Gott hat keine Favoriten

Die erste Gemeinde hatte eine große Herausforderung zu bewältigen: die Integration von Juden und Heiden. Weil Gott keine Favoriten hat, kann in seiner Gemeinde auch heute die Integration unterschiedlichster Menschen gelingen. Dazu muss unser Denken verändert werden.
Gott hat keine Favoriten

Ziel

Die Jugendlichen lernen: Gott hat keine Favoriten, sondern er will aus unterschiedlichsten Menschen, die Jesus Christus vertrauen, eine Gemeinde bilden.

Einstieg

  1. Rollenspiel: Zwei Teilnehmer werden mit ungewöhnlichen Verhaltensregeln instruiert (etwa: Niemanden ansehen! Keine Fragen beantworten!) und dann in die Gruppe geschickt. Die Jugendlichen sollen die beiden „neuen“ Teilnehmer begrüßen und kennenlernen. Danach kurze Reflektion des Spiels.
  2. Bildbetrachtung: Die Jugendlichen sehen sich ein Bild zur Figur-Grund-Wahrnehmung an (etwa Rubin’s Vase, siehe Abbildung). Wer sieht was? Und warum wohl?
  3. Brainstorming: Was ist ein Migrationshintergrund? Wie integriert man Menschen mit einem Migrationshintergrund? Teilnehmer können gegebenenfalls von ihrem eigenen Migrationshintergrund und ihren Integrationserfahrungen berichten.

Erarbeitung und Anwendung


Der Bibeltext kann aus der jüdischen Übersetzung von David H. Stern (Das Jüdische Neue Testament. Eine Übersetzung des Neuen Testamentes, die seiner jüdischen Herkunft Rechnung trägt von David H. Stern (Holzgerlingen 2007)) gelesen werden, die semitische Namen und Begriffe benutzt, um den jüdischen Kontext des Neuen Testaments deutlich zu machen. Auf diese Weise erzielt man einen Verfremdungseffekt: Der den Jugendlichen bekannte Text erscheint in einem neuen Licht, das insbesondere den kulturellen Hintergrund des Apostels Petrus beleuchtet. Verständnisfragen (beispielsweise Wortbedeutungen) sollten unmittelbar nach der Lektüre gemeinsam beantwortet werden.

Wer trifft wen?

Mit Petrus und Cornelius treffen zwei Menschen aufeinander, die in persönlicher und kultureller Hinsicht sehr verschieden sind. Arbeitet aus dem Text (Apostelgeschichte 10,1-8, 10,14 und 10,21-22) die charakteristischen Merkmale der beiden Personen heraus!

Hier bietet sich die Möglichkeit zur Gruppenarbeit: Eine Gruppe beschäftigt sich mit Cornelius, eine andere setzt sich mit Petrus auseinander, danach tragen die beiden Gruppen einander ihre Ergebnisse vor. Diese werden an einer Tafel oder einem Flipchart gesammelt.

  • Die Präsentation der Ergebnisse kann auch in Form eines Rollenspiels geschehen: Ein römischer Soldat stellt seinen Vorgesetzten Cornelius vor; ein galiläischer Fischer spricht über seinen ehemaligen Kollegen Petrus.
  1. Cornelius
    1. Er ist ein Zenturio: ein römischer Offizier.
    2. Er gehört der Italischen Kohorte an: einem römischen Truppenteil.
    3. Er lebt in Caesarea maritima: einer nach römischem Vorbild gestalteten Stadt (römisches Theater, römischer Aquädukt u. ä.).
    4. Cornelius ist der Römer schlechthin: Er repräsentiert die römische Herrschaft (aus jüdischer Perspektive: Fremdherrschaft) und die römische Kultur (aus jüdischer Perspektive: heidnische Kultur).
    5. Cornelius verehrt nicht die Götter der römischen Weltmacht, sondern den Gott des jüdischen Volkes! Dies kommt in seinen regelmäßigen Gebeten zu Gott und in seinen großzügigen Spenden an Arme zum Ausdruck.
    6. Cornelius glaubt nicht nur privat an den Gott Israels, sondern er bekennt sich auch öffentlich zu ihm. Sein Bekenntnis hat Auswirkungen auf seine Umgebung: Cornelius’ ganzes Haus fürchtet Gott, und auch einige seiner Soldaten verehren Gott. Dies trägt dem römischen Offizier die Achtung der jüdischen Bevölkerung (Apostelgeschichte 10,22) und die Achtung Gottes ein (Apostelgeschichte 10,4).

      Worin ist Cornelius für dich ein Vorbild?

  2. Petrus
    1. Er ist ein Fischer aus Galiläa: ein jüdischer Unternehmer.
    2. Er ist ein Apostel Jesu Christi: ein Nachfolger des jüdischen Messias.
    3. Er wohnt gerade in Jaffa: in einer jüdischen Hafenstadt.
    4. Petrus ist ein Jude, der sich an die jüdischen Gesetze und Traditionen hält. Er ist ein Anhänger des jüdischen Messias Jesus von Nazareth, den die römischen Besatzer am Kreuz hingerichtet haben.
    5. Petrus hält sich an die jüdischen Gesetze und Traditionen. Er verrichtet nicht nur regelmäßig seine Gebete zum Gott Israels, sondern er beachtet auch die strengen jüdischen Speisevorschriften.
      Die jüdischen Speisegesetze beruhen auf den fünf Büchern Mose und sind von Rabbinern weiterentwickelt und ausdifferenziert worden. Wichtige Grundprinzipien sind die Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren, das Verbot Blut zu essen und die strikte Trennung von Fleisch- und Milchspeisen (siehe 2. Mose 23,19; 3. Mose 11; 17,10-16).
  3. Gesamtkonstellation
    Eine friedliche Begegnung des Römers Cornelius und des Juden Petrus scheint angesichts ihres jeweiligen kulturellen Hintergrundes ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Die beiden Protagonisten sind eigentlich Gegner.

