Der verkannte Schatz - Enthaltsamkeit

Selbstbeherrschung ist heute kaum noch gefragt. Ich kann alles sofort haben. Wartezeiten gibt es nur noch beim Arzt. Was ich will, das nehme ich mir – ein Motto, nach dem viele leben. Doch ist es das? Verkennen wir nicht den wahren Wert der Selbstbeherrschung?
Der verkannte Schatz - Enthaltsamkeit

Diese Andacht ist Teil einer Reihe zum Thema “Frucht des Geistes”:

Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Galater 5,22

Einstieg

„Aaaaaah, dieser blöde … hat mir doch glatt die Vorfahrt genommen.“ … „Nein, ich habe kein Problem mit Selbstbeherrschung. Ich stehe um 5 Uhr auf und lese Bibel, verbringe Zeit im Gebet.“ Stammen beide Aussagen von der gleichen Person? Die Antwort überlasse ich dir. Je nachdem wie gut du mich kennst.

Selbstbeherrschung. Ist die heute noch gefragt? Und als Christ „beherrscht“ mich doch sowieso Christus, oder?! Was ist sie wert? Und wozu ist sie gut?

Hauptteil

Salomo – ein Mann, der alles hatte – der mehr als genug hatte – schreibt dazu:

Geduld bringt weiter als Heldentum, es ist besser, sich zu beherrschen, als Städte zu erobern. Sprüche 16,32
  • Wow! Das sagt einer, der Israel beherrschte als es seine größte Fläche besaß. Aber nicht die Anzahl der Städte macht einen guten König aus, sondern seine Selbstbeherrschung.
  • Da frage ich mich doch glatt, ob ich dieser Eigenschaft auch so einen hohen Stellenwert beimessen würde. Besonders als Leiter. Es scheint, dass es ohne Selbstbeherrschung gar nicht geht, wenn ich andere führen und leiten will.
  • Seneca sagt dazu:
 Unzählige Menschen haben Völker und Städte beherrscht, aber nur ganz wenige sich selbst. Seneca
  • Ja, Selbstbeherrschung ist eine verloren gegangene, unglaublich wertvolle Eigenschaft. Das zeigen nicht nur meine Reaktionen im Straßenverkehr, sondern auch die vielen verschlafenen Zeiten, die eigentlich für Gott reserviert waren, mein Umgang mit anderen, mein Reden uvm.

Beispiel gefällig?

Wer Einsicht hat, spart die Worte, wer sich beherrschen kann, zeigt seinen Verstand. Sprüche 17,27
  • Kann es sein, dass gerade im Reden sich zeigt, wer sich beherrschen kann und wer nicht?
  • Aber das nur am Rande.  „Die Gedanken sind frei.“ Aber ist das gut?

Auch die Gedanken wollen beherrscht werden. Nirgends haben wir so viel Freiraum. Keiner kann uns reinreden. Keiner weist uns zurecht. „Die Gedanken sind frei.“ Aber ist das gut? Soll ich da allem nachgehen.

Wie eine Stadt mit zerstörter Mauer ist ein Mann, der seinen Geist nicht beherrscht. Sprüche 25,28
  • Salomo fordert mich heraus: Wenn du deinen Geist, deine Gedanken nicht im Zaum halten kannst, dann bist du leicht einzunehmen, dann bist du schutzlos ausgeliefert.
  • Ja, es redet dir keiner rein in dein Kopfkino. Aber du bist den Versuchungen des Teufels schutzlos ausgeliefert, wenn du dich dort nicht beherrschen kannst. Neid, Unzucht, Hass…werden deine Gedanken ruckzuck bestimmen, wenn du deinen „Geist nicht beherrschst“.
  • Eine andere Übersetzung formuliert es so: „…ein Mann, der seinem Geist keine Schranke setzt.“
    • Wo es an Selbstbeherrschung fehlt, macht sich schnell die Gier breit. Keine Grenzen kennen. Maßlos werden. Sich nicht zurückhalten können.
    • Das wird dir und anderen schaden. Wer sich beherrschen kann, erlebt – in der Nachfolge Jesu – die grenzenlose Güte Gottes. Wer keine Grenzen kennt, wird erleben, dass er nie zufrieden sein wird und dass Gott ihn in seine Schranken weist.

Schluss

Selbstbeherrschung ist ein absolutes „must have“. Gerade heute, wo ich alles sofort kriegen kann, wo ich nicht mehr warten muss, wo Schnelligkeit mehr zählt als Ausdauer. Ein Mensch, der selbstbeherrscht ist, ist eine echte Rarität und Besitzer eines verkannten, verachteten Schatzes. Bist du so eine Rarität? Besitzt du diesen Schatz? Ich wünsche es dir!

Andere werden das merken und letztlich dahinter steigen, dass Selbstbeherrschung eigentlich heißt: „Hier herrscht Christus!“, denn es ist und bleibt etwas, was Gott in uns wachsen lassen will.

Außerdem wirst du ohne Selbstbeherrschung kaum Jesus nachfolgen können. Denn dieser Weg ist schmal und fordert an vielen Stellen Selbstbeherrschung, sprich „Jesus nach“ und nicht meinen Gefühlen, Ansichten, Meinungen etc.