannt, dass es für das Kaninchen eine wichtige intellektuelle und geistliche Schulung sei, wenn es auch Fliegen lernen würde wie der Vogel. Man setzte es also auf den Ast eines Baumes und sagte: „Flieg, Kaninchen!“ Das arme Tier sprang, stürzte, brach sich die Beine, zog sich eine Gehirnerschütterung zu, behielt einen bleibenden Hirn-Schaden zurück und konnte in Zukunft auch nicht mehr schnell laufen. So bekam es im Laufen nur noch ein „ausreichend“ statt ein „sehr gut“, aber im Fliegen bekam es ein „mangelhaft“ statt ein „ungenügend“, denn es hatte ja immerhin versucht zu fliegen. Die Expertenkommission war höchst zufrieden.

Ähnlich ging es den anderen Tieren. Der Vogel wurde auch der „König der Lüfte“ genannt. Seine Flugkünste hatten die anderen Tiere schon seit jeher in Staunen versetzt. Jetzt hatte die Expertenkommission allerdings erkannt, dass es für den Vogel eine wichtige Aufgabe sei, Erdlöcher zu graben wie das Kaninchen. Er versuchte das, brach sich dabei natürlich den Schnabel, die Flügel und alles andere, konnte in Zukunft nicht mehr fliegen und bekam im Fliegen nur noch ein „mangelhaft“ statt ein „sehr gut“, aber im Erdlöchergraben ein „befriedigend“ statt ein „ungenügend“. Ähnlich ging es jedem anderen Tier.

Und wissen Sie, wer in dieser Tierschule schließlich das Rennen machte? Eine gehirnlose Qualle, die in ihrer glitschigen, schwabbeligen Art alle Anforderungen so einigermaßen durchschnittlich erfüllen konnte. Bei ihren Übungen konnte sie sich gar nicht die Knochen brechen, denn sie hatte keine. Und so wurde sie schließlich schwabbel die schwupp, schwapp, schwapp in dieser Tierschule zur Klassenbesten.

Der Bibeltext: 1. Korinther 12

Auch wenn diese Geschichte so nicht in der Bibel steht, fällt dem Bibelleser dazu sicher der Text von Paulus aus 1. Korinther 12 ein: Ein Schlüsseltext über Probleme im Miteinander, um Neid über Begabungen und Gefühle der Minderwertigkeit. In diese Situation der Korinthergemeinde hinein ist es Paulus wichtig, dass die Geschwister die Bedeutung der geistlichen Gaben verstehen. (V.1)

1.Korinther 12:

1. Es gibt einen Gott – in drei Personen! (V.1-11 )

2. Es gibt einen Leib – mit unterschiedlichen Gaben  (V. 12-31)

3. Es gibt Probleme: Spaltungen und Streit (V.25)

Wie unsinnig ist es, wenn wir uns immer miteinander vergleichen wollen! Paulus zeigt, wie uns das Bewusstsein von Gottes unterschiedlichen Gnaden-gaben vor Stolz und Entmutigung schützen kann.

Was ist eine geistliche Gabe

Eine geistliche Gabe ist eine besondere Fähigkeit, die der Heilige Geist jedem Christen  – nach Gottes Gnade – gibt und die zum Aufbau des Leibes eingesetzt  werden soll

Eine besondere Fähigkeit:  Geistesgaben sind Geschenke Gottes, die er einzelnen Christen individuell zuteilt. Du kannst etwas, dass die Mehrzahl der Geschwister in der Gemeinde so nicht können. Diese Fähigkeit zeichnet dich aus. Gott hat in seiner großen Kreativität nie an Einheitschristen gedacht. So wie der Schöpfergott die Natur mit Farben, Formen und Vielfalt geschmückt hat, so hat er auch seine Gemeinde durch die unterschiedlichsten Gaben bunt gemacht.

Der heilige Geist:  Geistliche Gaben kommen mit dem heiligen Geist ins Leben des Gläubigen. Wir haben „Natürliche Gaben“ wie zum Beispiel Musikalität und Organisationstalent. Oft knüpft der Heilige Geist daran an und macht aus natürlichen Gaben eine geistliche Gabe. Aber das muss nicht immer so sein: Ein Freund von mir ist Lehrer (und ich bin sicher: kein schlechter). Aber er selber sagt, dass Gott ihm nicht die geistliche Gabe des Lehrens gegeben hat.

Jedem Christen:  Petrus macht es ganz deutlich „wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient damit einander…“(1. Petrus 4,10). Es gibt keinen Christen ohne Gnadengabe. Gott schenkt sie nicht ab dem dritten Heiligenschein, nicht als Belohnung nach zwei sündlosen Wochen, sondern jedem! Manchmal staune ich, wie gerade junge Christen von Gott beschenkt werden und sie als Evangelisten oder Hirten gewaltig gebraucht werden.

Oft schenkt Gott sogar mehrere Gaben,  die sich dann in besonderen Gabenkombinationen zeigen.

