Der Mitarbeiter als Kaufhaus

Heute wird das Mitarbeitersein im Teeny- oder Jugendkreis einmal von einer anderen Seite beleuchtet: aus der Zeitgeschichte, in der unsere Jugendlichen heranwachsen und in der sie sich zu Hause fühlen.
Der Mitarbeiter als Kaufhaus
Wenn unsere Gemeinde ein Ort wäre, wo es etwas zu „kaufen“ gibt, was genau wäre es dann?

Ja, du hast richtig gelesen. Was du schon immer insgeheim befürchtet hast, steht nun schwarz auf weiß vor deinen Augen – sofern es dir noch nicht schwarz vor Augen geworden ist: Der Mitarbeiter als Kaufhaus. Das klingt niederschmetternd, frustrierend. Wie ein Programm mit eingebauter Ausbrenn-Garantie. Viele Erwartungen, viele Anforderungen und nur wenig Gewinn dabei.

Ich gebe zu, der Titel ist missverständlich. Doch es geht nicht um Frust, Schuldzuweisung oder Schwarzmalerei, was Mitarbeit in der Gemeinde betrifft. Denn das Gegenteil ist der Fall! Mit anderen unterwegs sein, Menschen kennenlernen, etwas erleben, Zusammenhänge entdecken, Freundschaften schließen und Versöhnung leben – das erleben nur diejenigen, die sich einbringen und ihr Christsein mit anderen teilen. Natürlich gibt es da auch die dunklen Stellen. Aber ich habe nur mit wenigen gesprochen, die im Nachhinein gesagt haben, dass sie aus ihnen nichts gelernt hätten. Gott ist ein lebendiger Gott und wer mit ihm lebt, wird seine Spuren im eigenen Leben entdecken.

Ich möchte heute das Mitarbeitersein in einem Teeny- oder Jugendkreis einmal von einer anderen Seite beleuchten: nämlich aus der Zeitgeschichte, in der unsere Jugendlichen heranwachsen und in der sie sich zu Hause fühlen. Das ist deshalb wichtig, weil wir diesen Jungs und Mädels eine Umgebung schaffen wollen, in der sie sich zu Hause fühlen können und von der sie wissen, dass sie gewollt und bejaht sind. Und es geht darum, dass wir ihnen die Nachricht von Jesus so vermitteln, dass sie sie verstehen und annehmen können. Wenn schon Kaufhaus sein, dann nicht eines, das die Katze im Sack verkauft, oder? Lasst uns stattdessen Filialen sein, in denen die Leute Vertrauen in Jesus bekommen und gerne zu ihm gehören wollen!

Vor einigen hundert Jahren waren die größten Gebäude landauf, landab in Städten und Dörfern die Kirchen. Neben dem Einfluss, den der Klerus in dieser Zeit ausgeübt hat, markieren diese Zeitzeugen aus Holz und Stein auch das spirituelle Zentrum im Leben der Menschen damals. Wenn heute gebaut wird, dann mit Stahl und Glas. Und die Ergebnisse zahlloser Architekten, Ingieneure und Handwerker repräsentieren, was heute zählt: Konsum und Kommerz. Die größten Gebäude heutzutage sind die Kaufhäuser. Auch das zeugt von einer spirituellen Haltung.

Mit den Einkaufstempeln sind die Erwartungen gestiegen. Kaum eine Passage, in der man nicht alles bekommen kann, was das Herz begehrt. Kein langes Anstehen und Warten mehr. Bedürfnisse werden sofort bedient, der Kunde ist der König. Und wem das nötige Kleingeld fehlt, der kann immerhin auf Pump den Eindruck von Reichtum und Glück erwecken. Langes Überlegen und Planen muss nicht sein, möglich ist, was da ist und worauf man Lust hat.

Eine Haltung, die zunehmend selbst in unseren christlichen Gemeinden gelebt wird. Dem ist kein Vorwurf zu machen. Zu jeder Zeit waren die Christen auch Kinder ihrer Zeit, und es obliegt jeder Generation, das Evangelium so in ihre Zeit zu übersetzen, dass es verstanden und angenommen werden kann. Es geht hier also nicht darum, einen Missstand zu beklagen und sich wehmütig der guten alten Zeit zu erinnern. Ziel muss sein, das aktuelle Lebensverständnis so aufzunehmen, dass Menschen (inklusive dir und mir) Gott wirklich kennenlernen können. Auch das gehört zum Auftrag Jesu, die Botschaft seiner Erlösung weiterzusagen.

Lasst uns einfach mal überlegen: Wenn unsere Gemeinde ein Ort wäre, an dem es etwas zu “kaufen“ gibt, was genau wäre das dann? Welche Möglichkeiten hätten wir, unser „Produkt“ an den Mann/die Frau zu bringen?

Auch wenn das für manchen Christen anstößige Gedanken sind: Ich glaube, dass Kirchen und Gemeinden von den meisten Menschen in unserem Land schon lange als Dienstleistungsunternehmen gesehen werden. Nur von sehr vielen Christen noch nicht so richtig. Doch, hat Jesus nicht gesagt:

„Der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener.“

Insofern ist das, wie uns die „Welt“ sieht, wohl gar nicht so verkehrt. Und ich meine, darin liegt eine geniale Chance für unsere Jugendlichen – und für uns als Gemeinden!

