Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit

Wie du tiefe Beziehungen in deiner Jugendgruppe fördern kannst
Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit

Deine Jugendlichen sind, wie alle andern Menschen auch, Beziehungswesen – ja, auch die, die den ganzen Tag mit ihrem Smartphone im Bett chillen. ;-)


Warum wir als Menschen auf Beziehungen ausgerichtet sind, wie wir selbst gute Freundschaften leben können und was die Bibel darüber sagt, kannst du in den anderen Artikeln dieser Reihe lesen.


Heute geht es darum, wie du wirklich tiefe Beziehungen in deiner Jugendgruppe fördern kannst – zwischen den Jugendlichen untereinander, aber auch zwischen den Mitarbeitern und Jugendlichen und ebenso im Mitarbeiterteam.


Vorbild als Team


„Du kannst den Kindern teachen, was du willst, am Ende machen sie dir sowieso alles nach.“ – Dass dieser Satz wahr ist, dürfte schon zigfach bewiesen sein. Daher ist das mein erster Punkt: Wenn du tiefe Beziehungen in deiner Jugendgruppe fördern möchtest, musst du selbst tiefe Beziehungen leben, und ihr müsst tiefe Beziehungen in eurem Mitarbeiter-Team leben.

Startet eure regelmäßigen (!) Mitarbeiter-Meetings immer mit einer persönlichen Austauschrunde. Nutzt diesen Safe-Space, um wirklich ehrlich voreinander zu werden und füreinander zu beten! Bleibt auch während der Woche miteinander im Kontakt, teilt miteinander, was euch grad beschäftigt, seid dabei ehrlich. (Ihr dürft dabei auch blöden smalltalk labern, nicht nur dauer-deeptalk. ) Habt Spaß zusammen und seid einfach Freunde und nicht einfach nur Leute, die auf einer Liste stehen und dann alle 4 Wochen mal die Bibelarbeit halten. Betet füerinander und betet konkret für jeden einzelnen eurer Jugendlichen regelmäßig!


Mentor – Mentee – Prinzip


Richtig gut für deine Jugendarbeit ist ein Mentoring-Programm. Wenn jede/r Jugendliche eine/n Mentor/in hätte – das wäre richtig premium. Mentoring ist total vielseitig und es muss nicht zwingend einen offiziellen Charakter haben. Als „basic-mentoring“ könnt ihr damit starten, dass jede/r Jugendliche eine/n Ansprechpartner/in in eurem Mitarbeiter-Team hat. Auch das muss nicht unbedingt offiziell nach außen kommuniziert sein – wichtig ist nur, dass jeder im Team weiß, auf wen er ein besonderes Auge hat. (Hat aber durchaus Vorteile, wenn auch die Jugendlichen wissen, hey diese Person ist für mich da, und einfach einen ersten Ansprechpartner haben.) Das bedeutet natürlich in den Gruppenstunden mal das Gespräch zu suchen, aber auch unter der Woche Kontakt zu halten. Nachzufragen, einfach dranbleiben. Sich wirklich für das Leben der Jugendlichen interessieren. Geh zur Aufführung ihres Theater-Clubs, zu ihren Sportveranstaltungen, besuch sie in ihrem zuhause, geht zusammen ins Kino oder Eis essen, lade sie zu dir ein, teil einfach dein Leben. Lass die Jugendlichen in deinen Alltag und deine Beziehungen schauen. Überlege dir ein paar echt gute deeptalk-Fragen und stell sie bei persönlichen Gesprächen.


Peer-Mentoring

Ich bin sehr davon überzeugt, dass ein Vorbild zu sein, indem man selbst tiefe Beziehungen pflegt und lebt und außerdem diese Beziehungen zu den Jugendlichen sucht und sie reinschauen lässt, der wichtigste Schlüssel ist, um auch Beziehungen untereinander zu fördern. Trotzdem brauchen Jugendliche manchmal noch Unterstützung von außen. Gemeinsame Aktionen und viel Zeit miteinander zu verbringen ist unglaublich wichtig! Keine Beziehung entsteht ohne gemeinsame Zeiten. Wenn möglich, plant mindestens einmal im Jahr eine eigene Freizeit. Freizeiten sind ein krasser Beziehungs-Verstärker, weil man sich einfach nochmal ganz anders und sehr persönlich kennenlernt. Freizeiten verändern die Gruppendynamik. Macht Freizeiten! Plant am besten gemeinsam mit den Jugendlichen zusammen verschiedene Events. (Wohnwoche, Koch-Abende, Krimi-Dinner, Spiele-Nachmittag, …) Fragt sie, worauf sie Lust haben und bezieht sie vor allem mit ein! Übertragt ihnen Verantwortung. Übertragt ihnen auch Verantwortung füreinander. Wenn z.B. jemand ins Ausland geht, dann richtet Patenschaften ein. Startet Gebets-Partnerschaften. Stellt beim gemütlichen Zusammensitzen während eurer Gruppenstunden oder bei sonstigen Aktionen z.B. Gläser mit Deeptalk-Fragezetteln auf die Tische. Fördert eine gute Gesprächskultur.


Hey, wahrscheinlich habe ich dir gar nicht großartig was Neues erzählt. Dann lass das hier ein Reminder für dich sein: Beziehungen, die nicht nur oberflächlich sein sollen, erfordern unsere Zeit und unser Herz. Aushalten, Zuhören, nachfragen, wieder zuhören, demütig bleiben, Ausdauer, Schmerz, Freude, Vergebungsbereitschaft, Gnade, Liebe, Weisheit. Beziehungen erfordern, dass ich meine Comort-Zone verlassen muss und mich auf andere Menschen, die manchmal so ganz anders sind wie ich selbst, einlassen muss. Ich darf von anderen Menschen lernen, an unseren unterschiedlichen Meinungen wachsen, mich von anderen liebevoll korrigieren lassen, mich auf völlig konträre Meinungen einlassen. Beziehungen sind ein Katalysator für geistliches Wachstum. Wir schleifen uns gegenseitig. Manchmal möchte man eine Beziehung einfach hinter sich lassen, weil es zu anstrengend ist. Es ist so viel einfacher, einfach die Tür hinter sich zu schließen. Schließlich hat man manchmal mit sich selbst schon genug zu tun. Aber so funktioniert unser Leben nicht. Wir sind als Menschen von Gott für Gemeinschaft geschaffen – mit ihm und anderen Menschen. Wir sind dazu errettet, um mit unserem Retter Gemeinschaft zu haben und um unseren Geschwistern zu dienen. Das kostet uns auch was. Und wir brauchen für unsere Beziehungen jeden Tag Gnade und Barmherzigkeit. Aber es lohnt sich so sehr!! Ich wünsch dir, dass du durch deine Beziehungen ein Segen bist und selbst gesegnet wirst!