Einer redet, alles spricht

Mitarbeiter fühlen sich oft nicht ernst genommen und wünschen sich, dass die Jugendlichen auf sie hören. Wie kann man eine gesunde Autorität erhalten?
Einer redet, alles spricht

Überblick

Vor einigen Jahren fiel uns im Mitarbeiterkreis auf, dass die Unruhe in unserer Teestube zugenommen hatte, wenn die Ansagen gemacht und Lieder gesungen wurden. Wir fragten uns, woran das liegen könnte und wie wir dem begegnen sollten. Dabei stellten wir fest, dass die Unruhe bei manchen Mitarbeitern geringer war, als bei anderen. Wie schafften es einige, das knappe Gut Aufmerksamkeit zu erringen und andere nicht? Woran lag es, dass nur einige Mitarbeiter respektiert und dafür mit Ruhe und Zuhören belohnt wurden? War es der Altersunterschied von den älteren Mitarbeitern zu den Jugendlichen? Oder hatten sie eine natürliche Autorität?

Diese Frage stellte sich früher so nicht. Als ich 1985 als Jugendlicher unsere Teestube besuchte, hatte das Wort der Mitarbeiter bei mir großes Gewicht. Ich hätte mich kaum bei den Bekanntmachungen und schon gar nicht bei den Liedern unterhalten, weil die Mitarbeiter für mich gottgegebene Autoritäten waren. Gott hatte sie ausgewählt, um mich zu lehren und mir zu helfen Christus ähnlicher zu werden.

Probleme mit Autoritäten

Die Medien beschimpften Personen oder Institutionen, die weltliche oder gottgegebene Autoritäten darstellen. Selbst über die oberste Autorität, den heiligen Gott, macht man sich lustig und nimmt die aufs Korn, die seine Herrschaft anerkennen.

Ebenso werden Familien entwertet. Serien wie die Simpsons suggerieren uns, dass Vater und Mutter völlig verblödet sind und deshalb keine Autoritäten sein können. Hier finden wir nichts von dem gebotenen „Ehre Vater und Mutter!“ (2. Mose 20,12). Auch politische Führung kommt nicht gut weg. Dabei sollen wir uns den staatlichen Mächten unterwerfen (Römer 13,1). Im Gegensatz dazu kommt es aber immer häufiger zu Gewalt gegen Vertreter des Staates wie Polizeibeamten.

Seit der antiautoritären Erziehung werden in Deutschland Kinder in den Familien und Schulen verstärkt zu kritisch reflektierenden Bürgern erzogen, die alles, was von irgendeiner Obrigkeiten gefordert wird, hinterfragen und nötigenfalls auch Widerstand dagegen leisten.

Autorität heute

Autorität wird als die soziale Position einer Person definiert, die durch die Qualität der Beziehung zwischen Menschen entsteht. Sie bildet sich durch Anerkennung aufgrund verschiedener Faktoren. Es kann sich beispielsweise um freiwillige Bewunderung handeln (z.B. bei Musik-, Film- und Sportstars), sowie um Autorität durch anerkannte gesellschaftliche Rollen (Eltern, Lehrer, Polizisten, Trainer). Außerdem unterscheidet man in persönliche Autorität, die sich im Charakter, in der Reife und in der Glaubwürdigkeit einer Person zeigt, in formale Autorität, die in der Struktur (z.B. eines Unternehmens) begründet ist, und in funktionale Autorität, die sich auf das Wissen, Handeln und Können bezieht.

Wird Autorität durch Gewalt eingefordert und beruht sie ausschließlich auf deren Androhung und Ausübung, spricht man von autoritärem Verhalten. Sie verlangt unter anderem einen bedingungslosen Gehorsam.

Ist nun diese Definition der Autorität eine Erfindung der Neuzeit? Das ist sie nicht, denn Gott stellt uns genau diese Kriterien in seinem Wort vor, wodurch Personen zu Autoritäten werden.

Ist Gott die Autorität in unserem Leben, nur weil er das Amt „Gott“ inne hat? Gott verdient diese erhobene Stellung, denn er hat Himmel und Erde gemacht, uns geschaffen und er versorgt uns (Psalm 136). Er ist Experte in Sachen Lebensführung, weiß, was richtig und falsch ist, was wir tun und lassen sollten. Er ist immer ansprechbar, ist uns immer nah und hilft uns. Er ist allwissend, allmächtig, ewig und treu. Deshalb gilt ihm unsere Bewunderung und er ist die Autorität in unserem Leben! Dies gilt ebenso für unseren Herrn Jesus. Er hat uns aus unseren Sünden errettet und sein Leben hingegeben. Er ist unser großes Vorbild im Glauben und Gehorsam (Hebräer 12, 2+3), in seinem Charakter und Handeln.

Der Einfluss auf Menschen

Im Fernsehen kommt ein Beitrag zu einem Krisenthema und dazu ist ein Experte eingeladen. Wird er als Fachmann für das Thema vorgestellt, hat er einen akademischen Titel und macht er einen guten Eindruck, steigt seine Glaubwürdigkeit und Autorität. Wir hören ihm anders zu als einem Unbekannten. Das kann man auch in Gemeinden beobachten. Wir hatten kürzlich einen Bruder zu einem Wissenschaftsthema bei uns. Er war Experte und hatte einen Doktortitel. Die Veranstaltung wurde auch von gemeindefernen Menschen besucht und fand gute Resonanz, obwohl biblische Wahrheiten klar vertreten wurden. Durch sein Fachwissen wurde ihm ganz anders zugehört.

