Jetzt knallt´s 

Wie gehst du mit Konflikten um? In diesem Artikel findest du Leitlinien für Gespräche, in denen es mal richtig knallt.
Jetzt knallt´s 

Nichts zeigt unreifes Verhalten so ungeschminkt, wie ein heftiger Konflikt. 

Es ist erstaunlich, wie schlecht wir manchmal zuhören und wie schnell wir überreagieren, wenn jemand eine andere Meinung hat als wir selbst. Wir fangen an, uns zu verteidigen. Wenn die andere Person redet, hören wir gar nicht richtig zu, sondern überlegen schon, was wir darauf antworten könnten.  

 

„Wer Antwort gibt, bevor er zuhört, ist dumm und macht sich lächerlich."  

(Sprüche 18,13).  

 

Viele Konflikte lassen sich dadurch klären, dass man nachfragt: „Was meinst du mit dieser Aussage …?“ Damit schütze ich mich, vorschnell die Worte meines Gegenübers falsch zu interpretieren. Eine sorgfältige Gesprächskultur lässt viele Konflikte gar nicht erst entstehen oder löst sie im Frühstadium. 

 

Den Konflikt zulassen 

In einem Leiterhandbuchhandbuch habe ich mal gelesen, dass man Konflikte generell von vornherein vermeiden sollte. Tatsächlich?  

Natürlich stimmt es, dass es kein Ziel sein sollte stets auf den nächsten Konflikt aus zu sein. Es fallen auch negative Aussagen, die man nicht unnötig aufbauschen, sondern auf die man mit beruhigenden Worten reagieren sollte. Doch Konflikte generell vermeiden? Das halte ich für falsch, denn: Streit vermeiden heißt nicht Frieden schließen. Ab und zu muss einer den Mut haben, Dinge konkret beim Namen zu nennen, die da vor sich hin schwelen. Beruhigen wäre vermeiden, und vermeiden ist nicht lösen. Gute Lösungen gibt es manchmal nur dort, wo man einen Konflikt nicht zu verhindern sucht, sondern ihn schonungslos offenlegt.  

Andy Stanley (Seniorpastor einer Gemeinde in Atlanta/USA) warnt in einem Interview vor vorschneller Einstimmigkeit und argumentiert, dass jeder Entscheidungsfindungsprozess wertlos ist, wenn es niemanden in der Runde gibt, der widerspricht und die Dinge anders sieht.  

 

Der Fokus 

Was tun, wenn ein Konflikt entstanden ist? Kommt es zum Konflikt, suchen wir die Ursache und die Verantwortung für die Lösung gerne bei anderen. Doch Jesus zeigt uns: Unfrieden mit unserem Nächsten entspringt oft unserer eigenen Unzufriedenheit!  

 

In Konflikten neigen wir dazu, uns zu sehr mit dem in unseren Augen »richtigen« oder »falschen« Verhalten der anderen Person zu beschäftigen. Der Fokus einer Person, die sich vom Evangelium prägen lässt, liegt woanders: bei ihr selbst. Wir haben nur bedingt Einfluss darauf, was andere tun, sagen und wie sie sich am Ende entscheiden. Den größten Einfluss haben wir darauf, was wir selbst tun, sagen und welche Entscheidungen wir treffen. Weil ein Konflikt immer auch unsere eigenen Schwächen und unreifen Muster zeigt, ist es wichtig, dass wir unser Verhalten vom Evangelium bestimmen lassen. Darum halte dich nicht bei dem auf, was andere aus deiner Sicht falsch machen. Richte deine Kraft darauf, dass du selbst so viel wie möglich richtig machst. Worauf kannst du konkret achten?  

 

Nimm »Hitze aus dem Feuer« und reduziere die Intensität deiner Emotionen. Nimm dir einen Moment Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Bitte Gott deinem Herzen Ruhe und Besonnenheit zu schenken. Erinnere dich daran, dass du den »Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit« bekommen hast – es ist nicht der Geist von Furcht und Erregung (2. Timotheus 1,7). 

 

Konflikte sind Chancen 

Konflikt heißt Stress und Stress löst emotionale Reaktionen im Körper aus, die zu einem Tunnelblick führen. Nur ein ruhiges Herz erlaubt uns sorgfältig zu denken und Weise zu handeln. Hier hilft uns das Evangelium. Gott selbst befähigt uns zu Schritten, die wir nicht gehen können, wenn wir auf uns selbst angewiesen sind. 

