„Es passiert offenbar überall“

So lautete die Schlagzeile eines Artikels nach den Missbrauchsfällen in einem Feriencamp auf Ameland. Der Autor des Artikels hat Recht: „Es passiert überall!“ …
„Es passiert offenbar überall“

So lautete die Schlagzeile eines Artikels  nach den Missbrauchsfällen in einem Feriencamp auf Ameland. Der Autor des Artikels hat Recht: „Es passiert überall!“ Dabei stellen christliche Kinder- und Jugendgruppen oder von ihnen veranstaltete Freizeiten keine Ausnahme dar.

Sexueller Missbrauch  ist schon lange ein Thema in christlichen Gemeinden. Nach einer Umfrage unter 1.300 Teenagern und Jugendlichen im Jahr 2009 kennen etwa ein Viertel aller Befragten ein Opfer von sexueller Gewalt. Ungefähr 10% der befragten Mädchen und Frauen gaben an, selber bereits gegen ihren Willen bei sexuellen Handlungen zugesehen oder mitgemacht zu haben. Schätzungen gehen sogar davon aus, dass zwischen 15% und 25% aller Mädchen und Frauen betroffen sind.

Wie reagieren wir darauf?

Augen zu und weitermachen wie bisher kann keine Alternative sein, denn…
  • Kinder, Teenager und Jugendliche in unseren Gemeinden brauchen Schutz. Dazu brauchen wir klare Regeln und eine liebevolle Atmosphäre, in der die uns anvertrauten Kinder und ihre individuellen Grenzen wertgeschätzt und geachtet werden.
  • Kinder, Teens und Jugendliche, die sexuelle Gewalt erleben mussten, haben häufig keinen Ansprechpartner, um mit jemandem über ihre Not zu reden. Christliche Gemeinden brauchen Mitarbeitende, die Betroffenen zuhören, glauben und weitere Hilfe vermitteln.
  • die Mitarbeitenden brauchen Hilfestellungen, um sowohl für ihren eigenen Umgang mit den Kindern und Teens sensibilisiert zu werden als auch bei möglichen Anzeichen von sexueller Gewalt richtig reagieren zu können.

Doch dazu muss das Thema „Missbrauch“ aus der Tabuzone heraus geholt und in Gemeinden und allen Gruppen, die mit Kindern, Teens und Jugendlichen zu tun haben, offen besprochen werden. Als Hilfestellung dazu hat die Christliche Jugendpflege die Leitlinie „Vor sexuellem Missbrauch schützen“ herausgegeben.

Die Leitlinie „Vor sexuellem Missbrauch schützen“

In diesem Heft geben wir Hilfen, wie christliche Kinder-, Teenager und Jugendgruppen zu sichereren Orten werden können und wie bei einem Verdacht von Missbrauch vorgegangen werden sollte. Die Leitlinie wird abgerundet durch Praxisbeispiele, rechtliche Hinweise und einem Abschnitt, wie Gemeindeleitungen ihre Mitarbeitenden unterstützen können.

Wir empfehlen allen Gemeinden diese Leitlinie in den Mitarbeiterkreisen der einzelnen Gruppen durchzusprechen und den Verhaltenskodex von allen Mitarbeitenden unterschreiben zu lassen. Außerdem wäre es gut, wenn die Mitarbeiter zusätzlich Schulungen besuchen würden, um sich darüber hinaus mit dem Thema auseinanderzusetzen. (Mittlerweile sind solche Schulungen für die Beantragungen der Juleica erforderlich.)

Doch vor allem sollte die Liebe zu den anvertrauten Kids und Teens unsere Motivation sein, das Thema „Sexueller Missbrauch“ nicht länger unter den Teppich zu kehren.