Gottes Zorn über soziale Ungerechtigkeit

Jona warnt die Leute in Ninive vor Gottes Strafe für ihre Ungerechtigkeit. Wie kann ein liebender Gott eine ganze Stadt zerstören wollen? Passen Zorn und Liebe zusammen?
Gottes Zorn über soziale Ungerechtigkeit

Bibeltext

Jona 3, 1- 10

Einstiegsfragen

  1. Kann ein liebender Gott zornig sein?

  2. Wer sind die Bewohner von Ninive heute?

Menschen tun Buße: wie überraschend

Wir leben in einer Gesellschaft, in der man am besten nicht über Dinge, wie Gottes Zorn, spricht. Es könnte sein, dass du als intoleranter Fanatiker bezeichnet wirst. Denn wir leben in einer Zeit, in der jeder tun darf, was er will, wenn es niemand anderes schadet. Aber tun wir das wirklich? Wer bestimmt denn eigentlich, was anderen schadet? Ist es okay, Kaffee für 1€ in der Mensa zu kaufen, der aus gemahlenen Bohnen besteht, die von ausgebeuteten Bauern in Brasilien mühsam angebaut wurden? Ist es okay ein Stück Fleisch der Stallhaltungsform 1 zu kaufen? Du wirst auf diese Frage 100 verschiedene Antworten bekommen. Was sagt uns das?

Die Gesellschaft beansprucht zu wissen, was gerecht ist, ohne dass es einen Konsens dazu gibt. Die Lautesten geben an, wo lang es geht. Wer sich anders äußert wird schnell als intoleranter Spinner oder Fundamentalist abgestempelt.

Die Folge ist: Menschen verstecken ihr Meinung, weil sie denken, dass es nichts bewegt.

Doch die Geschichte von Jona bezeugt das Gegenteil: Eine Stadt, die grausamer nicht sein kann, hört die Gerichtsankündigung Jonas, der „auf den Tisch haut“ und zum Ausdruck bringt: So geht es nicht weiter, euer Handeln ist so ungerecht, dass Gott euch bestrafen wird. Was passiert? Vom Kleinsten bis zum Größten tun die Menschen Buße? Was ein Plot Twist.

Glaubst du daran, dass Menschen heute noch Buße tun, wenn wir ihnen ehrlich sagen, wie Gott über ihr Handeln denkt?

Ehrlich gesagt dominiert mich viel öfter die Menschenfurcht und ich halte meinen Mund oder versuche einen nicht so krass klingenden Mittelweg zu finden.

Ich bin ein großer Feind davon, Menschen grundsätzlich sofort mit ihren Fehlern zu konfrontieren und ihnen die Hölle in Aussicht zu stellen. Besonders in unserer Zeit braucht es Feingefühl im Gespräch mit Menschen, die anders denken. Es sollte uns aber nicht daran hindern, Gottes Wahrheiten auszusprechen, und daran zu glauben, dass seine Worte zur Buße führen kann - so überraschend, wie sie vielleicht auch kommen mag.

Ein zorniger Gott kann kein liebender Gott sein

Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört? 100 Mal?

Denke an den Menschen, den du am meisten liebst:  Wie würdest du fühlen, wenn andere Menschen diese Person beleidigen, betrügen, schlagen oder ausrauben würden? Wie würdest du fühlen, wenn sich die Person, die du am meisten liebst, selbst verletzten würde? Würdest du vielleicht auch Wut und Zorn spüren? Die Antwort ist ja! Warum? Weil wir einen Sinn für Gerechtigkeit haben. Wird diese Gerechtigkeit gebeugt, besonders gegenüber der Menschen, die wir lieben, erfüllt es uns mit einem emotionalen Gefühl, das man Zorn nennt. Gott hat einen so viel größeren Gerechtigkeitssinn, als wir Menschen, weil er die personifizierte Gerechtigkeit ist. Er kann Ungerechtigkeit nicht mit ansehen. Besonders deshalb nicht, weil er uns liebt und weiß, dass Ungerechtigkeit schadet.

Ein weiteres Beispiel: Es geht ein Gerücht in der Ukraine herum von einem anonymen Piloten, von dem gesagt wird, dass er bereits 10 russische Kampfjets zerstört hat. Er wird gefeiert als Held der Nation. Warum? Weil er für Gerechtigkeit einsteht. Er vernichtet Leben, um Ungerechtigkeit zu beseitigen und das Leben anderer Menschen zu retten. Und alle finden es gut.

