Jugend, Information, Medien: 3 Learnings aus der JIM-Studie für die Jugendarbeit
Die neue JIM1 (Jugend, Information, Medien Studie) ist da. Seit 1998 erhebt der Medienpädagogische Forschungsbund Südwest unabhängige Basisdaten zum Medienumgang von Jugendlichen in Deutschland. Was steht drin? Und was können wir daraus für unsere Jugendgruppen lernen?
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KI ist fester Bestandteil im Alltag von Jugendlichen
Der häufigste Einsatz von KI findet bei Jugendlichen im Zusammenhang mit Hausaufgaben statt. 74 Prozent der 12- bis 19-Jährigen nutzen KI-Tools für Hausaufgaben oder zum Lernen (2024: 65 %). Deutlich zugenommen hat auch die Nutzung zur Informationssuche – sie stieg um 27 Prozentpunkte auf 70 Prozent. Hinter Google wird ChatGPT als zweithäufigstes Recherchetool genannt. Dabei halten 57 Prozent die genannten Informationen für vertrauenswürdig.
Insgesamt zeigt sich, dass KI für viele Jugendliche in kürzester Zeit zu einem Alltagswerkzeug geworden ist und zum Alltag inzwischen dazugehört.
Ich denke, dass wir mit Jugendlichen auch über KI ins Gespräch kommen müssen. Wie die Studie zeigt, ist KI im Alltag angekommen und somit höchstwahrscheinlich auch im Glaubensleben der Jugendlichen. Fragen, die sonst vielleicht mit Freunden oder Vertrauten besprochen wurden, werden zukünftig vielleicht immer häufiger einer KI gestellt. Versteht mich nicht falsch: Ich glaube, dass diese Tools unser Leben in vielerlei Hinsicht erleichtern werden. Bei mir ist es auf jeden Fall jetzt schon so. Aber wir müssen reflektieren und überlegen, in welchen Bereichen unseres Lebens wir künstliche Intelligenz zulassen und in welchen nicht.
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Selbstkontrolle bei Smartphonenutzung fällt schwer
Die durchschnittliche Smartphone-Bildschirmzeit von Jugendlichen liegt bei knapp vier Stunden täglich. Mit dem Alter nimmt die Nutzungsdauer auf über viereinhalb Stunden bei den Volljährigen (18-19 Jährigen) zu. Rund 68 Prozent der Befragten, also zwei Drittel fällt es schwer, die eigene Bildschirmzeit zu regulieren. Besonders abends hat das spürbare Auswirkung. 30 Prozent geben an, morgens oft müde zu sein, weil sie ihr Handy nachts zu spät aus der Hand gelegt haben.
Zwar genießen 67 Prozent die Offline-Zeiten ohne Handy und Internet, aber nur rund ein Drittel schaltet das Gerät auch tatsächlich regelmäßig aus, um Zeit für sich zu haben.
Wenn es Jugendlichen schwerfällt, das Handy selbst wegzulegen, sie aber eigentlich dazu bereit wären, können wir sie dabei unterstützen. Je nach Alter kann man die Handys während der Gruppenstunden einsammeln oder in der Jugendgruppe eine Kiste anbieten, in die die Handys gelegt werden können.
Ich glaube, manchmal muss man einfach solche Sachen im Kollektiv beschließen, weil es dann für alle in Ordnung ist – wie in manchen Cafés, wo es Körbe für die Tische gibt, in denen die Handys abgelegt werden können, wenn man sich trifft. Eine bewusste Entscheidung für Gemeinschaft und gegen Ablenkungen.
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Zukunft - Zwischen Zuversicht und Sorgen
Mit Zuversicht schauen 32 Prozent auf die nächsten Meilensteine in ihrem Leben, wie Abschluss der Schule oder Ausbildung bzw. Beginn eines Studiums. Auch Themen rund um die persönliche Weiterentwicklung sind von großer Bedeutung (25%). Darunter fallen Dinge wie Volljährigkeit, Umzug in die eigene Wohnung, der erste Job und eigenes Geld, mehr Selbstständigkeit und das Sammeln von neuen Erfahrungen.