 

Wo wir den Wahrheiten der Bibel erlauben, unser Denken, Reden und Verhalten zu prägen, erreichen wir eines der wichtigsten Ziele: Wir verzichten darauf, unüberlegte und egoistische Ziele durchzusetzen. Stattdessen unterstellen wir uns den guten Zielen und Werten Gottes und richten unser Handeln an ihnen aus. Wir wählen den schwierigeren, aber den richtigen Weg. Das Evangelium befähigt uns, uns für Mut, Wahrheit, Fairness, Frieden und Versöhnung zu entscheiden. 

 

Regiert in unserem Herz Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (die Frucht des Geistes in Galater 5,22), wird der Konflikt zur Chance. Denn wir sind nicht mehr auf Konfrontation, sondern Kooperation mit dem anderen aus. Wir haben verstanden, dass wir nicht Teil des Problems bleiben, sondern Teil der Lösung sein müssen. Auch wenn es uns nicht bewusst ist, können wir durch missverständliches Reden oder Handeln den Konflikt mitverursacht haben. Was wir als Angriff wahrnehmen, ist für unseren Gegenüber oft nur eine Verteidigungsreaktion. 

 

In 1. Korinther 6,11 erklärt Paulus, dass es besser ist, in bestimmten Situationen auf unser Recht zu verzichten! Ein Verzicht fällt uns materiell und emotional schwer, aber letztlich bringt Großzügigkeit größeren Gewinn: Frieden (in meinem Herzen – aber auch Frieden mit den anderen). 

 

Freundliche und ermutigende Worte  

Ein gesunder und vom Evangelium geprägter Umgang mit einem Konflikt setzt voraus, dass wir die Macht der Worte kennen und damit angemessen umgehen. 

 

Scharfe und harte Worte erzeugen Konflikte; Gerüchte machen Beziehungen kaputt und führen dazu, dass sich Menschen voneinander entfernen. Doch freundliche und ermutigende Worte haben eine beruhigende Wirkung. Sie können überzeugen, schaffen Frieden und Versöhnung. Sie haben die Macht, Gefühle zu beruhigen, Wunden zu heilen, Konflikte zu lösen, Gegner zu überzeugen und Menschen zusammenzubringen. Gute Worte bringen den Hörern Gnade (Epheser 4,29) und haben enorme Wirkung, wenn sie zur „Ermutigung" der Gemeinde gebraucht werden. 

 

Wenn du Menschen gewinnen und überzeugen möchtest, dann gebrauche freundliche und ermutigende Worte. Wähle deine Worte weise, und überlege, wie du andere Menschen damit stärken kannst. Lerne Frieden zu stiften, zu ermutigen, zu ermahnen, zu trösten, und zu segnen. Triff schon vor einem Konflikt die Entscheidung, immer die Wahrheit zu sagen. Wahre Worte sind die Grundlage für ermutigende Worte. Konflikte können durch die Kraft Jesu überwunden werden, wenn wir uns entscheiden, heilende Worte der Wahrheit und Gnade zu gebrauchen.  

 

Unser Evangelium ist das Evangelium der Wahrheit und unser Gott ist der Gott der Wahrheit, daher will er von uns, dass wir in Liebe die Wahrheit bekennen (Epheser 4,15).  

 

Das Evangelium hat die Kraft, damit 1. Korinther 4,12-13 Wirklichkeit wird. Wenn wir verbal angegriffen werden, dann sollten (werden) wir segnen; wenn wir verfolgt werden, dann sollten (werden) wir dulden; wenn man uns beleidigt, dann sollten (werden) wir darauf freundlich reagieren. 

 

Wer in einem Streit das letzte Wort dem anderen überlässt, aber nach einem Streit das erste Wort wieder findet, der ist friedfertig! W. J. Oehler 

 

Vergebung und Versöhnung nur durch die Kraft des Evangeliums 

Wenn ich mich gekränkt fühle, lege ich die damit verbundenen Emotionen bei Gott ab. Wenn ich nach zwei Tagen aber immer noch damit beschäftigt bin, dann ist es Zeit, mit der betroffenen Person zu sprechen. 

 

Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend und vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat. (Epheser 4,32) 

 

Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben. (Kolosser 3,13) 

 

Ohne Vergebung können wir weder unsere Konflikte bewältigen noch in Harmonie zusammenleben. Daher müssen wir all denen, die uns verletzt haben, immer wieder und von ganzem Herzen vergeben. Wenn wir jemand anders verletzt haben, dann müssen wir bereit sein, unsere Sünde zu bekennen und die betreffende Person um Vergebung bitten.