Krise eines Superchristen

Gott möchte sein Reich auf dieser Erde bauen und möchte dich dafür gebrauchen, auch wenn du dich wie ein Versager fühlst. Bist du bereit bei ihm Vergebung zu suchen und dich gebrauchen zu lassen?
Krise eines Superchristen

Überblick

In Antiochia taucht plötzlich, wie in Galatien, die Irrlehre von der Notwendigkeit der Beschneidung auf. Sogar der gestandene Glaubensheld Petrus schließt sich ihr an, obwohl er es besser weiß. Zum Glück sendet Gott Paulus zu ihm, der ihn wieder auf den Kern des Evangeliums hinweist. 

Ein Aufruf zur Aufmerksamkeit, zur Verfolgung der richtigen Ziele und zur richtigen Fokussierung auf unsere Identität in Jesus.

Bibelstelle 

Galater 2,11-21

Ziel 

Obwohl wir wiedergeborene Christen sind und gut und böse unterscheiden können, sündigen wir. Doch jedes mal, wenn wir sündigen, ist Gott zur Vergebung bereit. Immer wenn wir sündigen, ist das eine Chance, Gottes großartiges Evangelium im eigenen Leben neu zu erleben. Und obwohl wir immer wieder auf die Nase fallen, baut Gott gerade mit uns seine Gemeinde. 

Einstieg

Sammelt gemeinsam Geschichten von Petrus und ordnet sie den Kategorien „Glaubensheld“ und „Glaubensversager“ zu.

Erarbeitung und Anwendung

Petrus ist der Prototyp eines christlichen Stehaufmännchens. Wahrscheinlich haben wir von keinem Apostel so viele Berichte über sein Scheitern und gleichzeitig über so großartige Glaubenstaten. Und meistens folgen diese Hochs und Tiefs direkt aufeinander.

So auch in dieser Geschichte: Noch in V.9 bezeichnet Paulus Petrus als eine „Säule“ der Gemeinde. In Apostelgeschichte 11 lesen wir, wie Petrus in einer langen Rede sein Verhalten verteidigt, mit den Unbeschnittenen zusammen zu essen. Als er in Antiochia ankommt handelt er auch anfangs so, wie er es als richtig und dem Evangelium entsprechend erkannt hat. Doch als plötzlich in der Gemeinde einige Leute auftauchen, die behaupten, dass sich alle Heidenchristen der jüdischen Tradition folgend beschneiden müssten, verlässt Petrus den geraden Weg des Evangeliums und sondert sich von den unbeschnittenen Heidenchristen ab. 

Warum macht er das, obwohl er es doch eigentlich besser weiß? Er „fürchtet“ sich vor denen aus der Beschneidung (V.12), also vor Menschen. Er ist von Menschenfurcht getrieben. 

„Furcht“ meint in der Bibel nicht in erster Linie „Angst“, sondern Unterordnung unter eine als  höherstehend anerkannte Person. Man ordnet sich dieser Person also in seinem ganzen Lebensstil und seinen Zielen unter und macht sich dadurch in seiner Identität von ihr abhängig.

So führt Menschenfurcht zur Identität in den Menschen und Gottesfurcht zur Identität in Gott.

Petrus stützt hier seine Identität auf  Menschen und nicht auf Gott. 

Dieses Problem taucht bei Petrus nicht zum ersten Mal auf: In Mt 16 lesen wir davon, wie Petrus als erster Mensch Jesus als den Messias bezeichnet, worauf Jesus ihm zuspricht:

„Du bist Petrus (Fels), und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen“

- Matthäus 16,18

Eine große Zusage - Petrus, der Glaubensheld.

Doch noch im selben Kapitel erhält Petrus von Jesus eine der härtesten Zurechtweisungen des NT:

„Geh hinter mich, Satan! [...], denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.“

- Matthäus 16, 23

Petrus hat offensichtlich ein Problem damit, sich von menschlichen Zielen und Ansprüchen, seien es seine eigenen, oder die anderer, leiten zu lassen und darüber Gottes Auftrag und seine eigene Identität in Christus (statt in den Menschen) aus den Augen zu verlieren.

(ähnlicher Storykern auch in Mt 14,22-33 und Mt 26,31-35;69-75 -> möglicher Bezug zum Einstieg)

 

Anders als in den Geschichten der Evangelien, wird Petrus nicht mehr von Jesus in Menschengestalt zurechtgewiesen, weil er bereits in den Himmel aufgefahren ist. Darum nutzt Gott Paulus als Sprachrohr, um Petrus wieder auf den Kern des Evangeliums hinzuweisen:

Nicht durch die Gesetzeswerke, die den Juden im alten Bund gegeben waren, werden wir vor Gott gerecht, sondern durch den Glauben an Jesus Christus (vgl. V.14-16). 

Würden Gesetzeswerke uns gerecht machen, dann hätte Jesus nicht für uns sterben müssen, um uns Gnade zu geben. (vgl. V.21)

Das Gesetz diente nur dem Zweck, uns zu zeigen, dass wir Gesetzesbrecher, also Sünder sind, die nach dem Gesetz sterben müssen. Für diesen, vom Gesetz verurteilten Menschen, ist Jesus stellvertretend gestorben. Dadurch gibt es den alten Menschen nicht mehr, der aus seiner eigenen Kraft und nach seinen eigenen Zielen handelt. Stattdessen sind wir jetzt ein neuer Mensch, der nach Gottes Zielen lebt (V.19). Wir Menschen haben eine neue Identität in Jesus bekommen:

„Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“

- Galater 2, 20

Der gläubige Petrus sollte also nicht mehr die Ziele des menschlichen Petrus verfolgen, sondern die Ziele, die er durch seine Identität in Gott erhält.

 Es ist das heilsgeschichtliche Evangelium Gottes, das Petrus hier im eigenen Leben immer wieder erlebt: So wie Gott den seit dem Sündenfall von ihm getrennten Menschen durch den Tod seines Sohnes ein neues Zeitalter der Gnade anbrechen lässt, darf auch Petrus erleben, wie Gott ihn, den Sünder, immer wieder durch Vergebung aufrichtet, wenn er durch Sünde gefallen ist. 

Mit diesem wackligen Stein kann und will Gott Gemeinde bauen.

 

Ergebnissicherung

Reflexionsfragen in Kleingruppen oder alleine:

  • Wo hast du in deinem Leben Menschenfurcht? Wo ist dir das, was Menschen über dich denken, wichtiger als das, was Gott über dich denkt?

  • Bist du bereit, dich von Gott als Baustein an seinem Werk gebrauchen zu lassen? Wo könnte Gott dich brauchen? Wo gebraucht er dich vielleicht schon?

  • Lässt du dich von Gott zurechtweisen? Durch wen oder was kann Gott zu dir sprechen?

 

Das Lied „Yet Not I but Through Christ in Me“ (CityAlight) greift V.20 sehr schön auf und ermutigt zur Fokussierung auf den Kern des Evangeliums.