Das menschliche Quartett

Vergleiche machen neidisch und zerstören Beziehungen. In diesem Artikel lernst du, mit begabten Mitarbeitern umzugehen.
Das menschliche Quartett

Ich vergleiche mich

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Ich vergleiche mich mit anderen Menschen. Weil ich in einem christlichen Werk arbeite, kann ich viel Zeit in fromme Dinge investieren. Aber dieses fromme Umfeld verhindert nicht, dass ich mich immer wieder vergleiche. Da steht ein Prediger auf der Bühne, der die Zuhörer begeistert. Wie bei einem Quartett bewerte ich, wer besser ist. Aber ich vergleiche nicht die PS, sondern die Qualität der Predigt. Und ich finde immer Leute, deren Predigten mehr PS haben. Oder die beliebter sind. Oder die coolere Projekte anstoßen. Stach.

Vergleiche machen dich unzufrieden

Kennst du das Problem auch? Du hast nicht so viel PS unter der Motorhaube wie du dir wünschst. Ein anderer Mitarbeiter bekommt viel Lob für seine Andachten. Die Jugendlichen gehen mit ihren Problemen zu ihm. Er hat immer gute Ideen. Wenn du dich mit ihm vergleichst, fragst du dich wer du schon bist – und es geht dir schlecht.

In diesen Situationen erleben wir, was der dänische Philosoph Søren Aabye Kierkegaard geschrieben hat:

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.

Nicht Vergleich, sondern Verstärkung

Und obwohl wir merken, dass uns der Vergleich mit anderen unzufrieden macht, hören wir nicht damit auf. Regelmäßig laufen wir dabei in eine Falle: wir vergleichen nur eine Eigenschaft. Das Auto hat mehr PS – dafür ist seine Spitzengeschwindigkeit niedriger. Wenn wir uns mit Anderen vergleichen, denken wir in der Regel an ihre größte Stärke, messen uns damit und blenden andere Bereiche aus.

Wie ein Auto nicht nur aus PS besteht, haben auch wir viele Facetten. Auch wenn der andere Mitarbeiter einen besseren Kontakt zu den Jugendlichen hat, hast du deine Stärke wahrscheinlich in einem anderen Bereich. Du hältst die Organisation am Laufen. Oder bringst liebevolle Details ein, die die Jugendgruppe erst so richtig schön machen. Aber weil du dich auf eine Stärke des Anderen fokussierst und du dich damit vergleichst, macht dich das unzufrieden.

Der eine bringt die PS mit, der nächste die Geschwindigkeit. In den jeweiligen Stärken ergänzen wir uns – wenn wir uns nicht gegenseitig ausstechen, sondern miteinander gewinnen wollen. Das ist der Grund, warum Paulus das Miteinander der Christen mit einem Körper vergleicht. Da braucht es die Stärken jedes Körperteils. Ich wünsche mir, dass wir uns weniger vergleichen, sondern vielmehr gegenseitig verstärken.

Nicht Vergleich, sondern Vorbild

Aber was ist eigentlich so schlimm daran, dass ein Anderer in einem Bereich besser, beliebter oder begabter ist? Eigentlich gar nichts, oder? Wenn wir in Ruhe darüber nachdenken, ist uns klar, dass wir nicht die besten, beliebtesten oder begabtesten Menschen auf diesem Planeten sind. Aber wenn das nicht nur ein Gedankenspiel bleibt, sondern ein begabterer Mensch vor uns steht, vergessen wir das ganz schnell.

Wenn wir uns dann mit dieser Person vergleichen, verzweifeln wir. Aber wenn wir in ihm ein Vorbild sehen, können wir uns verbessern. Wenn wir den anderen nicht als Vergleich sehen, den wir übertrumpfen müssen, sondern ein Vorbild, von dem wir profitieren dürfen, dann kann in uns eine heilige Unzufriedenheit entstehen, die uns motiviert, uns anzustrengen und uns verändern zu lassen.

Paulus hat sich in seinen Briefen immer wieder als Vorbild dargestellt, dem wir nacheifern dürfen. Und ich wünsche mir, dass wir lernen, in unserem Nächsten ein Vorbild zu sehen, das uns inspiriert, statt einen Vergleich, mit dem wir uns messen!

Das Ende des Vergleichs?

Diese frommen Worte über den Vergleich habe ich euch geschrieben. Haben sie euch gefallen? Das wünsche ich mir immer noch. Auch wenn ich in meinem Leben gelernt habe, dass ich in meinem Nächsten eine Verstärkung und ein Vorbild sehen kann, vergleiche ich mich doch immer wieder.

Vor einigen Wochen hat mir ein Freund eine Mail geschrieben: „Du bist ein toller Projektmanager! Aber denke daran: dass Wichtigste ist nicht, was du kannst, sondern was du bist: ein geliebtes Kind Gottes.“ Amen. Diese Gedanken beenden zwar nicht meine Vergleiche, aber wenn ich mich vergleiche, denke ich immer mehr daran, dass mein Wert nicht durch meine Leistung bestimmt wird. Und das ist der Anfang meines Glücks und der Beginn meiner Zufriedenheit.

Gebet

Was machst du jetzt, wenn du wieder spürst, wie das quälende Gefühl des Vergleichs in dir aufsteigt? Vielleicht hilft dir folgendes Gebet:

„Herr, lass mich in meinem Nächsten eine Verstärkung und keinen Vergleich sehen. Ich möchte mich nicht mit ihm messen, sondern von ihm inspiriert werden. Mache mir immer wieder deutlich, dass mein Wert nicht davon abhängt, was ich kann, sondern was ich bin: ein geliebtes Kind Gottes!“