Folgende Aufzählung soll dir dabei helfen, ein erfolgreiches „Kaufhaus“ zu sein. Aus dem Zusammenhang wirst du erkennen, was gemeint ist. Und das ist viel effektiver, als vorab eine lange Erklärung abzugeben.

Damit kein Missverständnis entsteht: Es geht nicht darum, einen Verhaltenskatalog aufzustellen nach dem Motto: „Was du unter allen Umständen sein musst (und unter keinen Umständen sein darfst), um ein wirklich echter und vollmächtiger Mitarbeiter zu sein.“ Ich will dich einladen und dich dazu motivieren, ein glücklicher und gesegneter und erfüllter Mitarbeiter oder Mitarbeiterin zu sein. Denn das gefällt Gott!

Übrigens, es geht hier immer um Männer und Frauen, auch wenn ich der Einfachheit halber nur die maskuline Form gewählt habe! Bist du bereit? Okay, dann also los:

1. Wisse um die Bedürfnisse deiner Kunden

Die Welt ist nicht nur ein Sündenpfuhl, vor dem man sich tunlichst in Acht nehmen sollte. Sie ist auch ein wichtiger Informant darüber, was gerade modern ist. Sie zeigt, welche Erwartungen gerade wichtig sind, was die Menschen in ihr haben und wonach sie sich sehnen. Auch wenn die Welt nicht die Heimat ist für Christen, so ist sie ihr Tätigkeitsfeld. Das bedeutet: Wenn du als Mitarbeiter für deine „Zielgruppe“ interessant sein willst, dann musst du wissen, was diese Leute brauchen, was ihnen fehlt. Du musst wissen, in was für einer Lage sie sich befinden und an welchen Orten du dich aufhalten musst, damit du sie tatsächlich erreichst. Du musst ihre Sprache sprechen – und zwar so, dass sie wirklich verstehen, was du ihnen geben willst und wie du es ihnen geben willst.

2. Sei dir über deine Angebotspalette im Klaren

Hier geht es nicht um Gemeinde – es geht um dich. Damit du für andere wertvoll werden kannst, ist wichtig, dass du dich selber kennst. Niemand wird in einer Bäckerei einen Nagel kaufen wollen. Und wer von einem Bäcker eingeladen wird, es doch einmal zu versuchen, der wird ziemlich enttäuscht. Damit du weißt, was du geben kannst, solltest du dir also deiner Gaben bewusst sein. Wenn du weißt, was du kannst und was du nicht kannst, dann macht dich das stark.

Ein leider ziemlich hartnäckiges Gespenst in unseren christlichen Gemeinden ist der Mythos vom geistlichen Allrounder. Nach dem Motto: Ein Bäcker, der nicht gleichzeitig Schmied, Gärtner und Kfz-Mechaniker, Professor, Verkündiger und Unternehmer ist, kann kein echter Segen sein. Dieser Mythos ist eine Lüge. In Wirklichkeit muss es heißen: Nur wer um seine Gaben und seine Grenzen weiß, der ist wirklich geschickt für das Reich Gottes.

Überlege dir also:

Womit kannst du deine Regale füllen? Worauf hat Gott dich spezialisiert? Was hast du zu bieten? Warum bist du für andere Menschen wichtig? Warum ist es genau richtig, wenn du dich in genau dem Bereich in der Gemeinde einbringst?

Falls du dir da nicht sicher bist, habe den Mut und frage andere in deiner Gemeinde, wie sie dich einschätzen. Und probier das eine oder andere zuerst einmal aus. Probezeiten zur Selbstfindung sind erlaubt!

3. Überprüfe deinen Warenbestand

Ein Kaufhaus ist nur dann für Kunden interessant, wenn die Regale gefüllt sind und wenn sie sich auskennen. Für dich als Mitarbeiter ist also zweierlei wichtig:

