Bei Lehrern gespickt

Wie bereitest du Lernerfolge in deiner Jugendstunde vor? Keine Ahnung? Hier einige Tipps!
Bei Lehrern gespickt

Ein wichtiges Ziel unserer Jugendarbeit ist, dass junge Menschen Neues über den Glauben an Gott lernen. Nun könnte man meinen, das geschieht, indem man in der Bibel liest, sie versteht und umsetzt. Ist das nicht zu kurz gegriffen?

Wir können Menschen nicht wie einen PC mit Daten füttern! Lernen geschieht unter bestimmten Rahmenbedingungen. Es gibt eine vorteilhafte Lernumgebung. Wir als Mitarbeiter können sie gestalten und unseren Jugendlichen das Lernen erleichtern. Wir können ihnen Lust am Lernen schenken und da-bei ihre persönlichen Bedürfnisse berücksichtigen. Wir können Menschen nicht wie einen PC mit Daten füttern! Lernen geschieht unter bestimmten Rahmenbedingungen.

In Rheinland-Pfalz haben Schüler ein Recht auf individuelle Förderung, bei der Schwächen abgebaut und Stärken ausgebaut werden sollen. Dieses Prinzip lässt sich gut auf unsere Jugendgruppen übertragen. Voraussetzung dafür ist, dass ich meine Jugendlichen gut kenne und immer wieder mit ihnen über Glaubensleben ins Gespräch zu komme.

  • Ein Lernprozess bezeichnet die Veränderung einer einzelnen Person durch Verarbeitung neuen Wissens, neuer Erkenntnisse und Erfahrungen sowie den Vergleich mit dem bisherig Erlebten. Dem Individuum muss eine Motivation zum Lernen gegeben werden, damit der Lernprozess in Gang gesetzt werden kann. Somit ist das Zustandekommen eines Lernprozesses vom Willen des Individuums abhängig.

Lernprozesse können auch behindert werden. Dies geschieht beispielsweise, wenn die Konzentration während der Stunde durch Handyklingeln, Gerede mit dem Nachbarn oder häufiges Aufstehen und Herumlaufen gestört wird. Auch eingesetzte Medien können Anlass für Ablenkungen sein.

Nicht zuletzt ist der Lernprozess an einen Zeitrahmen geknüpft. Man lernt nicht zu jeder Tageszeit gleich gut. Am späten Nachmittag oder abends lässt die Konzentration oft nach und da liegen unsere Treffen. Es kann helfen die Gruppenstunde abwechslungsreich zu gestalten und mit kreativen Elementen zu beleben.

Das Konzept:

Die Erarbeitung des Inhalts

Bevor ich etwas an die Jugendlichen weitergebe, muss ich es selbst erarbeitet und verstanden haben. Während der Erarbeitungsphase sollte ich die Frage im Hinterkopf haben, wo es bei den Zuhörern zu Verständnisproblemen, Schwierigkeiten oder Nachfragen kommen kann. Dazu stellt man sich die Problemfragen (Warum-Fragen) und notiert die Argumente für fundierte Antworten. So ist man vorbereitet.

Für den Lernprozess ist es entscheidend, dass die Inhalte in einem logischen Zusammenhang stehen. Ein roter Faden muss erkennbar sein. Dazu gliedert man die Inhalte logisch und bringt sie in eine sinnvolle Reihenfolge.

In welchem Zusammenhang steht das Thema zum Leben der Zuhörer?

Darum ist es wichtig, dass die Jugendlichen einen Einblick bekommen, warum dieses Thema für sie von Bedeutung ist. Je stärker dies deutlich wird, desto größer wird seine Motivation, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich die Inhalte zu merken.

Darum muss man sich Gedanken machen, wie man den Zuhörern einen guten Zugang zu dem Thema ermöglichen kann. In der Einstiegsphase muss man die Jugendlichen für den Inhalt des Abends interessieren und motivieren sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Hier ist deine Kreativität gefragt.

Analyse der Bedingungen

Neben den räumlichen Gegebenheiten muss man beachten, welche Personen mit den Inhalten erreicht werden. Dazu gehört die Gruppengröße und wie alt und welchen Geschlechts die Zuhörer sind. Hiervon hängt ab, wie man den Lernstoff aufbereiten muss, damit er verstanden werden kann. Bei älteren Jugendlichen wählt man eine andere Sprache, verwendet andere Beispiele und thematisiert andere Probleme als bei jüngeren. Alles wird sich daran orientieren, wie man möglichst viele Zuhörer motivieren kann, sich zu konzentrieren, gut zuzuhören und dadurch viel zu lernen.

Selbst bei ähnlicher Altersspanne gibt es große Unterschiede im Niveau. Die Teenager haben einen unterschiedlichen Stand in Bezug auf ihre Kenntnisse von Gottes Wort und deren Umsetzung in ihrem Leben. Die einen hörten schon am Kinderbett biblische Geschichten, andere sind gerade zum Glauben gekommen und haben nun erstmals Kontakt mit der Bibel. Jemand, der schon viel weiß, kann neue Informationen leicht mit dem bereits Bekannten verknüpfen und lernt schneller. Hier kann man mit unterschiedlichen Arbeitsaufträgen den einen mehr in die Tiefe des Themas führen und dem anderen einen Einstieg ermöglich. Man kann den einen in einer Partnerarbeit dafür einsetzen, dem anderen etwas zu erklären, wodurch beide lernen.

Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Personen gleich gut miteinander lernen können.

Lernprozesse sollen positiv und in einem möglichst störungsfreien Rahmen ablaufen.

Gibt es Spannungen in der Gruppe, sollte man die Zusammensetzung der Teams bewusst gestalten.

Neben diesen grundsätzlichen Fragen ist es wichtig zu wissen, welche verschiedenen Lerntypen man in der Gruppe hat. Manche können sich etwas gut merken, wenn sie es hören. Andere müssen es sehen (z.B. in einem Schaubild), es in die Hand nehmen oder praktisch etwas tun oder es laut aussprechen, um optimal zu lernen. Oft ist es aber auch ein Gemisch aus den einzelnen Typen. Jeder lernt anders. Daher muss der Lehrende sich informieren, wie andere lernen. Mit diesen Informationen kann er die Stunde bewusst gestalten und so alle Lerntypen ansprechen.

Es geht darum, wie man die Bedingungen so gestaltet, dass jeder optimal gefördert wird und möglichst viel lernen kann. Nimm dir Zeit, über deine Leute nachzudenken und gegebenenfalls besondere Aufträge für Einzelne zu planen.

Methodische Überlegungen

Eine Methode wird nie zum Selbstzweck ausgeführt, sondern um den Lernprozess zu unterstützen und voranzubringen. Wenn man ein Thema erarbeitet hat, könnte man es in Form eines 60-minü-tigen Vortrages weitergeben, wie es in der Predigt geschieht. Doch in der Jugendstunde haben wir Möglichkeiten, die Abwechslung bringen und dem Gehirn neue Impulse geben. So werden automatisch unterschiedliche Lerntypen angesprochen. Wenn man zum Vortrag eine Partner- oder Gruppenarbeit einplant, fördert man diejenigen, die die Inhalte hören und die, die sie laut aussprechen müssen, um sie zu lernen. Wenn man Plakate entwickeln lässt, fördert man die Lerntypen, die mit dem Inhalt etwas praktisch umsetzen müssen. Sie schreiben ihn auf und bringen ihn in Zusammenhang mit anderen Inhalten. Ein Rollenspiel zum kreieren, fördert ebenfalls diesen Lerntyp.

An dieser Stelle muss über den Einsatz von Medien (Beamer, OHP, Arbeitsblätter usw.) unter dem Gesichtspunkt nachgedacht werden, wie dadurch der Lernprozess gefördert wird.

In der Gruppe muss man Möglichkeiten schaffen, sich angstfrei äußern zu können.

Große Gruppen sind oft anonymer. Meist ist der Austausch in einem Gespräch mit allen schwer möglich, weil manche sich nicht trauen etwas zusagen. Aber gerade das ist ein wichtiger Aspekt des Lernens. Dies könnte z.B. in schriftlicher Form geschehen: Beiträge werden auf Zettel geschrieben und an einer Wand präsentiert. Dadurch werden die Gedanken formuliert und festgehalten – der Lernprozess wird bewusster.

Ein Problem, das natürlicherweise oft bei Bibelarbeiten zu Tage tritt, ist das Vorlesen eines Textes. Manche Gruppen organisieren dies in Form einer Lesekette, d.h. es wird reihum gelesen. Gerade bei ungeübten Lesern bedeutet dies eine Angst- oder Stresssituation, in der man fast nichts mehr mitbekommt und schon gar nichts lernt. Bei uns hat es sich als gut herausgestellt, die Texte auf freiwilliger Basis lesen zu lassen. Dies dauert manchmal etwas länger, führt aber zu einem stressfreieren Lernklima, mit dem alle zufrieden sind.

Man sollte die Jugendlichen außerdem dazu anhalten, sich eigenständig Notizen anzufertigen. Da dies nicht einfach ist, können die Mitarbeiter dazu Tipps geben und beispielsweise ansagen, was man sich am besten notiert. Damit wird der Lernstoff zum einen wiederholt, weil man das Gehörte wieder aufschreibt, und zum anderen vertieft, weil man den Stoff selbst in einem eigenen Satz zusammenfassen muss.

Stundenziele konkret formulieren

In der Planung ist es wichtig, dass man schriftlich formuliert, was die Zuhörer lernen, was sie praktisch umsetzen und worin sie sich verändern sollen. Am Ende seiner Planung muss man überprüfen, ob die Ziele durch den geplanten Verlauf erreicht werden können. Die formulierten Ziele sind auch die Punkte, die auf jeden Fall in der Sicherungsphase wiederholt und vertieft werden müssen.

Den Verlauf der Stunde planen

Den Verlauf sollte man sich in einem Programmraster aufschreiben. Dabei muss man sich realistische Zeiträume überlegen, welche für die einzelnen Phasen passen. Die Angaben dienen zur Orientierung in der Vorbereitung und der Gruppenstunde. Dies könnte folgendermaßen aussehen:

Reflexion der Stunde

Nach der Stunde sollte man sich die Zeit nehmen, um den Verlauf und die Ergebnisse zu reflektieren. Dabei muss man selbstkritisch die Planung mit dem tatsächlichen Verlauf vergleichen. Wurden die Ziele erreicht? Haben die Zuhörer das, was sie lernen sollten, auch gelernt? Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?

Es kann auch sehr hilfreich sein, einen anderen Mitarbeiter um sein Feedback zu bitten. Durch die Reflexion lernt man, die Lernprozesse der nächsten Stunde besser einschätzen, planen und organisieren zu können.