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Bibeltext

Der Bibeltext spricht an

Ein Erlebnis, wenn der Text brisant wird

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22. August 2013
schedule
2 min

Er fragte mich, ob ich nächsten Sonntag vertretungsweise die Predigt übernehmen könnte.

„Kann ich machen – worum soll’s denn gehen?“

Also studierte ich das Kapitel und holte mir aus Gedankenfluss und Struktur des Textes die Hauptpunkte für meine Predigt. Je weiter ich kam, desto entsetzter stellte ich fest, dass der Heilige Geist in diesem Abschnitt ein Problem ansprach, was ich und andere glaubten, bei unseren Ältesten festgestellt zu haben. Was sollte ich bloß machen?!?

Nun, ich beschloss, der Aufforderung von Paulus zu gehorchen, der dem ebenfalls jungen Timotheus mal sagte: „Predige das Wort!“

Und das tat ich. So sorgfältig und so eng am Text wie möglich erklärte ich am folgenden Sonntag vor der Gemeinde, was Gott den damaligen Lesern durch Jakobus sagen wollte und was das für uns heute bedeutet. Ich traute mich kaum, meine Ältesten dabei anzuschauen – es ist nicht mein Stil, die Kanzel für verbale Ohrfeigen zu missbrauchen. Ich wusste, dass die Botschaft eine öffentliche Rüge für sie (aber auch andere) enthielt. Aber ich hatte keine andere Wahl.

Nach der Predigt kam einer der Ältesten auf mich zu. Ich dachte: „Pass auf, jetzt kommt’s!“.

Aber er grinste mich an und meinte:

„Wenn du uns nochmal den Kopf waschen solltest, dann bring bitte auch Shampoo mit! – Die Predigt heute passte. Vielen Dank!“

Deswegen liebe ich induktives Bibelstudium. Hätte ich das gleiche Problem in einer Themenpredigt behandelt, hätte jeder gedacht: „Ah, jetzt packt Marco die Sache endlich mal an!“, die Betroffenen hätten allerdings geschlussfolgert: „Ziemlich unfair, uns seine Sicht der Dinge von der Kanzel zu präsentieren!“.

So, wie es gelaufen war, war ich glücklicherweise aus dem Schneider: Das Kapitel war vorgegeben gewesen (ein großer Grund für systematische Predigten!), Thema und Erklärungen kamen aus dem Text. Da konnte mir keiner was am Zeug flicken.

Es war nicht mehr meine Weisheit. Die Autorität Gottes war zum Zug gekommen! Deswegen sollte jeder Mitarbeiter lernen, Gottes Gedanken aus den Texten der Bibel zu entnehmen und weiterzugeben. Die sind es, die zählen.

Wenn wir wollen, dass Menschen Gott ernst nehmen, müssen wir sein Wort ernst nehmen.