Nach Gottes Gnade:  Der Heilige Geist teilt die Gaben aus „wie er will“. Zwei mal betont Paulus das in 1. Korinther 12 (V. 11 u. 18). Es ist nicht unsere Aufgabe, nach anderen Gaben zu schielen, die Gott gar nicht für uns vorgesehen hat. Hier ist kein Raum für Neid. Gott hat sich liebevoll viel dabei gedacht, als er dich und mich mit Gaben ausgestattet hat. Diese Gaben gilt es zu entdecken, zu entwickeln und einzusetzen.

Zum Aufbau des Leibes:  „dient einander“ ist die Aufforderung von Petrus (1. Petrus 4,10). Es geht nicht darum, in der Gabe sich selber zu verwirklichen, sondern Gott möchte durch diese Gabe seine Gemeinde beschenken (Epheser 4) und erbauen

Welche geistlichen Gaben gibt es?

Wenn man sich mit den geistlichen Gaben beschäftigt, stößt man im neuen Testament auf vier Stellen, an denen die geistlichen Gaben aufgeführt sind:

  • Römer 12,6-8
  • 1. Korinther 12,8-10;28
  • Epheser 4,11
  • 1. Petrus 4,10-11

Wenn man die erwähnten geistlichen Gaben zusammenträgt, ergibt sich folgende Tabelle:

In 1. Petrus finden wir zwei Gruppen von Gaben: Wortgaben und Dienstgaben. Daneben bilden die zeichenhaften Gaben noch mal eine eigene Gruppe. (Über diese Zeichengaben gibt es in den christlichen Gemeinden unterschiedliche Ansichten. Ich persönlich bin aufgrund von Heb 2,4 der Meinung, dass diese zeichenhaften Gaben ihre Hauptbedeutung zu Anfang der Gemeinde hatten. Schon im Laufe der Apostelgeschichte beobachtet man ein Nachlassen ihrer Bedeutung).

Wenn Petrus recht hat und jeder Christ mindestens eine Gabe hat, dann steckst du irgendwo in dieser Tabelle drin! Ist es nicht spannend zu überlegen, welche Gaben Gott dir gegeben hat? Wenn du deine Gabe noch nicht kennst, heißt das noch nicht, dass du deine Gabe nicht entdeckt hast!

Die Gabe der Leitung:

Diese Gabe befähigt Christen, Ziele für die Gemeinde zu setzen und sie anderen so zu vermitteln, dass sie freiwillig daran mitarbeiten, diese Ziele zu erreichen.

Die Gabe der Ermutigung/ Seelsorge:

Diese Gabe befähigt Christen, anderen Menschen durch Trost, Ermahnung und Ermutigung zu dienen, so dass diese Hilfe und Heilung erfahren.

Die Gabe der Evangelisation:

Diese Gabe befähigt Christen, Nichtchristen das Evangelium so nahe zu bringen, dass sie zum Glauben finden und verantwortliche Gemeindeglieder werden.

Die Gabe der Hilfeleistung:

Diese Gabe befähigt Christen, zu erkennen, wo etwas erledigt werden muss, und sich selbst zur Mitarbeit zur Verfügung zu stellen.

Die Gabe des Hirtendienstes:

Diese Gabe befähigt Christen, langfristig persönliche Verantwortung für das geistliche Wohl einer Gruppe zu übernehmen.

Die Gabe der Lehre:

Diese Gabe befähigt Christen, Wahrheiten der Bibel, die für die Gesundheit der Gemeinde relevant sind, in einer Weise zu vermitteln, dass andere Menschen diese verstehen und anwenden.

Die Gabe des Gebens: Es ist nicht unsere Aufgaben, nach anderen Gaben zu schielen, die Gott gar nicht für uns vorgesehen hat. Hier ist kein Raum für Neid. Gott hat sich liebevoll viel dabei gedacht, als er dich und mich mit Gaben ausgestattet hat. Diese Gaben gilt es zu entdecken, zu ent-wickeln und einzusetzen.

Diese Gabe befähigt Christen, materielle Güter für Gottes Reich fröhlich und großzügig zur Verfügung zu stellen.

Die Gabe der Organisation:

Diese Gabe befähigt Christen, die Ziele für einen Bereich der gemeindlichen Arbeit zu verstehen und effektive Pläne zu entwerfen, diese Ziele zu erreichen.

Die Gabe des Glaubens:

Diese Gabe befähigt Christen, mit einem außergewöhnlichen Maß an Zuversicht den Willen Gottes für die zukünftige Entwicklung zu erkennen. Georg Müller, der Waisenvater von Bristol ist hier ein beeindruckendes Beispiel!

Noch etwas fällt auf: Viele dieser Gaben sind doch Aufgabe für jeden Christen, oder? Sollen Christen, die beispielsweise die Gabe des Helfens nicht haben, auch nicht mehr beim Stühlerichten nach Gemeindefesten helfen. Auf keinen Fall! Aber Gott schenkt der Gemeinde Geschwister, die besondere Freude an diesen Dingen haben und die auch mit einem „besonderen Händchen“ für die Sache ausgestattet sind. Hier geht es also um den Schwerpunkt im Dienst, nicht um das Anpacken bei einzelnen Aufgaben.