Allerdings äußern auch 17 Prozent der Jugendlichen, dass sie nichts nennen können (oder wollen) auf das sie sich freuen. Insgesamt geben 41 Prozent an, sich Sorgen über das aktuelle Weltgeschehen zu machen. Das sind vier von zehn Jugendlichen. Das umfasst eine unspezifische Angst vor Kriegen ebenso wie die konkreten Auseinandersetzungen in der Ukraine und Gaza.
Viele junge Menschen schauen mit Sorge in die Welt und können nichts sehen, worüber sie sich freuen. Wie traurig und herzzerreißend ist dieser Befund… Ich glaube, dass auch hier ein offener und ehrlicher Austausch helfen kann. Aber vor allem was für eine Möglichkeit Junge Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Denn Gott will uns in all unseren Sorgen und Ängsten Frieden geben. (1. Petrus 5,7) Wir sollen nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt gehen, aber wir müssen nicht daran verzweifeln. Denn es gibt jemanden, der die Welt zusammenhält und dem nichts aus dem Ruder läuft - auch wenn es für uns manchmal so aussieht.
Wenn ihr mit euren Jugendlichen darüber ins Gespräch kommen wollt, kann der Interaktive Mediencheck dabei ein cooles Tool sein. Damit können Jugendliche von zwölf bis 19 Jahren ihr eigenes Verhalten mit den Ergebnissen der aktuellen JIM-Studie vergleichen.
Weitere Ergebnisse aus der Studie kurz & kompakt:
Sport geht vor Freundschaft
Bei nicht-medialen regelmäßigen Freizeitaktivitäten steht „Sport“ (69%) erstmals seit 1998 vor „Treffen mit Freunden“ (64%) auf Platz eins. Jugendliche ziehen es vor, Sport zu machen, statt sich mit Freunden zu treffen.
Smartphone auf die 1
Das Handy bleibt mit Abstand das meistgenutzte Gerät mit 93 Prozent.
Lesedauer geht deutlich zurück
Die Lesedauer pro Werktag verzeichnet einen deutlichen Rückgang. Sie liegt bei 49 Minuten pro Tag, 2024 waren es noch 61 Minuten.
Bei Jungen (-15 Minuten) geht die deutlich stärker zurück als bei Mädchen (-9 Minuten).
Musikstreaming nimmt stetig zu
Aktuell haben rund 89 Prozent ein Abo bei einem Musikstreaming Anbieter. Täglich verbringen Jugendliche rund 136 Minuten mit dem Hören von Musik. Mit zunehmendem Alter steigt die Hördauer kontinuierlich.
Die wichtigsten Apps (ohne Antwortvorgabe)
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WhatsApp / +3% zum Vorjahr
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Instagram / +2% zum Vorjahr
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Snapchat / +4% zum Vorjahr
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TikTok / -2% zum Vorjahr
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YouTube / -6% zum Vorjahr
Überdruss digitaler Kommunikation
Stimme voll und ganz/weitgehend zu
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68% - „Es kommt vor, dass ich mich vergesse und viel mehr Zeit am Handy verbringe, als ich geplant hatte.“
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67% - „Ich genieße es, wenn ich Zeit ohne Handy und Internet verbringen kann.“
Spiele Spiele Spiele
Für 71 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen gehört Gaming zum festen Bestandteil des Alltags. Im Durchschnitt spielen sie dabei 88 Min. am Tag.
Interesse an aktuellen Themen
Ohne Antwortvorgabe, bis zu zwei Nennungen
- Krieg(e)/Kriegsgefahr/Konflikte (allg.) 55% | + 11% zum Vorjahr
- Klimawandel, Umwelt, Wetter 20% | -4% zum Vorjahr
- Politik allg. 16% | gleich zum Vorjahr
Wenn du bis hierher gelesen hast, interessierst du dich vielleicht für die ganze JIM Studie 2025. ;) Dort findest du noch mehr Infos zu den einzelnen Ergebnissen und Einordnungen.