Warum werden bei Gott so andere Maßstäbe angelegt? Er ist zornig über Ungerechtigkeit und bestraft sie, weil er sie nicht mit ansehen kann. Er liebt die Menschen unendlich und ist deshalb zornig auf die zerstörerischen Taten der Menschen. Warum verurteilen wir Gott dafür? Warum feiern wir ihn nicht als Held? Er hat alles gegeben, um für Gerechtigkeit sorgen zu können. Er hat sein eigenes Leben gegeben für jeden Menschen. Für die Guten und für die Bösen. Gottes Zorn und Gottes Liebe können nicht, sondern müssen sogar koexistieren. Wäre Gott nicht zornig über die Bösen Taten der Menschen, wäre er gleichgültig und lieblos. Denn welcher liebender Vater könnte mit ansehen, wie sein Kind niedergeschlagen wird, ohne zornig zu werden.

Soziale Ungerechtigkeit als Auslöser für Gottes Zorn

„Alle sollen von ihren bösen Wegen umkehren und aufhören, Unrecht zu tun!“

Nach der Gerichtsankündigung fordert der König von Ninive alle auf, von ihren bösen Wegen umzukehren und aufzuhören, Unrecht zu tun. Was meint er damit? Meint er eine Umkehr zu Gott? Der in Vers 5 gebrauchte Begriff für Gott ist „Elohim“, der unpersönliche Gottesname. Die Menschen glaubten dem Reden Gottes. Aber es führte nicht zu einer Umkehr im Sinne eines Bundesschlusses mit „Jahwe“ dem persönlichen Gott. Jona bekehrt diese Menschen also nicht. Was passiert dann?

Jonas Worte werden wahrscheinlich in Vers 4 nur sehr verkürzt widergegeben. Aber aufgrund der Reaktion des Volkes liegt nahe, dass er den Grund nennt, warum Gott Ninive zerstören wird. Denn die Menschen fangen an, ihr ungerechtes Handeln zu beenden. Jona beklagt offensichtlich das ungerechte Handeln von Klein und Groß. Dies fügt sich nahtlos an viele weitere Propheten an, welche den Imperialismus, die Grausamkeit und die soziale Ungerechtigkeit der Assyrer verurteilen.

Gott ist ein Gott, der soziale Ungerechtigkeit nicht ertragen kann.

Eine ganz persönliche Frage an dich: Wie nimmst du an sozialer Ungerechtigkeit teil?

Ich habe für mich gemerkt, dass es ich es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, Bananen für 80 Cent das Kilo zu kaufen, weil ich damit wissentlich soziale Ungerechtigkeit fördere. Ich habe gemerkt, dass mein Massenkonsum dazu beiträgt, dass Waren mühsam von Kinderhänden gefertigt werden. Deshalb möchte ich weniger und bewusster konsumieren.

Nein ich laufe nicht nur noch in Ökobaumwollhosen rum, und nein ich habe auch kein Rattankorb, mit dem ich nur noch in BIO-Unverpacktläden einkaufen.

Aber ich möchte bewusster leben. Bewusst darüber nachdenken, wie ich einen Teil dazu beitragen kann, soziale Ungerechtigkeit zu vermeiden.

Ich weiß, dass ich als Einzelperson wahrscheinlich nicht viel bewege. Aber ich kann andere Menschen inspirieren, die wiederum andere Menschen inspirieren.

Was unterscheidet mich aber von anderen Aktivisten, die sich für Menschenrechte einsetzen?

Jona argumentiert nicht mit Moral. Jona spricht in der Autorität Gottes. Er ist das Sprachrohr, was den Menschen sagt, was Gott über diese Dinge denkt. Er fordert soziale Gerechtigkeit und Buße vor Gott. Auch wenn die Buße der Bewohner von Ninive keine echte Umkehr zu Gott beinhaltet, so ist der Aufruf von Jona doch dual. Ich möchte nicht nur für soziale Gerechtigkeit einstehen. Ich möchte den Menschen das Evangelium bringen: Dass es einen Gott gibt, der gerecht ist, der alle Ungerechtigkeit beseitigen will. Dafür hat er Jesus auf diese Erde geschickt, damit er das Böse endgültig besiegt. Er bietet jedem Menschen Vergebung an. Er möchte Beziehung leben mit Menschen, die ihren Nächsten lieben, wie sich selbst, die für soziale Gerechtigkeit einstehen. Weil Gott soziale Ungerechtigkeit hasst.