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Familie

Der Teenager und die „unheile“ Familie

Dieser Artikel enthält hilfreiche Tipps für Mitarbeiter, wie sie Kindern aus schwierigem Elternhaus helfen können.

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11. November 2014
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3 min

Ich halte den Druck nicht mehr aus!

Jenny ist Schülerin, hat einen behinderten Bruder und ein schwieriges Elternhaus. Neben den guten Leistungen in der Schule wird Jennys Hilfe im Haushalt jeden Tag eingefordert. Der Leistungsdruck und die Pflege ihres Bruders fordern Jenny alles ab. Am meisten jedoch belastet sie die Stimmung zu Hause. Wenn die Mutter von der Arbeit kommt, ist sie schlecht gelaunt und schreit rum. Der Vater zieht sich an seinen Computer zurück und lässt den Rest der Familie mit der Arbeit alleine. So bleibt umso mehr an Jenny hängen. Sie fühlt sich ungerecht behandelt und sucht nach einem Ventil, um den Druck loszuwerden. Sie zieht sich zurück, denkt an Ritzen und isst nur noch sehr unregelmäßig.

Als Außenstehender ist es schwierig in das System einer Familie einzugreifen. Was vielen Kindern und Teenager hilft, ist ein offenes Ohr. Während des Redens gewinnen die Teens eine Distanz zu den geschilderten Erlebnissen. Dies hilft ihnen, Probleme gedanklich loszuwerden. Aber auch ein Impuls seitens des Mitarbeiters ist nötig. In Jennys Fall kann gemeinsam überlegt werden, wie eine Erleichterung aussehen könnte. Wer oder was könnte sie entlasten?

Neben den konkreten Hilfestellungen sollte auch ein Verständnis für die Personen im Umfeld geschaffen werden. In Jennys Fall ist es die Mutter, die ebenfalls unter Druck steht. Jenny muss lernen, zwischen objektiven und subjektiven Wahrnehmungen zu unterscheiden. Subjektiv fühlt sie sich ständig unter Druck, objektiv wird ihre Hilfe benötigt.

Meine Eltern leben getrennt.“

Mehr als 150 000 Minderjährige sind jedes Jahr von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Sie verlieren den sicheren Boden einer intakten Familie. Ab jetzt müssen sie sich zwischen Papa oder Mama entscheiden. Sie sind in einem ständigen Loyalitätskonflikt. Zu wem halte ich? Was fühlt der eine, wenn ich mehr Zeit mit dem anderen verbringe? Ihr Selbstwertgefühl ist angeknackst, weil sie meinen: „Ich war es nicht wert, dass meine Eltern zusammenblieben.“ Gleichzeitig wollen sie es immer allen rechtmachen und verhalten sich oft vernünftiger als die Erwachsenen. Häufig stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Sie haben ein feines Gespür dafür, was der jeweilige Elternteil hören will und äußern echte Gefühle nur selten.

Als Mitarbeiter kannst du sie ermutigen, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Sie sind nicht für das Wohlergehen der Eltern verantwortlich. Hilf ihnen Freiräume zu finden, wo sie Gefühle wie Wut, Trauer und Enttäuschung offen und ehrlich äußern können. Hilf ihnen Freiräume zu finden, wo sie Gefühle wie Wut, Trauer und Enttäuschung offen und ehrlich äußern können. Scheidungskinder wollen nicht bemitleidet werden. Vielmehr sollte das Selbstwertgefühl gestärkt werden, indem Fähigkeiten entdeckt und gefördert werden. Sie haben meist gelernt Verantwortung zu übernehmen. Deshalb sollte man ihnen Aufgaben geben, sie darin fördern und bestätigen.

Dass darf keiner wissen!

Der Alkohol- oder auch der Sexualmissbrauch wird in den meisten Fällen in den Mantel des Schweigens gehüllt. Familiengeheimnisse wirken häufig destruktiv. Kinder werden mit Schweigeboten erpresst oder mit Drohungen zum Stillschweigen gezwungen. „Was in der Familie geschieht, geht niemanden was an“, heißt es dann. Deshalb schweigen viele Teens.

Ritzen, psychische Probleme, Despressionen mit Selbstmordgedanken oder Essstörungen können Anzeichen von familiären Problemen sein. Bevor sie ihre eigenen Probleme offenbaren, testen sie unsere Vertrauenswürdigkeit. Sie erzählen von anderen, die Probleme haben oder fangen an, von „kleineren“ Problemen zu berichten. Hier ist konstante Zuwendung und Geduld nötig. Es braucht oft Monate, bis sie von den eigentlichen Problemen erzählen.

Es kann sein, dass dich einige Probleme überfordern. Dann ist es wichtig, sich selbst fachlichen Rat holen. Du bist kein Therapeut, sondern Begleiter und Unterstützer. Bei schwerwiegenden Problemen solltest du die Jugendlichen ermutigen, Facheinrichtungen für ihre Problematik in Anspruch zu nehmen.

Danke!

Deine Teens können aus ihren Schwierigkeiten gestärkt herausgehen. Doch dazu benötigen sie jemanden: Dich. Wenn Teenager erleben, dass sie unterstütz werden, ihnen Hoffnung durch Zuwendung und Glauben vermittelt wird, kann sich trotz schwieriger Bedingungen eine reife Persönlichkeit entwickeln.

Weiterführende Informationen zum CHRIS-Sorgentelefon findest du hier: http://www.chris-sorgentelefon.de/