Welche besonderen Fähigkeiten  verbergen sich hinter den Gaben?

Bevor ich dich auf dem Weg zur Gabenentdeckung begleite, möchte ich dir einige der Gaben näher vorstellen.

Wie kann ich meine Gabe entdecken?

1. Bitte Gott um seine Führung!

2. Sei bereit, deine Gabe auch einzusetzen.

Es geht bei der Suche nach deiner geistlichen Gabe nicht um eine neugierige Selbstentdecker-Erfahrung.

Es ist kein witziger: „Erkenne dich selber Test“. Gott hat dir die Gabe gegeben, um in seinem Reich Gottes Absicht voranzubringen.

3. Erkundige dich über verschiedene Gaben

Beobachte die Geschwister in deiner Gemeinde und überlege, welche Gaben sie haben. Es gibt gute  Literatur zu dem Thema. Unten findest du einige Vorschläge.

4. Teste, was dir Freude macht!

Vielleicht hast du schon bemerkt, dass bestimmte Bereiche der Gemeinde dir besonders am Herzen liegen. Vielleicht würdest du in diesem Bereich gerne mitarbeiten oder du bemerkst, wie man etwas besser machen könnte. Vielleicht bemerkst du es, weil Gott dir in diesem Bereich eine Gabe gegeben hat. Ich glaube, dass wir eine Freude im Dienst erleben, wenn wir mit dem dienen können, was Gott in uns gelegt hat. Eine Schwester machte seit Jahren Kinderarbeit „obwohl ich Kinder nicht ausstehen kann“ wie sie im Gespräch gestand. Jahrelang hatte sie sich durch diesen Dienst gequält – und glaubt mir, sie hatte nicht nur sich selbst gequält… „Dienet dem Herrn mit Freuden!“ sagt Psalm 100!  Das heißt nicht, dass wir einem Wohlfühl-Dienst das Wort reden: „Ich tue nur noch das, worauf ich Lust habe“. Aber wenn wir Gottes Werk in seiner Kraft und mit seinen Gaben tun, schenkt er uns eine tiefe Zufriedenheit (Johannes 4,34)

5. Experimentiere so viel wie möglich!

Schnuppere in die unterschiedlichen Dienstbereiche deiner Gemeinde rein. Besuche Seminare, nimm an evangelistischen Einsätzen teil, um einen breiten Eindruck von Dienstmöglichkeiten zu bekommen. Hier sind auch die Leiter gefragt, um solche Experimentierphasen zu ermöglichen und nicht gleich einen Dienst auf die nächsten Jahrzehnte festzulegen.

6. Überprüfe nüchtern deine Wirksamkeit

Hier heißt es nun ehrlich zu sein gegen sich selber: Konnte Gott mich in diesem Bereich gebrauchen, oder war der Dienst nur eine fromme Beschäftigungsmaßnahme?

7. Suche das Urteil anderer

Hilfreich sind gute Freunde, die ehrlich meinen Dienst beurteilen. Wie wäre es, wenn du dich mit deinen Freunden aus der Gemeinde  zusammen-setzt und ihr euch darüber austauscht, wo ihr die geistlichen Gaben bei den anderen seht?

Ich kenne meine Gabe nun,  und was dann…?

1. Freue dich über die Gaben, die du nicht hast!

  • Fehlende Gaben sind kein Grund zum Neid oder Vergleich mit anderen, sondern ein Grund zum Danken: Hier solltest du nicht den Schwerpunkt deines Dienstes setzen!

2. Diene heftig mit deiner Gabe (1.Ko14,12):

  • Maximiere die Effektivität deiner Gabe.
  • Mache sie zu einem Schwerpunkt im Dienst.
  • Suche Gelegenheiten, deine Gabe einzusetzen: In Jesu Gleichnis von den anvertrauten Pfunden wird der Herr zornig, als die anvertrauten Gaben nicht angewandt wurden. Wir haben  eine Verantwortung für unsere Gaben!
  • Trainiere deine Gabe: Besuche Seminare und tausche dich mit Geschwistern aus, die die  gleichen Gaben haben.
  • Beobachte Geschwister, die deine Gabe in einem stärkeren Maße haben als du! Das  motiviert und inspiriert.

3. Vergiss nicht den Weg, der weit wichtiger ist,  als die Gaben…

  • Wenn Paulus in 1. Korinther 12 und 14 über die Gaben redet, ist es ihm wichtig, in die Mitte seiner Gedanken das Hohelied der Liebe zu stellen. Ohne Liebe wird Gemeindearbeit zum frommen Betrieb, zur kalten Maschinenhalle! „Die Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil!“ So wünscht sich Gott Gemeinde!

Daniel Platte