Abschied vom alten Denken

Gott macht das Unmögliche möglich und bereitet besonders den Juden Petrus auf die Begegnung mit dem Römer Cornelius vor. In einer Vision (Apostelgeschichte 10,9-16) stellt Gott das bisherige Denken des Apostels infrage. Was ist angesichts der jüdischen Speisegesetze (siehe oben) das Unerhörte daran?
Gott widerspricht sich hier nicht selbst. Er schafft nicht die Gesetze ab, die er selbst eingesetzt hat. Aber er macht Petrus etwas deutlich: Gott ist der Gesetzgeber, Gott erklärt etwas für rein oder unrein, Gott macht Unterschiede – oder eben auch nicht. Petrus soll also sein Denken von Gott bestimmen lassen und nicht von der Tradition.

Wovon wird dein Denken bestimmt? Wie stellt Gott dein Denken in Frage?

Petrus tut etwas für jüdische Ohren Unerhörtes: Er lädt den römischen Soldaten und die Haussklaven des Zenturios ein, seine Gäste zu sein. Am nächsten Tag geht er sogar mit ihnen nach Caesarea! Hat er den Verstand verloren? Petrus nimmt Abschied von seinem alten Denken und lässt sich von Gott verändern
Es ist hilfreich, für dieses Verhalten ein aktuelles Beispiel zu suchen. Da unsere Gesellschaft jedoch kaum noch soziale Tabus kennt, finden sich angemessene
Beispiele eher in anderen Kulturen (etwa: Ein Inder aus einer höheren Kaste lädt einen Unberührbaren ein; ein strenger Muslim isst Schweinefleisch).
Petrus selbst erklärt, dass sein Handeln deshalb so ungewöhnlich ist, weil Gott sein Denken verändert hat (Apostelgeschichte 10,28 f.).
Petrus lässt sich auf das ein, was Gott von ihm will – auch wenn es seiner kulturellen Prägung völlig entgegensteht. Petrus nimmt Abschied von seinem alten Denken und lässt sich von Gott verändern. Seine Schlüsselerkenntnis lautet: „Jetzt sehe ich, dass Gott keine Günstlinge hat, sondern dass, wer immer ihn fürchtet und tut, was recht ist, von ihm angenommen wird, ganz gleich, zu welchem Volk er gehört.“ (Apostelgeschichte 10,34 f.)
Petrus verkündet den bei Cornelius versammelten Leuten das Evangelium von Jesus Christus. Was geschieht nach seiner Predigt (Apostelgeschichte 10,44-48)?

Woran zeigt sich, dass Juden und Heiden zu einer Gemeinde integriert werden?

  1. Empfangen des Heiligen Geistes
  2. Taufe im Namen Jesu Christi

Integration beginnt im Kopf

Die jüdischen Gläubigen, die mit Petrus nach Caesarea gekommen sind, wundern sich, dass auch die Heiden den heiligen Geist erhalten. Sie sind völlig aus dem Häuschen darüber, dass Gott in seiner Gemeinde Juden und Heiden, die dem Messias vertrauen, miteinander vereint.

Ist die Verwunderung der jüdischen Traditionalisten erklärlich? Lest dazu Jesaja 56,1-8.

Gott ist seit jeher darauf bedacht, Fremde in sein Volk zu integrieren. Entscheidend ist das Vertrauen auf den Gott Israels und seinen Messias, wie es Petrus in seiner Predigt sagt (Apostelgeschichte 10,43).

Wunderst du dich, dass Menschen, die ganz anders sind als du, Christen werden können? Menschen aus einer ganz anderen Kultur? Menschen aus einem ganz anderen gesellschaftlichen Milieu? (Beispiele nennen!)

Ergebnissicherung

Entsprechend der Situation und Stimmung in der Gruppe bieten sich zur Ergebnissicherung verschiedene Formate an, die auch miteinander kombiniert werden können.

  • Merkzettel: In einer Zeit der Stille (etwa fünf Minuten) denken die Jugendlichen noch einmal nach und notieren ihre individuelle Schlüsselerkenntnis auf einem Blatt (Format etwa DIN A6).
  • Kreativität: In Kleingruppen versuchen die Jugendlichen die Integration einer gesellschaftlichen Gruppe heute (beispielsweise ehemalige Muslime, Obdachlose) in der Gemeinde Jesu Christi auf einem Plakat darzustellen.
  • Diskussion: Die Teilnehmer erörtern in Kleingruppen die Struktur ihrer Gemeinde im Hinblick auf kulturelle, soziale und gegebenenfalls auch theologische Unterschiede. Wie steht es um die Integration? Welche Faktoren fördern, welche behindern sie? Was können wir als Jugendgruppe dafür tun?

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