Unser Ziel ist es, Jugendliche in ihrem (Glaubens-)Leben zu fördern. Um sie zu erreichen ist es wichtig, dass wir uns unserer Position und unserer Verantwortung bewusst sind.

Autorität kann von Gott gegeben werden – beten wir dafür!

Gott gab Josef Gunst bei dem Obersten des Gefängnisses, so dass dieser ihn über alles stellte (1. Mose 39,21-23). Und Gott ließ Josef alles gelingen. Natürlich steht diese Stelle im Zusammenhang mit Gottes Rettungsplan für  sein Volk, aber es macht deutlich, von wem das Ansehen vor Menschen kommen muss: von Gott.

So haben auch wir in unserer Teestube Gott immer wieder darum gebeten, unsere Mitarbeiter mit Autorität auszustatten. Und die Gruppe wurde ruhiger!

Schwächen können von Gott benutzt, oder beseitigt werden – beten wir darum!

Mose (2. Mose 3,1-4,17) und Jeremia (Jeremia 1,6-9) wurden von Gott auserwählt, empfanden sich aber als zu schwach und unfähig. Sie teilten Gott offen ihre Ängste mit. Daraufhin sagte Gott ihnen seine Hilfe zu! Sie glaubten Gott und führten die Aufträge aus. Welche großen Männer Gottes wurden aus ihnen!

Als ich gefragt wurde, ob ich Mitarbeiter werden wollte, zögerte ich. Ich traute mir diese Aufgabe nicht zu, wusste zu wenig über Gottes Wort und es fehlte mir an Weisheit. Diese Punkte brachte ich vor Gott. Besonders wichtig war mir Jakobus 1,5 und so betete ich um Weisheit. Ich konnte sehen, wie Gott half und seine Versprechen einlöste.

Autorität entsteht durch mühevolle Arbeit – packen wir kräftig mit an!

Paulus schildert bei seinem Abschied in Milet (Apostelgeschichte 20,18-27), wie er in diesen Gemeinden gearbeitet und sich verausgabt hat.

Wenn es etwas zu tun gibt, wenn eine Gruppenstunde oder eine besondere Aktion stattfindet, ist der volle Einsatz der Mitarbeiter gefragt. Die Jugendlichen werden sehen, welche Zeit du investierst, wie du Prioritäten setzt und andere Dinge mal zurück stehen. Es fällt Jugendlichen negativ auf, wenn ein Mitarbeiter ohne wirklich wichtigen Grund fehlt, sich nur halbherzig einsetzt, oder nur Anweisungen geben will. Aber wenn sie sehen, dass sich seine Liebe und Verbundenheit mit dem Herrn darin ausdrückt, dass er sich für Gott einsetzt, wird das auch seine Botschaft an die Jugendlichen unterstreichen.

Autorität ist eine Frage des Charakters – lassen wir uns verändern!

Lässt du dich leicht aus der Ruhe bringen? Redest du über andere? Übertreibst du? Jeder hat seine Schwachpunkte. Paulus schreibt in Kolosser 3,1-17, dass wir die Handlungen des alten Menschen ausziehen und die Kleider Gottes anziehen sollen. Durch die Kraft des Wortes macht uns der Heilige Geist auf Missstände aufmerksam, die wir vor Gott bringen und durch ihn ändern lassen müssen.

Autorität wächst durch Beziehungen – werden wir nahbar!

Timotheus erhielt diesen Einblick in das Leben des Paulus (2. Timotheus 3,10+11) und profitierte sehr davon. Die Jugendlichen lernen uns Mitarbeiter nicht in den Gruppenstunden kennen. Wir brauchen Gelegenheiten, in denen sie außerhalb der offiziellen Stunden Zeit mit uns verbringen können. Wenn sie uns kennen lernen, sehen sie, ob wir echt sind. Stimmen reden und tun überein?

Autorität zeigt sich durch Wertschätzung – lassen wir uns Christi Blick schenken!

Älteste sollen die Herde nicht aus Zwang hüten und über sie herrschen, sondern demütig mit ihr umgehen (1. Petrus 5,2-3). Auch Mitarbeitern muss bewusst sein, dass ihnen die Verantwortung für Gottes geliebte Kinder übertragen wurde. Deshalb sollten wir stets unser Bestes geben und uns um jeden Jugendlichen bemühen. Das bedeutet beispielsweise, dass man sich Namen und Details aus ihrem Leben merkt, nachfragt, wie Ereignisse gelaufen sind, Versprechen hält und pünktlich zu den Treffen erscheint.

Autoritäten müssen Probleme ansprechen – lassen wir uns die richtige Art schenken!

Mitarbeiter haben auch die Verantwortung, Probleme und Missstände anzusprechen. Dabei ist es wichtig, das Ziel einer Ermahnung im Auge zu behalten: Wir wollen den anderen gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss uns Gott die richtige Art schenken, Liebe und Weisheit.

Zusammenfassung

Autorität kommt selten von alleine. Man muss sie sich von Gott schenken lassen und hart dafür arbeiten. Mit Gottes Hilfe, Gebet, Offenheit für Korrektur, Zeit mit Gottes Wort und der Hilfestellung der anderen Mitarbeiter können wir Autorität erwerben. Dieser Weg lohnt sich!

Thomas Kroll