  • Halte deine Regale voll. Kaufhäuser leben nicht nur vom Verkauf, sondern vom Einkauf. Das bedeutet: Wenn du dich als Mitarbeiter in deiner Gemeinde einbringst, dann sorge auch dafür, dass die Gemeinde dir dient, indem du dich von ihr versorgen lässt. Ich mache die Erfahrung, dass genau in diesem Bereich der Teufel ziemlich erfolgreich unterwegs ist. Da bist du ein oder zwei Jahre motiviert dabei, und auf einmal macht dir dein Engagement keinen Spaß mehr. Wenn du nicht spätestens hier die Reißleine ziehst, riskierst du einen geistlichen Burnout. Nutze also deine Gemeinde. Dafür ist sie da! Gott will dich durch die Gemeinde segnen! Wenn du Probleme hast, dann rede mit jemandem. Wenn du etwas nicht so gut kannst, dann sprich jemanden an, der das kann. Wenn du am Ende bist, nicht weiter weißt, dann hole dir Rat. Es ist keine peinliche Niederlage, wenn du etwas nicht kannst oder nicht weißt. Sondern diese Leute und ihre Gaben sind dazu da, dass du deinen „Warenbestand“ immer wieder auffüllen kannst. Übrigens, es ist deine Aufgabe, andere in deiner Gemeinde anzusprechen, wenn du ihre Hilfe brauchst. Dazu fordert dich Gott heraus. Denn kein Mensch kann Gedanken lesen!
  • Halte Ordnung. Sorge dafür, dass die anderen möglichst immer wissen, woran sie bei dir sind. Das Wort aus der Bibel dafür lautet „Wahrhaftigkeit“. Wenn es dir gut geht, dann kannst du das zugeben. Wenn es dir nicht so gut geht, auch. Nutze die Freiheit, die du in Jesus hast. Nicht zum lieblosen und unbeherrschten Umgang. Aber zu einer liebevollen und geraden Ehrlichkeit. Dann finden sich die anderen immer bei dir zurecht. Und das gibt Sicherheit und fördert das Vertrauen. Gerade in Teeny- und Jugendkreisen ist das sehr wichtig. Denn in diesem Alter sind wir Menschen ziemlich leicht zu verunsichern. Da gehört Sicherheitgeben ziemlich weit nach oben auf die Liste.

4. Biete einen erstklassigen Service

Nicht jeder Kunde, der in ein Kaufhaus geht, weiß bereits, was er sucht. Manchmal ist es einfach die Neugier oder der Neid oder die Langeweile, die ihn dahin ziehen. Deshalb kommt es darauf an, dass du deinem „Kunden“ zuerst einmal Zeit und Gelegenheit gibst, sich zu orientieren. Wenn er dann weiß, was er bei dir (nicht) bekommen kann, dann kannst du ihn ansprechen und fragen. Übrigens ist das Wichtigste das Ansprechen. Deine Wertschätzung, dein Interesse an ihm, deine Aufrichtigkeit, die kannst du vom ersten Wort an einbringen. Das merkt dein Gegenüber immer!
Überleg doch mal: Wie reagierst du in einem Kaufhaus auf einen Mitarbeiter, wenn du merkst, dass er nicht wirklich an dir interessiert ist? Echtes Interesse wird daran deutlich, dass man dem Kunden dabei hilft das zu finden, was der Kunde will. Wichtig ist also nicht zuerst, dass du ihm das verkaufst, was in deinen Regalen steht, sondern dass du dich dafür interessierst, was der Kunde will. Darin besteht dein Service – auch wenn das bedeutet, dass du ihm sagst, dass du den gewünschten Artikel nicht führst. Wenn du Kunden hast, dann geht es nicht darum, dass du deine eigenen Ziele erreichst, sondern das Ziel des Kunden. Wenn du eine Sandale kaufen wolltest und stattdessen mit einem knöchelhohen Trekkingschuh aus dem Geschäft kommst, dann hat das Kaufhaus zwar Umsatz gemacht, aber es besteht die Gefahr, dass der Kunde für immer wegbleibt – wenn er nicht sicher ist, dass er wirklich die richtigen Schuhe gekauft hat.

5. Sorge für Sauberkeit

Unordentliche Kaufhäuser wirken verwahrlost. Man könnte den Eindruck bekommen, dass man dort keine gute Ware bekommt. Als Mitarbeiter ist es wichtig, dass du für die Menschen in deiner Gruppe ein „sauberer“ Mitarbeiter bist. Dabei geht es nicht unbedingt um einen piekfeinen Gruppenraum und ein immer schaufensterreifes Zuhause. Sondern:

Wichtig ist, dass du das bist, was du sagst und vermitteln willst. Sei echt!

Wer in einem Audi-Autohaus einen Porsche verkaufen will, ist einfach nicht am richtigen Platz. Wenn du Menschen für ein Leben mit Jesus interessieren willst, dann lebe nicht ein Leben ohne ihn. Denn das macht dich total unglaubwürdig.

Mit deinem Verhalten würdest du dir und Jesus Christus schaden. Halte also Ordnung, damit das, was du weiterzugeben hast, auch angemessen erkannt werden kann. Wenn du Wahrhaftigkeit im Regal hast, dann sei wahrhaftig. Und lass keine Lügen und Halbwahrheiten zu. Wenn du zur Eindeutigkeit aufforderst, dann lass dich nicht mit der Mehrdeutigkeit ein. Wenn du zum Dienen einlädst, dann hüte dich vor Machtworten – so etwas beschmutzt nur, führt zur Irritation und zu Qualitätseinbußen. Keine Deals, Tricks, Gerüchte. Was du mit anderen machst, können sie auch mit dir machen. Es kostet dich weit mehr Kraft, dich gegen Verdächtigungen und Angst zu wehren, als Jesus vertrauensvoll nachzufolgen.

Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Bewahren, Weitergeben deiner Gaben – und ich wünsche dir Gottes Segen in deiner Gemeinde und in deiner Mitarbeit!